sönlichen Fehlern des Beobachters sein und auch für den Ver- gleich verschiedenfarbigen Lichtes bestimmte Zahlenwerthe geben würde.
Die zu diesen Versuchen benutzten Selenpräparate waren dieselben, wie ich sie in dem ersten Theile dieser Untersuchung beschrieben habe. Sie bestanden aus zwei 0,05 bis 0,10 mm dicken Platina-, Stahl- oder Kupferdrähten, die von einander isolirt auf einem Glimmerblättchen so befestigt waren, dass ein Zwischenraum von 0,5 bis 1 mm zwischen den Drähten frei blieb. Die Befestigung geschah auf die Weise, dass das Glimmer- blatt mit zwei Reihen feiner Löcher im Abstande von ca. 10 mm von einander versehen wurde. Durch diese Löcher wurden die Drähte gezogen und die Enden so verbunden, dass ein Draht- gitter auf der Oberfläche des Glimmerblattes entstand, dessen Drähte abwechselnd mit dem einen oder anderen der beiden Zu- leitungsdrähte verbunden waren. Auf dies Gitter wurde nun eine etwa 1/2 mm dicke Platte amorphen Selens gebracht, darauf eine zweite Glimmerplatte auf dieselbe gelegt und diese mit der ersten Glimmerplatte fest verbunden. Darauf wurde das Ganze zwischen zwei kleine Metallplatten mit elastischem Drucke ein- gesperrt und dann mit diesen in ein Paraffinbad getaucht, welches auf eine Temperatur von 200° bis 210 °C. gebracht war, und in dieser Temperatur mehrere Stunden lang durch einen passenden Wärmeregulator erhalten wurde. Nach eingetretener Abkühlung hatte das Plättchen dann in der Regel einen Leitungswiderstand von 500000 bis 1500000 Q. E. und eine Lichtempfindlichkeit, die einer Vergrösserung der Leitungsfähigkeit durch diffuses Tageslicht um 0,2 bis 0,5 entsprach; Lichtempfindlichkeit und Leitungsfähigkeit pflegten nach etlichen Tagen etwa auf die Hälfte zurückzugehen. Ein solches Selenplättchen wurde nun auf den Boden eines etwa 30 mm weiten und 60 mm langen Metallrohres befestigt, und die Zuleitungsdrähte mit ausserhalb desselben an- gebrachten isolirten Klemmen verbunden. Das Rohr selbst war um eine verticale Axe drehbar, so dass man das Selenplättchen durch Drehung des Rohres schnell und sicher von einer Licht- quelle auf die andere richten konnte. An dem Gestelle, welches die Axe trug, war ein 1 m langer Holzstab mit Millimeter- Theilung so befestigt, dass die Axe mit dem Beginn der Theilung
sönlichen Fehlern des Beobachters sein und auch für den Ver- gleich verschiedenfarbigen Lichtes bestimmte Zahlenwerthe geben würde.
Die zu diesen Versuchen benutzten Selenpräparate waren dieselben, wie ich sie in dem ersten Theile dieser Untersuchung beschrieben habe. Sie bestanden aus zwei 0,05 bis 0,10 mm dicken Platina-, Stahl- oder Kupferdrähten, die von einander isolirt auf einem Glimmerblättchen so befestigt waren, dass ein Zwischenraum von 0,5 bis 1 mm zwischen den Drähten frei blieb. Die Befestigung geschah auf die Weise, dass das Glimmer- blatt mit zwei Reihen feiner Löcher im Abstande von ca. 10 mm von einander versehen wurde. Durch diese Löcher wurden die Drähte gezogen und die Enden so verbunden, dass ein Draht- gitter auf der Oberfläche des Glimmerblattes entstand, dessen Drähte abwechselnd mit dem einen oder anderen der beiden Zu- leitungsdrähte verbunden waren. Auf dies Gitter wurde nun eine etwa ½ mm dicke Platte amorphen Selens gebracht, darauf eine zweite Glimmerplatte auf dieselbe gelegt und diese mit der ersten Glimmerplatte fest verbunden. Darauf wurde das Ganze zwischen zwei kleine Metallplatten mit elastischem Drucke ein- gesperrt und dann mit diesen in ein Paraffinbad getaucht, welches auf