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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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längst zufällig auf die dynamo-elektrische Stromerzeugung ge-
kommen ist, erklärt sich wohl dadurch, dass besondere Con-
structionsbedingungen bei den elektro-magnetischen Maschinen
erfüllt werden müssen, damit sie als dynamo-elektrische Maschinen
wirksam werden können.

Anfänglich wurden solche dynamo-elektrische Maschinen
mit meinen früher erwähnten rotirenden Cylinder-Ankern herge-
stellt. Es stellte sich aber heraus, dass das Eisen dieser Anker
sich durch den schnellen und kräftigen Polwechsel stark erhitzt.
Später sind durch Gramme und v. Hefner-Alteneck verbesserte
Maschinen construirt worden, bei denen dieser Uebelstand in
Wegfall kommt. Bei diesen mit unwesentlichen Modificationen
jetzt allgemein benutzten dynamo-elektrischen Maschinen findet
keine besondere Commutirung der inducirten Ströme wechselnder
Richtung, wie bei den älteren magneto-elektrischen und dynamo-
elektrischen Maschinen, statt, sondern es treten die Wechsel-
ströme, welche in einer zusammenhängenden Reihe von Induc-
tionsspiralen nach einander erzeugt werden, in einer Zweig- oder
Brückenleitung direct zu einem continuirlichen gleichgerichteten
Strome zusammen. Ich hatte eine solche Combination bereits
bei einem Volta-Inductor in Anwendung gebracht, welcher in der
ersten Pariser Ausstellung im Jahre 1855 ausgestellt war und
sich jetzt in der historischen Sammlung des Postmuseums zu
Berlin befindet. Diese, wegen ihrer Form so genannte Teller-
maschine diente dazu, mit wenigen Elementen Ströme hoher
Spannung zu erzeugen, wie sie zum Betriebe langer Telegraphen-
linien erforderlich sind. Zur Erzeugung starker Ströme war sie
nicht geeignet. Die Gramme'sche Maschine ist in allen wesent-
lichen Punkten identisch mit der vom Professor Pacinotti con-
struirten elektro-magnetischen Maschine, die Gramme durch Rück-
wärtsdrehung, nach meinem Vorschlage, zu einem dynamo-elek-
trischen Stromerzeuger machte. Sie besteht aus einem mit isolir-
tem Draht umwundenen Eisenringe, der zwischen den Polen
eines kräftigen Elektromagnetes rotirt. Der in sich geschlossene
Umwindungsdraht ist in eine Anzahl gleicher Theile getheilt und
an den Theilstellen mit Contacten versehen, welche bei der Ro-
tation mit feststehenden federnden Contacten an zwei sich dia-
metral gegenüberstehenden Punkten in Berührung kommen. Stehen

längst zufällig auf die dynamo-elektrische Stromerzeugung ge-
kommen ist, erklärt sich wohl dadurch, dass besondere Con-
structionsbedingungen bei den elektro-magnetischen Maschinen
erfüllt werden müssen, damit sie als dynamo-elektrische Maschinen
wirksam werden können.

