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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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Sievers Briefe
[Spaltenumbruch]
Eiserne Hakken.(Tschot.)
Kleine eiserne Kessel.(Bachar.)
Eiserne Schöpflöffel.(Choll. Bachar.)
Feuerstahle.(Tschackmack.)
Feuersteine zu 1 Kop.(Tschack-mack-taß.)

Chara Sawra schwarzer Schagrin; so nennen
die Kirgisen die Stiefel so sie von den Taschkinern und
Bucharen sehr theuer erkaufen: der Preiß ist gewöhn-
lich ein Pferd, welches man auf 12 Rubel setzen kann;
aber sie sind auch so stark, daß sie öfters 8 Jahre aus-
dauern; sie werden von Pferdeleder verfertiget und sind
auf der Oberfläche körnig. Außer den erwähnten Waa-
ren tauschen sie von ihren asiatischen Nachbaren beynahe
alle übrige Kleidung ein, die größtentheils in baumwol-
lenen Zeugen und seidenen Tüchern zum Kopfputz der
Frauenzimmer besteht.

Um 3 Uhr Nachmittages giengen wir weiter und
hatten bis zum Nachtlager, bey einer Wollost Chara-
girei,
einen schönen ebenen Weg; das Flüßchen, woran
dieses Dorf stand, hieß gleichfalls Chara-Ssu ohnweit
dem nicht sehr hohen kahlen Berge Chuß-Murren
(Vogel-Schnabel). Während diesem Marsche bemerkte
ich große Flecke eisenschüßigen rothen Thon, Salzpfützen
und Salzausschlag auf der Steppe. Der größte Salz-
antheil hier herum ist Alcali minerale, hat aber auch
zum Theil Vitriol. oder Salzsäure beygemischt. Hier
traf ich denn auch manche schöne Salzpflanze als Atri-
plex sibirica & laciniata, Serratula salsa, Salsolae
von
verschiednen Gattungen. Mein Führer Chaial zeigte

mir
Sievers Briefe
[Spaltenumbruch]
Eiſerne Hakken.(Tſchot.)
Kleine eiſerne Keſſel.(Bachàr.)
Eiſerne Schoͤpfloͤffel.(Choll. Bachàr.)
Feuerſtahle.(Tſchackmack.)
Feuerſteine zu 1 Kop.(Tſchack-mack-taß.)

Chara Sawra ſchwarzer Schagrin; ſo nennen
die Kirgiſen die Stiefel ſo ſie von den Taſchkinern und
Bucharen ſehr theuer erkaufen: der Preiß iſt gewoͤhn-
lich ein Pferd, welches man auf 12 Rubel ſetzen kann;
aber ſie ſind auch ſo ſtark, daß ſie oͤfters 8 Jahre aus-
dauern; ſie werden von Pferdeleder verfertiget und ſind
auf der Oberflaͤche koͤrnig. Außer den erwaͤhnten Waa-
ren tauſchen ſie von ihren aſiatiſchen Nachbaren beynahe
alle uͤbrige Kleidung ein, die groͤßtentheils in baumwol-
lenen Zeugen und ſeidenen Tuͤchern zum Kopfputz der
Frauenzimmer beſteht.

Um 3 Uhr Nachmittages giengen wir weiter und
hatten bis zum Nachtlager, bey einer Wolloſt Chara-
girei,
einen ſchoͤnen ebenen Weg; das Fluͤßchen, woran
dieſes Dorf ſtand, hieß gleichfalls Chara-Sſu ohnweit
dem nicht ſehr hohen kahlen Berge Chuß-Murren
(Vogel-Schnabel). Waͤhrend dieſem Marſche bemerkte
ich große Flecke eiſenſchuͤßigen rothen Thon, Salzpfuͤtzen
und Salzausſchlag auf der Steppe. Der groͤßte Salz-
antheil hier herum iſt Alcali minerale, hat aber auch
zum Theil Vitriol. oder Salzſaͤure beygemiſcht. Hier
traf ich denn auch manche ſchoͤne Salzpflanze als Atri-
plex ſibirica & laciniata, Serratula ſalſa, Salſolae
von
verſchiednen Gattungen. Mein Fuͤhrer Chaial zeigte

mir
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[128/0136] Sievers Briefe Eiſerne Hakken.(Tſchot.) Kleine eiſerne Keſſel.(Bachàr.) Eiſerne Schoͤpfloͤffel.(Choll. Bachàr.) Feuerſtahle.(Tſchackmack.) Feuerſteine zu 1 Kop.(Tſchack-mack-taß.) Chara Sawra ſchwarzer Schagrin; ſo nennen die Kirgiſen die Stiefel ſo ſie von den Taſchkinern und Bucharen ſehr theuer erkaufen: der Preiß iſt gewoͤhn- lich ein Pferd, welches man auf 12 Rubel ſetzen kann; aber ſie ſind auch ſo ſtark, daß ſie oͤfters 8 Jahre aus- dauern; ſie werden von Pferdeleder verfertiget und ſind auf der Oberflaͤche koͤrnig. Außer den erwaͤhnten Waa- ren tauſchen ſie von ihren aſiatiſchen Nachbaren beynahe alle uͤbrige Kleidung ein, die groͤßtentheils in baumwol- lenen Zeugen und ſeidenen Tuͤchern zum Kopfputz der Frauenzimmer beſteht. Um 3 Uhr Nachmittages giengen wir weiter und hatten bis zum Nachtlager, bey einer Wolloſt Chara- girei, einen ſchoͤnen ebenen Weg; das Fluͤßchen, woran dieſes Dorf ſtand, hieß gleichfalls Chara-Sſu ohnweit dem nicht ſehr hohen kahlen Berge Chuß-Murren (Vogel-Schnabel). Waͤhrend dieſem Marſche bemerkte ich große Flecke eiſenſchuͤßigen rothen Thon, Salzpfuͤtzen und Salzausſchlag auf der Steppe. Der groͤßte Salz- antheil hier herum iſt Alcali minerale, hat aber auch zum Theil Vitriol. oder Salzſaͤure beygemiſcht. Hier traf ich denn auch manche ſchoͤne Salzpflanze als Atri- plex ſibirica & laciniata, Serratula ſalſa, Salſolae von verſchiednen Gattungen. Mein Fuͤhrer Chaial zeigte mir

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/136>, abgerufen am 03.05.2024.