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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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gestellt, auf welcher eine kleine elektrische Locomotive mit drei
angehängten Personenwagen in einer Geschwindigkeit von 3 bis
4 m per Secunde circulirt. Die Laufschienen der Bahn bilden
die eine Leitung zu der im Maschinenraume stehenden dynamo-
elektrischen Lichtmaschine grösserer Sorte, während eine zwischen
den Laufschienen und ohne metallische Verbindung mit diesen
angebrachte Mittelschiene das Ende der anderen Leitung bildet.
Die Locomotive besteht im Wesentlichen aus einer der strom-
gebenden ganz gleichen Maschine, deren eines Drahtende durch
die Räder der Locomotive mit den Laufschienen in leitender
Verbindung steht, während das andere Ende durch eine Contact-
vorrichtung mit der Mittelschiene communicirt. Wird der Strom-
lauf geschlossen und die stromgebende Maschine mit etwa 600 bis
700 Umdrehungen per Minute continuirlich gedreht, so setzt sich
die Locomotive mit grosser Kraft in Bewegung und durchläuft
mit constanter Geschwindigkeit die Bahn. Die Locomotive zieht
an ihrem Zughaken mit etwa 200 kg, wenn die Wagen fest-
gehalten werden, und mit 70--80 kg während der Fahrt mit 3 m
Geschwindigkeit, was etwa einer Arbeitsleistung von drei effec-
tiven Pferdestärken entspricht. Auffallend erscheint hierbei, dass
diese Geschwindigkeit sich nur wenig ändert, wenn anstatt der
gewöhnlichen Belastung der Personenwagen (mit 18 Personen)
eine doppelte und selbst dreifache Belastung eintritt, und dass
die Kraft des ersten Anzuges eine so sehr bedeutende ist. Es
ist dies aber eine Eigenthümlichkeit der elektrischen Kraftüber-
tragung überhaupt. Die Theorie derselben lässt sich in Kürze
unter folgende Gesichtspunkte bringen. Denkt man sich eine
dynamo-elektrische Maschine der Gramme'schen oder v. Hefner'-
schen Construction mit geschlossener Leitung in Drehung gesetzt,
so wächst der Strom und damit der Magnetismus des fest-
stehenden Elektromagnetes so weit an, wie die specielle Con-
struction der Maschine und der eingeschaltete Widerstand es
zulassen. Die Arbeitskraft, welche erforderlich ist, um die vom
Strome durchlaufenden Umwindungsdrähte des rotirenden Eisen-
ringes des Cylinders durch die Anziehungssphäre der Magnet-
pole (das magnetische Feld) hindurchzutreiben, ist dabei einmal
der Stromstärke in den Drähten, zweitens der Stärke des Magne-
tismus, welcher innerhalb gewisser Grenzen ebenfalls proportio-