eine Temperatur von 200° bis 210 °C. gebracht war, und in dieser Temperatur mehrere Stunden lang durch einen passenden Wärmeregulator erhalten wurde. Nach eingetretener Abkühlung hatte das Plättchen dann in der Regel einen Leitungswiderstand von 500000 bis 1500000 Q. E. und eine Lichtempfindlichkeit, die einer Vergrösserung der Leitungsfähigkeit durch diffuses Tageslicht um 0,2 bis 0,5 entsprach; Lichtempfindlichkeit und Leitungsfähigkeit pflegten nach etlichen Tagen etwa auf die Hälfte zurückzugehen. Ein solches Selenplättchen wurde nun auf den Boden eines etwa 30 mm weiten und 60 mm langen Metallrohres befestigt, und die Zuleitungsdrähte mit ausserhalb desselben an- gebrachten isolirten Klemmen verbunden. Das Rohr selbst war um eine verticale Axe drehbar, so dass man das Selenplättchen durch Drehung des Rohres schnell und sicher von einer Licht- quelle auf die andere richten konnte. An dem Gestelle, welches die Axe trug, war ein 1 m langer Holzstab mit Millimeter- Theilung so befestigt, dass die Axe mit dem Beginn der Theilung
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sönlichen Fehlern des Beobachters sein und auch für den Ver-
gleich verschiedenfarbigen Lichtes bestimmte Zahlenwerthe geben
würde.
Die zu diesen Versuchen benutzten Selenpräparate waren
dieselben, wie ich sie in dem ersten Theile dieser Untersuchung
beschrieben habe. Sie bestanden aus zwei 0,05 bis 0,10 mm
dicken Platina-, Stahl- oder Kupferdrähten, die von einander
isolirt auf einem Glimmerblättchen so befestigt waren, dass ein
Zwischenraum von 0,5 bis 1 mm zwischen den Drähten frei
blieb. Die Befestigung geschah auf die Weise, dass das Glimmer-
blatt mit zwei Reihen feiner Löcher im Abstande von ca. 10 mm
von einander versehen wurde. Durch diese Löcher wurden die
Drähte gezogen und die Enden so verbunden, dass ein Draht-
gitter auf der Oberfläche des Glimmerblattes entstand, dessen
Drähte abwechselnd mit dem einen oder anderen der beiden Zu-
leitungsdrähte verbunden waren. Auf dies Gitter wurde nun
eine etwa ½ mm dicke Platte amorphen Selens gebracht, darauf
eine zweite Glimmerplatte auf dieselbe gelegt und diese mit der
ersten Glimmerplatte fest verbunden. Darauf wurde das Ganze
zwischen zwei kleine Metallplatten mit elastischem Drucke ein-
gesperrt und dann mit diesen in ein Paraffinbad getaucht, welches
auf eine Temperatur von 200° bis 210 °C. gebracht war, und in
dieser Temperatur mehrere Stunden lang durch einen passenden
Wärmeregulator erhalten wurde. Nach eingetretener Abkühlung
hatte das Plättchen dann in der Regel einen Leitungswiderstand
von 500000 bis 1500000 Q. E. und eine Lichtempfindlichkeit,
die einer Vergrösserung der Leitungsfähigkeit durch diffuses
Tageslicht um 0,2 bis 0,5 entsprach; Lichtempfindlichkeit und
Leitungsfähigkeit pflegten nach etlichen Tagen etwa auf die Hälfte
zurückzugehen. Ein solches Selenplättchen wurde nun auf den
Boden eines etwa 30 mm weiten und 60 mm langen Metallrohres
befestigt, und die Zuleitungsdrähte mit ausserhalb desselben an-
gebrachten isolirten Klemmen verbunden. Das Rohr selbst war
um eine verticale Axe drehbar, so dass man das Selenplättchen
durch Drehung des Rohres schnell und sicher von einer Licht-
quelle auf die andere richten konnte. An dem Gestelle, welches
die Axe trug, war ein 1 m langer Holzstab mit Millimeter-
Theilung so befestigt, dass die Axe mit dem Beginn der Theilung
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/433>, abgerufen am 22.11.2024.
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