Es gelang mir, die Aufgabe der sicheren und billigen Er- zeugung starker elektrischer Ströme auf einem anderen Wege zu lösen, wobei die Anwendung von Stahlmagneten gänzlich fort- fiel. Das Prinzip, auf welchem diese Maschinen beruhen, ist dasselbe, auf welches die Elektrisirmaschinen von Töpler und Holtz begründet sind, das der Verstärkung der Ursache der Er- zeugung elektrischer Spannung durch die Wirkung derselben. Denkt man sich in einer magneto-elektrischen Maschine die Stahlmagnete durch Elektromagnete ersetzt und die durch einen Commutator gleichgerichteten Ströme des rotirenden Theils der Maschine in der Weise durch die Windungen des die Stahl- magnete ersetzenden Elektromagnetes geleitet, dass der Strom den Magnetismus im richtigen Sinne verstärkt, so muss der verstärkte Magnetismus wieder stärkere Ströme hervorbringen und so fort, bis -- wenn die Drehung gleichmässig fortdauert -- entweder das Maximum des Magnetismus im Eisen erreicht oder die Ma- schine durch zu grosse Wärmeentwickelung in den Drähten zer- stört wird. Es genügt dabei für den Beginn der sich steigernden Wirkung oder für das "Angehen" der Maschine ein sehr ge- ringer Grad von Magnetismus in den feststehenden Elektro- magneten. Nicht nur der auch in dem weichsten Eisen zurück- bleibende Magnetismus reicht für das sofortige "Angehen" der Maschine aus, es wird dies in der Regel bei neu erbauten Ma- schinen auch schon durch den Erdmagnetismus bewirkt. Ich habe diese Maschinen in meiner ersten Mittheilung über das den- selben zu Grunde liegende Prinzip an die königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Januar 1867 dynamo-elektrische Maschinen genannt, um dadurch anzudeuten, dass durch sie Arbeitskraft direct, d. h. hier ohne Vermittlung vorhandener permanenter Magnete, in elektrischen Strom umgewandelt wird. Da jede arbeitende elektro-magnetische Maschine, wie schon früher hervorgehoben, Gegenströme erzeugt, welche den sie be- wegenden elektrischen Strom schwächen, und da die Richtung dieser Ströme von der Richtung der Drehung der Maschine abhängig ist, so muss eine Rückwärtsdrehung derselben ihn um- gekehrt verstärken. Es wird daher, genau genommen, jede elektro-magnetische Maschine durch Rückwärtsdrehung eine dy- namo-elektrische. Dass man durch diesen Umstand nicht schon
Es gelang mir, die Aufgabe der sicheren und billigen Er- zeugung starker elektrischer Ströme auf einem anderen Wege zu lösen, wobei die Anwendung von Stahlmagneten gänzlich fort- fiel. Das Prinzip, auf welchem diese Maschinen beruhen, ist dasselbe, auf welches die Elektrisirmaschinen von Töpler und Holtz begründet sind, das der Verstärkung der Ursache der Er- zeugung elektrischer Spannung durch die Wirkung derselben. Denkt man sich in einer magneto-elektrischen Maschine die Stahlmagnete durch Elektromagnete ersetzt und die durch einen Commutator gleichgerichteten Ströme des rotirenden Theils der Maschine in der Weise durch die Windungen des die Stahl- magnete ersetzenden Elektromagnetes geleitet, dass der Strom den Magnetismus im richtigen Sinne verstärkt, so muss der verstärkte Magnetismus wieder stärkere Ströme hervorbringen und so fort, bis — wenn die Drehung gleichmässig fortdauert — entweder das Maximum des Magnetismus im Eisen erreicht oder die Ma- schine durch zu grosse Wärmeentwickelung in den Drähten zer- stört wird. Es genügt dabei für den Beginn der sich steigernden Wirkung oder für das „Angehen“ der Maschine ein sehr ge- ringer Grad von Magnetismus in den feststehenden Elektro- magneten. Nicht nur der auch in dem weichsten Eisen zurück- bleibende Magnetismus reicht für das sofortige „Angehen“ der Maschine aus, es wird dies in der Regel bei neu erbauten Ma- schinen auch schon durch den Erdmagnetismus bewirkt. Ich habe diese Maschinen in meiner ersten Mittheilung über das den- selben zu Grunde liegende Prinzip an die königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Januar 1867 dynamo-elektrische Maschinen genannt, um dadurch anzudeuten, dass durch sie Arbeitskraft direct, d. h. hier ohne Vermittlung vorhandener permanenter Magnete, in elektrischen Strom umgewandelt wird. Da jede arbeitende elektro-magnetische Maschine, wie schon früher hervorgehoben, Gegenströme erzeugt, welche den sie be- wegenden elektrischen Strom schwächen, und da die Richtung dieser Ströme von der Richtung der Drehung der Maschine abhängig ist, so muss eine Rückwärtsdrehung derselben ihn um- gekehrt verstärken. Es wird daher, genau genommen, jede elektro-magnetische Maschine durch Rückwärtsdrehung eine dy- namo-elektrische. Dass man durch diesen Umstand nicht schon
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Es gelang mir, die Aufgabe der sicheren und billigen Er-
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lösen, wobei die Anwendung von Stahlmagneten gänzlich fort-
fiel. Das Prinzip, auf welchem diese Maschinen beruhen, ist
dasselbe, auf welches die Elektrisirmaschinen von Töpler und
Holtz begründet sind, das der Verstärkung der Ursache der Er-
zeugung elektrischer Spannung durch die Wirkung derselben.
Denkt man sich in einer magneto-elektrischen Maschine die
Stahlmagnete durch Elektromagnete ersetzt und die durch einen
Commutator gleichgerichteten Ströme des rotirenden Theils der
Maschine in der Weise durch die Windungen des die Stahl-
magnete ersetzenden Elektromagnetes geleitet, dass der Strom den
Magnetismus im richtigen Sinne verstärkt, so muss der verstärkte
Magnetismus wieder stärkere Ströme hervorbringen und so fort,
bis — wenn die Drehung gleichmässig fortdauert — entweder
das Maximum des Magnetismus im Eisen erreicht oder die Ma-
schine durch zu grosse Wärmeentwickelung in den Drähten zer-
stört wird. Es genügt dabei für den Beginn der sich steigernden
Wirkung oder für das „Angehen“ der Maschine ein sehr ge-
ringer Grad von Magnetismus in den feststehenden Elektro-
magneten. Nicht nur der auch in dem weichsten Eisen zurück-
bleibende Magnetismus reicht für das sofortige „Angehen“ der
Maschine aus, es wird dies in der Regel bei neu erbauten Ma-
schinen auch schon durch den Erdmagnetismus bewirkt. Ich
habe diese Maschinen in meiner ersten Mittheilung über das den-
selben zu Grunde liegende Prinzip an die königliche Akademie
der Wissenschaften zu Berlin im Januar 1867 dynamo-elektrische
Maschinen genannt, um dadurch anzudeuten, dass durch sie
Arbeitskraft direct, d. h. hier ohne Vermittlung vorhandener
permanenter Magnete, in elektrischen Strom umgewandelt wird.
Da jede arbeitende elektro-magnetische Maschine, wie schon
früher hervorgehoben, Gegenströme erzeugt, welche den sie be-
wegenden elektrischen Strom schwächen, und da die Richtung
dieser Ströme von der Richtung der Drehung der Maschine
abhängig ist, so muss eine Rückwärtsdrehung derselben ihn um-
gekehrt verstärken. Es wird daher, genau genommen, jede
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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