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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Zustand eine Volumverminderung von ca. 20 pCt. einträte, nicht
zulässig ist. Die Contraction findet beim Uebergang in den
amorphen Zustand gänzlich, beim Uebergange in den krystallini-
schen wenigstens sicher zum bei Weitem grössten Theile wäh-
rend des Ueberganges aus dem dünnflüssigen in den zähflüssigen
Zustand statt. Die Thomson'sche Rechnung ergibt daher nicht,
wie er annimmt, dass die Erde durch den Druck im Innern starr,
sondern dass sie durch denselben zähflüssig oder plastisch wer-
den musste.

Dieser zähflüssige Zustand, welchen der Quarz und die quarz-
reichen Silicate bei der Abkühlung und nach Thomson's Rech-
nung auch durch den Druck annehmen, macht es auch erklärlich,
dass sich eine feste Kruste aus schwererem Material auf der noch
flüssigen Erde bilden konnte. Als die Abkühlung so weit vor-
geschritten war, dass eine Erstarrung der äussersten Schichten
des Erd-Ellipsoids möglich wurde, gingen dieselben zunächst in
einen zähflüssigen Zustand über, der noch dadurch begünstigt
wurde, dass Wasser, Kohlensäure und andere flüchtige Körper in
Gasform aus demselben entwichen waren. Diese schwereren
Schichten mussten in dem dünnflüssigen Magma versinken und
wurden nach der Thomson'schen Theorie hierdurch noch zäher.
Es musste sich also bis auf unbekannte Tiefen hin eine zusam-
menhängende, zähe Stütz- und Schutzschicht für die demnächst
sich bildende feste Kruste bilden. Diese zähe, plastische Masse
musste in Folge ihrer Bildungsweise vielfach von Schichten und
Kanälen leichtflüssigeren Magmas durchsetzt sein und so den letz-
teren vielfach den Zugang zur erstarrten Rinde und der Erdober-
fläche gestatten.

Der Annahme, dass ein solcher Zustand auch jetzt noch be-
stehe, steht jedoch das Resultat Thomson's gegenüber, dass die
vorhandene Meeresfluth unbedingt eine starre Beschaffenheit der
Erde erheische. Dem gegenüber muss ich aber auf einen, wie
mir scheint, von Thomson ausser Betracht gelassenen Factor
hinweisen. Es ist dies die Zeit, welche verfliessen muss, bis das
Maximum der durch die Anziehung des Mondes und der Sonne
bedingten Deformation des Erdellipsoids eingetreten ist. Bei den
gewaltigen Dimensionen, welche der Erdkörper hat, muss diese
Zeit eine beträchtliche sein, namentlich wenn man das Erdinnere

Zustand eine Volumverminderung von ca. 20 pCt. einträte, nicht
zulässig ist. Die Contraction findet beim Uebergang in den
amorphen Zustand gänzlich, beim Uebergange in den krystallini-
schen wenigstens sicher zum bei Weitem grössten Theile wäh-
rend des Ueberganges aus dem dünnflüssigen in den zähflüssigen
Zustand statt. Die Thomson’sche Rechnung ergibt daher nicht,
wie er annimmt, dass die Erde durch den Druck im Innern starr,
sondern dass sie durch denselben zähflüssig oder plastisch wer-
den musste.

Dieser zähflüssige Zustand, welchen der Quarz und die quarz-
reichen Silicate bei der Abkühlung und nach Thomson’s Rech-
nung auch durch den Druck annehmen, macht es auch erklärlich,
dass sich eine feste Kruste aus schwererem Material auf der noch
flüssigen Erde bilden konnte. Als die Abkühlung so weit vor-
geschritten war, dass eine Erstarrung der äussersten Schichten
des Erd-Ellipsoids möglich wurde, gingen dieselben zunächst in
einen zähflüssigen Zustand über, der noch dadurch begünstigt
wurde, dass Wasser, Kohlensäure und andere flüchtige Körper in
Gasform aus demselben entwichen waren. Diese schwereren
Schichten mussten in dem dünnflüssigen Magma versinken und
wurden nach der Thomson’schen Theorie hierdurch noch zäher.
Es musste sich also bis auf unbekannte Tiefen hin eine zusam-
menhängende, zähe Stütz- und Schutzschicht für die demnächst
sich bildende feste Kruste bilden. Diese zähe, plastische Masse
musste in Folge ihrer Bildungsweise vielfach von Schichten und
Kanälen leichtflüssigeren Magmas durchsetzt sein und so den letz-
teren vielfach den Zugang zur erstarrten Rinde und der Erdober-
fläche gestatten.

