Ströme durch das Selen. Ich habe im Gegentheil bestimmt aus- gesprochen, dass dieser nur in exceptionellen Fällen, bei starken Strömen und frisch hergestellten Selenplättchen der gut leitenden Modification II nachweisbar sei, und dass in den meisten Fällen auch mit den empfindlichsten Hülfsmitteln keine Polarisation zu finden sei. Ich erklärte diese Polarisation als eine Elektrolyse der Berührungsfläche zwischen dem Selen und den dasselbe be- grenzenden Leitern. Die Lichtempfindlichkeit des Tellurs nimmt Hr. Börnstein als Thatsache an, ohne sie selbst untersucht zu haben, obgleich ich sie bestimmt in Abrede gestellt habe. Er stützt sich dabei ausschliesslich auf den gelegentlichen Versuch des Hrn. Adams, der an einem 1 Zoll langen Tellurstabe eine Lichtwirkung zu erkennen glaubte.
Da das Tellur nach Matthiessen ca. 2400 mal so grossen specifischen Leitungswiderstand hat, als Gold, und ausserdem viele physikalische Eigenschaften mit dem Selen gemein hat, so ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass das Tellur unter Um- ständen lichtempfindlich ist. Sein specifischer Leitungswiderstand ist aber immer erst circa 1 Millionstel von dem des Selens und da es seiner Sprödigkeit wegen bisher nicht in die Form so dünner Blätter gebracht werden kann, als die ductilen Metalle, so wird seine Lichtempfindlichkeit unter gewöhnlichen Umständen schwerlich nachweisbar sein. Mir ist dieser Nachweis auch mit circa 0,01 mm dicken Platten, die zwischen erwärmten Glas- platten aus geschmolzenem Tellur durch starken Druck ausgepresst waren, nicht gelungen.
Bereits in meiner vorläufigen Mittheilung an die Akademie von 1875 habe ich angegeben, dass die Zunahme der Leitungs- fähigkeit des Selens durch Beleuchtung im annähernden Verhält- nisse der Quadratwurzeln aus den Lichtstärken stehe. Bevor ich zur näheren Untersuchung dieser Frage überging, suchte ich mich erst zu vergewissern, dass gleiche Lichtstärken gleichfarbigen Lichtes bei demselben Selenpräparate unter sonst gleichen Verhält- nissen auch sicher die gleiche Lichtwirkung zeigten. Es sollten diese Versuche zugleich die Frage entscheiden, ob das Selen sich zur Herstellung eines brauchbaren Photometers eignete, das dann vor den bisher benutzten den grossen Vorzug haben würde, dass es frei von den bei photometrischen Messungen so störenden per-
Ströme durch das Selen. Ich habe im Gegentheil bestimmt aus- gesprochen, dass dieser nur in exceptionellen Fällen, bei starken Strömen und frisch hergestellten Selenplättchen der gut leitenden Modification II nachweisbar sei, und dass in den meisten Fällen auch mit den empfindlichsten Hülfsmitteln keine Polarisation zu finden sei. Ich erklärte diese Polarisation als eine Elektrolyse der Berührungsfläche zwischen dem Selen und den dasselbe be- grenzenden Leitern. Die Lichtempfindlichkeit des Tellurs nimmt Hr. Börnstein als Thatsache an, ohne sie selbst untersucht zu haben, obgleich ich sie bestimmt in Abrede gestellt habe. Er stützt sich dabei ausschliesslich auf den gelegentlichen Versuch des Hrn. Adams, der an einem 1 Zoll langen Tellurstabe eine Lichtwirkung zu erkennen glaubte.