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gestellt, auf welcher eine kleine elektrische Locomotive mit drei
angehängten Personenwagen in einer Geschwindigkeit von 3 bis
4 m per Secunde circulirt. Die Laufschienen der Bahn bilden
die eine Leitung zu der im Maschinenraume stehenden dynamo-
elektrischen Lichtmaschine grösserer Sorte, während eine zwischen
den Laufschienen und ohne metallische Verbindung mit diesen
angebrachte Mittelschiene das Ende der anderen Leitung bildet.
Die Locomotive besteht im Wesentlichen aus einer der strom-
gebenden ganz gleichen Maschine, deren eines Drahtende durch
die Räder der Locomotive mit den Laufschienen in leitender
Verbindung steht, während das andere Ende durch eine Contact-
vorrichtung mit der Mittelschiene communicirt. Wird der Strom-
lauf geschlossen und die stromgebende Maschine mit etwa 600 bis
700 Umdrehungen per Minute continuirlich gedreht, so setzt sich
die Locomotive mit grosser Kraft in Bewegung und durchläuft
mit constanter Geschwindigkeit die Bahn. Die Locomotive zieht
an ihrem Zughaken mit etwa 200 kg, wenn die Wagen fest-
gehalten werden, und mit 70—80 kg während der Fahrt mit 3 m
Geschwindigkeit, was etwa einer Arbeitsleistung von drei effec-
tiven Pferdestärken entspricht. Auffallend erscheint hierbei, dass
diese Geschwindigkeit sich nur wenig ändert, wenn anstatt der
gewöhnlichen Belastung der Personenwagen (mit 18 Personen)
eine doppelte und selbst dreifache Belastung eintritt, und dass
die Kraft des ersten Anzuges eine so sehr bedeutende ist. Es
ist dies aber eine Eigenthümlichkeit der elektrischen Kraftüber-
tragung überhaupt. Die Theorie derselben lässt sich in Kürze
unter folgende Gesichtspunkte bringen. Denkt man sich eine
dynamo-elektrische Maschine der Gramme’schen oder v. Hefner’-
schen Construction mit geschlossener Leitung in Drehung gesetzt,
so wächst der Strom und damit der Magnetismus des fest-
stehenden Elektromagnetes so weit an, wie die specielle Con-
struction der Maschine und der eingeschaltete Widerstand es
zulassen. Die Arbeitskraft, welche erforderlich ist, um die vom
Strome durchlaufenden Umwindungsdrähte des rotirenden Eisen-
ringes des Cylinders durch die Anziehungssphäre der Magnet-
pole (das magnetische Feld) hindurchzutreiben, ist dabei einmal
der Stromstärke in den Drähten, zweitens der Stärke des Magne-
tismus, welcher innerhalb gewisser Grenzen ebenfalls proportio-

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[483/0505] gestellt, auf welcher eine kleine elektrische Locomotive mit drei angehängten Personenwagen in einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 m per Secunde circulirt. Die Laufschienen der Bahn bilden die eine Leitung zu der im Maschinenraume stehenden dynamo- elektrischen Lichtmaschine grösserer Sorte, während eine zwischen den Laufschienen und ohne metallische Verbindung mit diesen angebrachte Mittelschiene das Ende der anderen Leitung bildet. Die Locomotive besteht im Wesentlichen aus einer der strom- gebenden ganz gleichen Maschine, deren eines Drahtende durch die Räder der Locomotive mit den Laufschienen in leitender Verbindung steht, während das andere Ende durch eine Contact- vorrichtung mit der Mittelschiene communicirt. Wird der Strom- lauf geschlossen und die stromgebende Maschine mit etwa 600 bis 700 Umdrehungen per Minute continuirlich gedreht, so setzt sich die Locomotive mit grosser Kraft in Bewegung und durchläuft mit constanter Geschwindigkeit die Bahn. Die Locomotive zieht an ihrem Zughaken mit etwa 200 kg, wenn die Wagen fest- gehalten werden, und mit 70—80 kg während der Fahrt mit 3 m Geschwindigkeit, was etwa einer Arbeitsleistung von drei effec- tiven Pferdestärken entspricht. Auffallend erscheint hierbei, dass diese Geschwindigkeit sich nur wenig ändert, wenn anstatt der gewöhnlichen Belastung der Personenwagen (mit 18 Personen) eine doppelte und selbst dreifache Belastung eintritt, und dass die Kraft des ersten Anzuges eine so sehr bedeutende ist. Es ist dies aber eine Eigenthümlichkeit der elektrischen Kraftüber- tragung überhaupt. Die Theorie derselben lässt sich in Kürze unter folgende Gesichtspunkte bringen. Denkt man sich eine dynamo-elektrische Maschine der Gramme’schen oder v. Hefner’- schen Construction mit geschlossener Leitung in Drehung gesetzt, so wächst der Strom und damit der Magnetismus des fest- stehenden Elektromagnetes so weit an, wie die specielle Con- struction der Maschine und der eingeschaltete Widerstand es zulassen. Die Arbeitskraft, welche erforderlich ist, um die vom Strome durchlaufenden Umwindungsdrähte des rotirenden Eisen- ringes des Cylinders durch die Anziehungssphäre der Magnet- pole (das magnetische Feld) hindurchzutreiben, ist dabei einmal der Stromstärke in den Drähten, zweitens der Stärke des Magne- tismus, welcher innerhalb gewisser Grenzen ebenfalls proportio- 31*

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/505>, abgerufen am 22.11.2024.