Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich kann aus diesen Gründen meine oben recapitulirten Be-
denken gegen die Annahme der materiellen Etalons des Sub-
comites als Grundlage des allgemeinen Widerstandsmasses nicht
für erledigt erachten. Dabei verkenne ich nicht im Mindesten
den hohen Werth der durch die British association veranlassten,
möglichst genauen Bestimmung der Weber'schen Widerstands-
einheit, bin im Gegentheil der Ansicht, dass der Wissenschaft
durch diese werthvolle Arbeit ein wesentlicher Dienst erwiesen
ist. Ich glaube aber, die Commission hätte besser gethan, nach-
dem sie sich überzeugt hatte, dass die Weber'sche absolute
Einheit selbst sich zum Normalmasse nicht eignete, keine neue
willkürliche Einheit aufzustellen, sondern die von mir vorge-
schlagene [Formel 1] Quecksilber oder kürzer m . Hg-Einheit
mit aller für derartige Arbeiten nöthigen Sorgfalt darzustellen,
diese schon sehr allgemein verwendete und dem praktischen Be-
dürfnisse besonders entsprechende Einheit in genauen Copien zu
verbreiten und den Reductionscoefficienten derselben auf Weber'
sches dynamisches Mass so genau wie möglich festzustellen.
Das Comite würde dadurch in Uebereinstimmung mit dem Vor-
schlage Kirchhoff's, dem es sich in dem ersten Berichte an-
schliessen zu wollen erklärte, geblieben sein, da Kirchhoff
sich in seinem im Appendix dieses Berichtes abgedruckten
Briefe für Beibehaltung beider Masse erklärte und nicht für
die unbedingte und ausschliessliche Annahme des Weber'schen,
wie später behauptet ist, eine Ansicht, für welche auch Wilhelm
Weber
selbst dem Verfasser gegenüber sich aussprach. Dass
die m . Hg-Einheit bei einer solchen sorgfältigen Bestimmung
durch das mit den reichen Mitteln der British association ausge-
rüstete und über so hervorragende Kräfte gebietende Comite
vollständig den jetzt erforderlichen Grad der Genauigkeit, d. i.
den der Vergleichung zweier verschiedener Widerstände, erreicht
haben würde, zeigen sowohl meine ursprünglichen Versuche,
wie namentlich die späteren, mit grösserer Sorgfalt angestellten
Messungen des Hrn. Sabine1). Bei künftigen weiteren Fort-
schritten in der Genauigkeit physikalischer Messungen wird frei-

1) Phil. mag. March 1863, p. 1. -- Der Aufsatz ist in der Uebersetzung
dieser Arbeit angeschlossen.
18

Ich kann aus diesen Gründen meine oben recapitulirten Be-
denken gegen die Annahme der materiellen Etalons des Sub-
comités als Grundlage des allgemeinen Widerstandsmasses nicht
für erledigt erachten. Dabei verkenne ich nicht im Mindesten
den hohen Werth der durch die British association veranlassten,
möglichst genauen Bestimmung der Weber’schen Widerstands-
einheit, bin im Gegentheil der Ansicht, dass der Wissenschaft
durch diese werthvolle Arbeit ein wesentlicher Dienst erwiesen
ist. Ich glaube aber, die Commission hätte besser gethan, nach-
dem sie sich überzeugt hatte, dass die Weber’sche absolute
Einheit selbst sich zum Normalmasse nicht eignete, keine neue
willkürliche Einheit aufzustellen, sondern die von mir vorge-
schlagene [Formel 1] Quecksilber oder kürzer m . Hg-Einheit
mit aller für derartige Arbeiten nöthigen Sorgfalt darzustellen,
diese schon sehr allgemein verwendete und dem praktischen Be-
dürfnisse besonders entsprechende Einheit in genauen Copien zu
verbreiten und den Reductionscoefficienten derselben auf Weber
sches dynamisches Mass so genau wie möglich festzustellen.
Das Comité würde dadurch in Uebereinstimmung mit dem Vor-
schlage Kirchhoff’s, dem es sich in dem ersten Berichte an-
schliessen zu wollen erklärte, geblieben sein, da Kirchhoff
sich in seinem im Appendix dieses Berichtes abgedruckten
Briefe für Beibehaltung beider Masse erklärte und nicht für
die unbedingte und ausschliessliche Annahme des Weber’schen,
wie später behauptet ist, eine Ansicht, für welche auch Wilhelm
Weber
selbst dem Verfasser gegenüber sich aussprach. Dass
die m . Hg-Einheit bei einer solchen sorgfältigen Bestimmung
durch das mit den reichen Mitteln der British association ausge-
rüstete und über so hervorragende Kräfte gebietende Comité
vollständig den jetzt erforderlichen Grad der Genauigkeit, d. i.
den der Vergleichung zweier verschiedener Widerstände, erreicht
haben würde, zeigen sowohl meine ursprünglichen Versuche,
wie namentlich die späteren, mit grösserer Sorgfalt angestellten
Messungen des Hrn. Sabine1). Bei künftigen weiteren Fort-
schritten in der Genauigkeit physikalischer Messungen wird frei-