Da das Tellur nach Matthiessen ca. 2400 mal so grossen specifischen Leitungswiderstand hat, als Gold, und ausserdem viele physikalische Eigenschaften mit dem Selen gemein hat, so ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass das Tellur unter Um- ständen lichtempfindlich ist. Sein specifischer Leitungswiderstand ist aber immer erst circa 1 Millionstel von dem des Selens und da es seiner Sprödigkeit wegen bisher nicht in die Form so dünner Blätter gebracht werden kann, als die ductilen Metalle, so wird seine Lichtempfindlichkeit unter gewöhnlichen Umständen schwerlich nachweisbar sein. Mir ist dieser Nachweis auch mit circa 0,01 mm dicken Platten, die zwischen erwärmten Glas- platten aus geschmolzenem Tellur durch starken Druck ausgepresst waren, nicht gelungen.
Bereits in meiner vorläufigen Mittheilung an die Akademie von 1875 habe ich angegeben, dass die Zunahme der Leitungs- fähigkeit des Selens durch Beleuchtung im annähernden Verhält- nisse der Quadratwurzeln aus den Lichtstärken stehe. Bevor ich zur näheren Untersuchung dieser Frage überging, suchte ich mich erst zu vergewissern, dass gleiche Lichtstärken gleichfarbigen Lichtes bei demselben Selenpräparate unter sonst gleichen Verhält- nissen auch sicher die gleiche Lichtwirkung zeigten. Es sollten diese Versuche zugleich die Frage entscheiden, ob das Selen sich zur Herstellung eines brauchbaren Photometers eignete, das dann vor den bisher benutzten den grossen Vorzug haben würde, dass es frei von den bei photometrischen Messungen so störenden per-
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Ströme durch das Selen. Ich habe im Gegentheil bestimmt aus-
gesprochen, dass dieser nur in exceptionellen Fällen, bei starken
Strömen und frisch hergestellten Selenplättchen der gut leitenden
Modification II nachweisbar sei, und dass in den meisten Fällen
auch mit den empfindlichsten Hülfsmitteln keine Polarisation zu
finden sei. Ich erklärte diese Polarisation als eine Elektrolyse
der Berührungsfläche zwischen dem Selen und den dasselbe be-
grenzenden Leitern. Die Lichtempfindlichkeit des Tellurs nimmt
Hr. Börnstein als Thatsache an, ohne sie selbst untersucht zu
haben, obgleich ich sie bestimmt in Abrede gestellt habe. Er
stützt sich dabei ausschliesslich auf den gelegentlichen Versuch
des Hrn. Adams, der an einem 1 Zoll langen Tellurstabe eine
Lichtwirkung zu erkennen glaubte.
Da das Tellur nach Matthiessen ca. 2400 mal so grossen
specifischen Leitungswiderstand hat, als Gold, und ausserdem
viele physikalische Eigenschaften mit dem Selen gemein hat, so
ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass das Tellur unter Um-
ständen lichtempfindlich ist. Sein specifischer Leitungswiderstand
ist aber immer erst circa 1 Millionstel von dem des Selens und
da es seiner Sprödigkeit wegen bisher nicht in die Form so
dünner Blätter gebracht werden kann, als die ductilen Metalle,
so wird seine Lichtempfindlichkeit unter gewöhnlichen Umständen
schwerlich nachweisbar sein. Mir ist dieser Nachweis auch mit
circa 0,01 mm dicken Platten, die zwischen erwärmten Glas-
platten aus geschmolzenem Tellur durch starken Druck ausgepresst
waren, nicht gelungen.
Bereits in meiner vorläufigen Mittheilung an die Akademie
von 1875 habe ich angegeben, dass die Zunahme der Leitungs-
fähigkeit des Selens durch Beleuchtung im annähernden Verhält-
nisse der Quadratwurzeln aus den Lichtstärken stehe. Bevor ich
zur näheren Untersuchung dieser Frage überging, suchte ich mich
erst zu vergewissern, dass gleiche Lichtstärken gleichfarbigen
Lichtes bei demselben Selenpräparate unter sonst gleichen Verhält-
nissen auch sicher die gleiche Lichtwirkung zeigten. Es sollten
diese Versuche zugleich die Frage entscheiden, ob das Selen sich
zur Herstellung eines brauchbaren Photometers eignete, das dann
vor den bisher benutzten den grossen Vorzug haben würde, dass
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/432>, abgerufen am 22.11.2024.
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