dass die Werthe der Tabelle mit demselben Apparate unter An- wendung derselben Constanten und Corrections-Coefficienten und durch dieselben Beobachter erlangt sind. Es ist zwar ange- geben, dass die Bestimmung der Constanten bis auf 0,0001 genau gewesen wäre; man muss aber annehmen, dass dies nur in Folge bestimmter individueller Handgriffe und willkürlich ge- wählter Methoden der Messung erreicht ist. Bekanntlich ist es ganz unmöglich, einen weichen übersponnenen Draht zu einer einigermassen runden und festen Drahtrolle aufzuwinden, ohne dass er sich ansehnlich streckt. Diese Streckung schwankt mit der Dicke des Drahtes und der Grösse der Drahtspannung beim Aufwinden zwischen 1 und 6 pCt. Es dürfte demnach kaum möglich sein, mit einiger Sicherheit auf die wirkliche Länge des aufgewundenen Drahtes bis auf 1/2 pCt. zu schliessen. Die effective Länge ist aber auf 311,2356 Meter angegeben! Es ist ferner unmöglich, eine Rolle von übersponnenem Drahte rund und concentrisch zu wickeln. Der Umfang, der mittlere Radius, die Dicke der Umwindungsschicht sind mithin unmöglich genau zu bestimmen. Dennoch sind diese Werthe bis auf Tausendstel Millimeter angegeben und sollen bis auf ein Zehntausendstel ihrer Grösse zuverlässig sein! Ob das magnetische Moment des aufgehängten Magnetes und die augenblickliche horizontale Com- ponente des Erdmagnetismus sich bis auf denselben Grad von Genauigkeit bestimmen lassen, mag hier unerörtert bleiben. Ich halte es nicht für möglich.
Ich bin, wie schon gesagt, weit entfernt davon, die Be- hauptung aufzustellen, dass die Messungen nicht wirklich in der angegebenen Genauigkeit gemacht wären, sie können aber nur das Resultat von Proceduren sein, die keine allgemeine Gültig- keit haben.
Bevor nicht die Versuche an anderen Orten, mit ganz neuen Instrumenten und von ganz anderen Experimentatoren wiederholt sind und durch die Vergleichung der dann erhaltenen Resultate mit denen des Subcomite's der Beweis geführt ist, dass eine grössere Uebereinstimmung erreicht ist, halte ich mich zu der Behauptung berechtigt, dass die Einheit der B. A. höchstens innerhalb einiger Procente mit der 107
[Formel 1]
Einheit überein- stimmt.
dass die Werthe der Tabelle mit demselben Apparate unter An- wendung derselben Constanten und Corrections-Coefficienten und durch dieselben Beobachter erlangt sind. Es ist zwar ange- geben, dass die Bestimmung der Constanten bis auf 0,0001 genau gewesen wäre; man muss aber annehmen, dass dies nur in Folge bestimmter individueller Handgriffe und willkürlich ge- wählter Methoden der Messung erreicht ist. Bekanntlich ist es ganz unmöglich, einen weichen übersponnenen Draht zu einer einigermassen runden und festen Drahtrolle aufzuwinden, ohne dass er sich ansehnlich streckt. Diese Streckung schwankt mit der Dicke des Drahtes und der Grösse der Drahtspannung beim Aufwinden zwischen 1 und 6 pCt. Es dürfte demnach kaum möglich sein, mit einiger Sicherheit auf die wirkliche Länge des aufgewundenen Drahtes bis auf ½ pCt. zu schliessen. Die effective Länge ist aber auf 311,2356 Meter angegeben! Es ist ferner unmöglich, eine Rolle von übersponnenem Drahte rund und concentrisch zu wickeln. Der Umfang, der mittlere Radius, die Dicke der Umwindungsschicht sind mithin unmöglich genau zu bestimmen. Dennoch sind diese Werthe bis auf Tausendstel Millimeter angegeben und sollen bis auf ein Zehntausendstel ihrer Grösse zuverlässig sein! Ob das magnetische Moment des aufgehängten Magnetes und die augenblickliche horizontale Com- ponente des Erdmagnetismus sich bis auf denselben Grad von Genauigkeit bestimmen lassen, mag hier unerörtert bleiben. Ich halte es nicht für möglich.
Ich bin, wie schon gesagt, weit entfernt davon, die Be- hauptung aufzustellen, dass die Messungen nicht wirklich in der angegebenen Genauigkeit gemacht wären, sie können aber nur das Resultat von Proceduren sein, die keine allgemeine Gültig- keit haben.