Der Annahme, dass ein solcher Zustand auch jetzt noch be-
stehe, steht jedoch das Resultat Thomson’s gegenüber, dass die
vorhandene Meeresfluth unbedingt eine starre Beschaffenheit der
Erde erheische. Dem gegenüber muss ich aber auf einen, wie
mir scheint, von Thomson ausser Betracht gelassenen Factor
hinweisen. Es ist dies die Zeit, welche verfliessen muss, bis das
Maximum der durch die Anziehung des Mondes und der Sonne
bedingten Deformation des Erdellipsoids eingetreten ist. Bei den
gewaltigen Dimensionen, welche der Erdkörper hat, muss diese
Zeit eine beträchtliche sein, namentlich wenn man das Erdinnere

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[456/0478] Zustand eine Volumverminderung von ca. 20 pCt. einträte, nicht zulässig ist. Die Contraction findet beim Uebergang in den amorphen Zustand gänzlich, beim Uebergange in den krystallini- schen wenigstens sicher zum bei Weitem grössten Theile wäh- rend des Ueberganges aus dem dünnflüssigen in den zähflüssigen Zustand statt. Die Thomson’sche Rechnung ergibt daher nicht, wie er annimmt, dass die Erde durch den Druck im Innern starr, sondern dass sie durch denselben zähflüssig oder plastisch wer- den musste. Dieser zähflüssige Zustand, welchen der Quarz und die quarz- reichen Silicate bei der Abkühlung und nach Thomson’s Rech- nung auch durch den Druck annehmen, macht es auch erklärlich, dass sich eine feste Kruste aus schwererem Material auf der noch flüssigen Erde bilden konnte. Als die Abkühlung so weit vor- geschritten war, dass eine Erstarrung der äussersten Schichten des Erd-Ellipsoids möglich wurde, gingen dieselben zunächst in einen zähflüssigen Zustand über, der noch dadurch begünstigt wurde, dass Wasser, Kohlensäure und andere flüchtige Körper in Gasform aus demselben entwichen waren. Diese schwereren Schichten mussten in dem dünnflüssigen Magma versinken und wurden nach der Thomson’schen Theorie hierdurch noch zäher. Es musste sich also bis auf unbekannte Tiefen hin eine zusam- menhängende, zähe Stütz- und Schutzschicht für die demnächst sich bildende feste Kruste bilden. Diese zähe, plastische Masse musste in Folge ihrer Bildungsweise vielfach von Schichten und Kanälen leichtflüssigeren Magmas durchsetzt sein und so den letz- teren vielfach den Zugang zur erstarrten Rinde und der Erdober- fläche gestatten. Der Annahme, dass ein solcher Zustand auch jetzt noch be- stehe, steht jedoch das Resultat Thomson’s gegenüber, dass die vorhandene Meeresfluth unbedingt eine starre Beschaffenheit der Erde erheische. Dem gegenüber muss ich aber auf einen, wie mir scheint, von Thomson ausser Betracht gelassenen Factor hinweisen. Es ist dies die Zeit, welche verfliessen muss, bis das Maximum der durch die Anziehung des Mondes und der Sonne bedingten Deformation des Erdellipsoids eingetreten ist. Bei den gewaltigen Dimensionen, welche der Erdkörper hat, muss diese Zeit eine beträchtliche sein, namentlich wenn man das Erdinnere

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/478>, abgerufen am 22.11.2024.