1) Phil. mag. March 1863, p. 1. — Der Aufsatz ist in der Uebersetzung
dieser Arbeit angeschlossen.
18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0291" n="273"/>
        <p>Ich kann aus diesen Gründen meine oben recapitulirten Be-<lb/>
denken gegen die Annahme der materiellen Etalons des Sub-<lb/>
comités als Grundlage des allgemeinen Widerstandsmasses nicht<lb/>
für erledigt erachten. Dabei verkenne ich nicht im Mindesten<lb/>
den hohen Werth der durch die British association veranlassten,<lb/>
möglichst genauen Bestimmung der <hi rendition="#g">Weber</hi>&#x2019;schen Widerstands-<lb/>
einheit, bin im Gegentheil der Ansicht, dass der Wissenschaft<lb/>
durch diese werthvolle Arbeit ein wesentlicher Dienst erwiesen<lb/>
ist. Ich glaube aber, die Commission hätte besser gethan, nach-<lb/>
dem sie sich überzeugt hatte, dass die <hi rendition="#g">Weber</hi>&#x2019;sche absolute<lb/>
Einheit selbst sich zum Normalmasse nicht eignete, keine neue<lb/>
willkürliche Einheit aufzustellen, sondern die von mir vorge-<lb/>
schlagene <formula/> Quecksilber oder kürzer m . Hg-Einheit<lb/>
mit aller für derartige Arbeiten nöthigen Sorgfalt darzustellen,<lb/>
diese schon sehr allgemein verwendete und dem praktischen Be-<lb/>
dürfnisse besonders entsprechende Einheit in genauen Copien zu<lb/>
verbreiten und den Reductionscoefficienten derselben auf <hi rendition="#g">Weber</hi>&#x2019;<lb/>
sches dynamisches Mass so genau wie möglich festzustellen.<lb/>
Das Comité würde dadurch in Uebereinstimmung mit dem Vor-<lb/>
schlage <hi rendition="#g">Kirchhoff</hi>&#x2019;s, dem es sich in dem ersten Berichte an-<lb/>
schliessen zu wollen erklärte, geblieben sein, da <hi rendition="#g">Kirchhoff</hi><lb/>
sich in seinem im Appendix dieses Berichtes abgedruckten<lb/>
Briefe für Beibehaltung beider Masse erklärte und nicht für<lb/>
die unbedingte und ausschliessliche Annahme des <hi rendition="#g">Weber</hi>&#x2019;schen,<lb/>
wie später behauptet ist, eine Ansicht, für welche auch <hi rendition="#g">Wilhelm<lb/>
Weber</hi> selbst dem Verfasser gegenüber sich aussprach. Dass<lb/>
die m . Hg-Einheit bei einer solchen sorgfältigen Bestimmung<lb/>
durch das mit den reichen Mitteln der British association ausge-<lb/>
rüstete und über so hervorragende Kräfte gebietende Comité<lb/>
vollständig den jetzt erforderlichen Grad der Genauigkeit, d. i.<lb/>
den der Vergleichung zweier verschiedener Widerstände, erreicht<lb/>
haben würde, zeigen sowohl meine ursprünglichen Versuche,<lb/>
wie namentlich die späteren, mit grösserer Sorgfalt angestellten<lb/>
Messungen des Hrn. <hi rendition="#g">Sabine</hi><note place="foot" n="1)">Phil. mag. March 1863, p. 1. &#x2014; Der Aufsatz ist in der Uebersetzung<lb/>
dieser Arbeit angeschlossen.</note>. Bei künftigen weiteren Fort-<lb/>
schritten in der Genauigkeit physikalischer Messungen wird frei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">18</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0291] Ich kann aus diesen Gründen meine oben recapitulirten Be- denken gegen die Annahme der materiellen Etalons des Sub- comités als Grundlage des allgemeinen Widerstandsmasses nicht für erledigt erachten. Dabei verkenne ich nicht im Mindesten den hohen Werth der durch die British association veranlassten, möglichst genauen Bestimmung der Weber’schen Widerstands- einheit, bin im Gegentheil der Ansicht, dass der Wissenschaft durch diese werthvolle Arbeit ein wesentlicher Dienst erwiesen ist. Ich glaube aber, die Commission hätte besser gethan, nach- dem sie sich überzeugt hatte, dass die Weber’sche absolute Einheit selbst sich zum Normalmasse nicht eignete, keine neue willkürliche Einheit aufzustellen, sondern die von mir vorge- schlagene [FORMEL] Quecksilber oder kürzer m . Hg-Einheit mit aller für derartige Arbeiten nöthigen Sorgfalt darzustellen, diese schon sehr allgemein verwendete und dem praktischen Be- dürfnisse besonders entsprechende Einheit in genauen Copien zu verbreiten und den Reductionscoefficienten derselben auf Weber’ sches dynamisches Mass so genau wie möglich festzustellen. Das Comité würde dadurch in Uebereinstimmung mit dem Vor- schlage Kirchhoff’s, dem es sich in dem ersten Berichte an- schliessen zu wollen erklärte, geblieben sein, da Kirchhoff sich in seinem im Appendix dieses Berichtes abgedruckten Briefe für Beibehaltung beider Masse erklärte und nicht für die unbedingte und ausschliessliche Annahme des Weber’schen, wie später behauptet ist, eine Ansicht, für welche auch Wilhelm Weber selbst dem Verfasser gegenüber sich aussprach. Dass die m . Hg-Einheit bei einer solchen sorgfältigen Bestimmung durch das mit den reichen Mitteln der British association ausge- rüstete und über so hervorragende Kräfte gebietende Comité vollständig den jetzt erforderlichen Grad der Genauigkeit, d. i. den der Vergleichung zweier verschiedener Widerstände, erreicht haben würde, zeigen sowohl meine ursprünglichen Versuche, wie namentlich die späteren, mit grösserer Sorgfalt angestellten Messungen des Hrn. Sabine 1). Bei künftigen weiteren Fort- schritten in der Genauigkeit physikalischer Messungen wird frei- 1) Phil. mag. March 1863, p. 1. — Der Aufsatz ist in der Uebersetzung dieser Arbeit angeschlossen. 18

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/291
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/291>, abgerufen am 11.05.2024.