Bevor nicht die Versuche an anderen Orten, mit ganz neuen Instrumenten und von ganz anderen Experimentatoren wiederholt sind und durch die Vergleichung der dann erhaltenen Resultate mit denen des Subcomité’s der Beweis geführt ist, dass eine grössere Uebereinstimmung erreicht ist, halte ich mich zu der Behauptung berechtigt, dass die Einheit der B. A. höchstens innerhalb einiger Procente mit der 107
[Formel 1]
Einheit überein- stimmt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0290"n="272"/>
dass die Werthe der Tabelle mit demselben Apparate unter An-<lb/>
wendung derselben Constanten und Corrections-Coefficienten und<lb/>
durch dieselben Beobachter erlangt sind. Es ist zwar ange-<lb/>
geben, dass die Bestimmung der Constanten bis auf 0,0001<lb/>
genau gewesen wäre; man muss aber annehmen, dass dies nur<lb/>
in Folge bestimmter individueller Handgriffe und willkürlich ge-<lb/>
wählter Methoden der Messung erreicht ist. Bekanntlich ist es<lb/>
ganz unmöglich, einen weichen übersponnenen Draht zu einer<lb/>
einigermassen runden und festen Drahtrolle aufzuwinden, ohne<lb/>
dass er sich ansehnlich streckt. Diese Streckung schwankt mit<lb/>
der Dicke des Drahtes und der Grösse der Drahtspannung beim<lb/>
Aufwinden zwischen 1 und 6 pCt. Es dürfte demnach kaum<lb/>
möglich sein, mit einiger Sicherheit auf die wirkliche Länge des<lb/>
aufgewundenen Drahtes bis auf ½ pCt. zu schliessen. Die<lb/>
effective Länge ist aber auf 311,2356 Meter angegeben! Es ist<lb/>
ferner unmöglich, eine Rolle von übersponnenem Drahte rund<lb/>
und concentrisch zu wickeln. Der Umfang, der mittlere Radius,<lb/>
die Dicke der Umwindungsschicht sind mithin unmöglich genau<lb/>
zu bestimmen. Dennoch sind diese Werthe bis auf Tausendstel<lb/>
Millimeter angegeben und sollen bis auf ein Zehntausendstel<lb/>
ihrer Grösse zuverlässig sein! Ob das magnetische Moment des<lb/>
aufgehängten Magnetes und die augenblickliche horizontale Com-<lb/>
ponente des Erdmagnetismus sich bis auf denselben Grad von<lb/>
Genauigkeit bestimmen lassen, mag hier unerörtert bleiben. Ich<lb/>
halte es nicht für möglich.</p><lb/><p>Ich bin, wie schon gesagt, weit entfernt davon, die Be-<lb/>
hauptung aufzustellen, dass die Messungen nicht wirklich in der<lb/>
angegebenen Genauigkeit gemacht wären, sie können aber nur<lb/>
das Resultat von Proceduren sein, die keine allgemeine Gültig-<lb/>
keit haben.</p><lb/><p>Bevor nicht die Versuche an anderen Orten, mit ganz neuen<lb/>
Instrumenten und von ganz anderen Experimentatoren wiederholt<lb/>
sind und durch die Vergleichung der dann erhaltenen Resultate<lb/>
mit denen des Subcomité’s der Beweis geführt ist, dass eine<lb/>
grössere Uebereinstimmung erreicht ist, halte ich mich zu der<lb/>
Behauptung berechtigt, dass die Einheit der <hirendition="#i">B. A.</hi> höchstens<lb/>
innerhalb einiger Procente mit der 10<hirendition="#sup">7</hi><formula/> Einheit überein-<lb/>
stimmt.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[272/0290]
dass die Werthe der Tabelle mit demselben Apparate unter An-
wendung derselben Constanten und Corrections-Coefficienten und
durch dieselben Beobachter erlangt sind. Es ist zwar ange-
geben, dass die Bestimmung der Constanten bis auf 0,0001
genau gewesen wäre; man muss aber annehmen, dass dies nur
in Folge bestimmter individueller Handgriffe und willkürlich ge-
wählter Methoden der Messung erreicht ist. Bekanntlich ist es
ganz unmöglich, einen weichen übersponnenen Draht zu einer
einigermassen runden und festen Drahtrolle aufzuwinden, ohne
dass er sich ansehnlich streckt. Diese Streckung schwankt mit
der Dicke des Drahtes und der Grösse der Drahtspannung beim
Aufwinden zwischen 1 und 6 pCt. Es dürfte demnach kaum
möglich sein, mit einiger Sicherheit auf die wirkliche Länge des
aufgewundenen Drahtes bis auf ½ pCt. zu schliessen. Die
effective Länge ist aber auf 311,2356 Meter angegeben! Es ist
ferner unmöglich, eine Rolle von übersponnenem Drahte rund
und concentrisch zu wickeln. Der Umfang, der mittlere Radius,
die Dicke der Umwindungsschicht sind mithin unmöglich genau
zu bestimmen. Dennoch sind diese Werthe bis auf Tausendstel
Millimeter angegeben und sollen bis auf ein Zehntausendstel
ihrer Grösse zuverlässig sein! Ob das magnetische Moment des
aufgehängten Magnetes und die augenblickliche horizontale Com-
ponente des Erdmagnetismus sich bis auf denselben Grad von
Genauigkeit bestimmen lassen, mag hier unerörtert bleiben. Ich
halte es nicht für möglich.
Ich bin, wie schon gesagt, weit entfernt davon, die Be-
hauptung aufzustellen, dass die Messungen nicht wirklich in der
angegebenen Genauigkeit gemacht wären, sie können aber nur
das Resultat von Proceduren sein, die keine allgemeine Gültig-
keit haben.
Bevor nicht die Versuche an anderen Orten, mit ganz neuen
Instrumenten und von ganz anderen Experimentatoren wiederholt
sind und durch die Vergleichung der dann erhaltenen Resultate
mit denen des Subcomité’s der Beweis geführt ist, dass eine
grössere Uebereinstimmung erreicht ist, halte ich mich zu der
Behauptung berechtigt, dass die Einheit der B. A. höchstens
innerhalb einiger Procente mit der 107 [FORMEL] Einheit überein-
stimmt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/290>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.