Anfänglich wurden solche dynamo-elektrische Maschinen
mit meinen früher erwähnten rotirenden Cylinder-Ankern herge-
stellt. Es stellte sich aber heraus, dass das Eisen dieser Anker
sich durch den schnellen und kräftigen Polwechsel stark erhitzt.
Später sind durch Gramme und v. Hefner-Alteneck verbesserte
Maschinen construirt worden, bei denen dieser Uebelstand in
Wegfall kommt. Bei diesen mit unwesentlichen Modificationen
jetzt allgemein benutzten dynamo-elektrischen Maschinen findet
keine besondere Commutirung der inducirten Ströme wechselnder
Richtung, wie bei den älteren magneto-elektrischen und dynamo-
elektrischen Maschinen, statt, sondern es treten die Wechsel-
ströme, welche in einer zusammenhängenden Reihe von Induc-
tionsspiralen nach einander erzeugt werden, in einer Zweig- oder
Brückenleitung direct zu einem continuirlichen gleichgerichteten
Strome zusammen. Ich hatte eine solche Combination bereits
bei einem Volta-Inductor in Anwendung gebracht, welcher in der
ersten Pariser Ausstellung im Jahre 1855 ausgestellt war und
sich jetzt in der historischen Sammlung des Postmuseums zu
Berlin befindet. Diese, wegen ihrer Form so genannte Teller-
maschine diente dazu, mit wenigen Elementen Ströme hoher
Spannung zu erzeugen, wie sie zum Betriebe langer Telegraphen-
linien erforderlich sind. Zur Erzeugung starker Ströme war sie
nicht geeignet. Die Gramme’sche Maschine ist in allen wesent-
lichen Punkten identisch mit der vom Professor Pacinotti con-
struirten elektro-magnetischen Maschine, die Gramme durch Rück-
wärtsdrehung, nach meinem Vorschlage, zu einem dynamo-elek-
trischen Stromerzeuger machte. Sie besteht aus einem mit isolir-
tem Draht umwundenen Eisenringe, der zwischen den Polen
eines kräftigen Elektromagnetes rotirt. Der in sich geschlossene
Umwindungsdraht ist in eine Anzahl gleicher Theile getheilt und
an den Theilstellen mit Contacten versehen, welche bei der Ro-
tation mit feststehenden federnden Contacten an zwei sich dia-
metral gegenüberstehenden Punkten in Berührung kommen. Stehen

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[478/0500] längst zufällig auf die dynamo-elektrische Stromerzeugung ge- kommen ist, erklärt sich wohl dadurch, dass besondere Con- structionsbedingungen bei den elektro-magnetischen Maschinen erfüllt werden müssen, damit sie als dynamo-elektrische Maschinen wirksam werden können. Anfänglich wurden solche dynamo-elektrische Maschinen mit meinen früher erwähnten rotirenden Cylinder-Ankern herge- stellt. Es stellte sich aber heraus, dass das Eisen dieser Anker sich durch den schnellen und kräftigen Polwechsel stark erhitzt. Später sind durch Gramme und v. Hefner-Alteneck verbesserte Maschinen construirt worden, bei denen dieser Uebelstand in Wegfall kommt. Bei diesen mit unwesentlichen Modificationen jetzt allgemein benutzten dynamo-elektrischen Maschinen findet keine besondere Commutirung der inducirten Ströme wechselnder Richtung, wie bei den älteren magneto-elektrischen und dynamo- elektrischen Maschinen, statt, sondern es treten die Wechsel- ströme, welche in einer zusammenhängenden Reihe von Induc- tionsspiralen nach einander erzeugt werden, in einer Zweig- oder Brückenleitung direct zu einem continuirlichen gleichgerichteten Strome zusammen. Ich hatte eine solche Combination bereits bei einem Volta-Inductor in Anwendung gebracht, welcher in der ersten Pariser Ausstellung im Jahre 1855 ausgestellt war und sich jetzt in der historischen Sammlung des Postmuseums zu Berlin befindet. Diese, wegen ihrer Form so genannte Teller- maschine diente dazu, mit wenigen Elementen Ströme hoher Spannung zu erzeugen, wie sie zum Betriebe langer Telegraphen- linien erforderlich sind. Zur Erzeugung starker Ströme war sie nicht geeignet. Die Gramme’sche Maschine ist in allen wesent- lichen Punkten identisch mit der vom Professor Pacinotti con- struirten elektro-magnetischen Maschine, die Gramme durch Rück- wärtsdrehung, nach meinem Vorschlage, zu einem dynamo-elek- trischen Stromerzeuger machte. Sie besteht aus einem mit isolir- tem Draht umwundenen Eisenringe, der zwischen den Polen eines kräftigen Elektromagnetes rotirt. Der in sich geschlossene Umwindungsdraht ist in eine Anzahl gleicher Theile getheilt und an den Theilstellen mit Contacten versehen, welche bei der Ro- tation mit feststehenden federnden Contacten an zwei sich dia- metral gegenüberstehenden Punkten in Berührung kommen. Stehen

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/500>, abgerufen am 22.11.2024.