Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

höhere Ansprüche an die Genauigkeit eines Masses gestellt
werden, wie wir es thun. Aus diesem Grunde ist es schon sehr
bedenklich, dass die Commission 10 Normaletalons anstatt eines
einzigen aufgestellt hat, wenn sie auch -- wie angegeben ist --
gegenwärtig bis auf 0,03 Proc. mit einander übereinstimmen.
Ginge ferner die Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein-
heit mit der 107 [Formel 1] Einheit auch wirklich bis auf 0,1 pCt.,
wie im Bericht pro 1864 behauptet wird, so wäre dieselbe doch
immer noch viel zu gering, um die Einheit der B. A. auch
künftig als gleichwerthig mit der 107 [Formel 2] Einheit erschei-
nen zu lassen. Muss aber einmal ein Reductionscoefficient be-
nutzt werden, so ist es ganz gleichgültig, ob derselbe etwas
mehr oder weniger von Eins verschieden ist! Es ist übrigens
noch keineswegs nachgewiesen, dass diese behauptete grosse
Uebereinstimmung der B. A. Einheit mit der 107 [Formel 3] Ein-
heit auch wirklich stattfindet. Der Anblick, der im Rapport für
1864 gegebenen Versuchs-Tabelle1) lehrt, dass zwischen den zu
einem Paare combinirten beiden Zahlenwerthen Differenzen be-
stehen, welche bis über 8 pCt. betragen! Auch die mittleren
Werthe dieser Paare differiren noch bis zu 1,4 pCt. Wodurch
das Subcomite sich für berechtigt hält, bei einer so grossen Ver-
schiedenheit der einzelnen Messungen auf einen wahrscheinlichen
Fehler von nur 0,1 pCt. zu schliessen, weiss ich nicht. Welche
Methode man auch zur Berechnung des mittleren Werthes der
gegebenen Zahlen anwenden mag, man wird durch Fortlassen
einiger sehr abweichender Messungen oder auch einiger mittlerer
Werthe zu weit grösseren Unterschieden kommen. Meiner An-
sicht nach liegt die Sicherheit nur innerhalb der nicht als fehler-
haft verdächtigen und deshalb verworfenen Zahlenwerthe. Ist es
aber schon unmöglich, aus den vorliegenden Versuchsreihen auf
eine so genaue Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein-
heit mit der wahren 107 [Formel 4] Einheit, wie das Subcomite sie
annimmt, zu schliessen, so stellt sich die wahrscheinliche Ver-
schiedenheit als noch viel grösser heraus, wenn man bedenkt,

1) Pogg. Ann. Bd. CXXVI, S. 386.

höhere Ansprüche an die Genauigkeit eines Masses gestellt
werden, wie wir es thun. Aus diesem Grunde ist es schon sehr
bedenklich, dass die Commission 10 Normaletalons anstatt eines
einzigen aufgestellt hat, wenn sie auch — wie angegeben ist —
gegenwärtig bis auf 0,03 Proc. mit einander übereinstimmen.
Ginge ferner die Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein-
heit mit der 107 [Formel 1] Einheit auch wirklich bis auf 0,1 pCt.,
wie im Bericht pro 1864 behauptet wird, so wäre dieselbe doch
immer noch viel zu gering, um die Einheit der B. A. auch
künftig als gleichwerthig mit der 107 [Formel 2] Einheit erschei-
nen zu lassen. Muss aber einmal ein Reductionscoefficient be-
nutzt werden, so ist es ganz gleichgültig, ob derselbe etwas
mehr oder weniger von Eins verschieden ist! Es ist übrigens
noch keineswegs nachgewiesen, dass diese behauptete grosse
Uebereinstimmung der B. A. Einheit mit der 107 [Formel 3] Ein-
heit auch wirklich stattfindet. Der Anblick, der im Rapport für
1864 gegebenen Versuchs-Tabelle1) lehrt, dass zwischen den zu
einem Paare combinirten beiden Zahlenwerthen Differenzen be-
stehen, welche bis über 8 pCt. betragen! Auch die mittleren
Werthe dieser Paare differiren noch bis zu 1,4 pCt. Wodurch
das Subcomité sich für berechtigt hält, bei einer so grossen Ver-
schiedenheit der einzelnen Messungen auf einen wahrscheinlichen
Fehler von nur 0,1 pCt. zu schliessen, weiss ich nicht. Welche
Methode man auch zur Berechnung des mittleren Werthes der
gegebenen Zahlen anwenden mag, man wird durch Fortlassen
einiger sehr abweichender Messungen oder auch einiger mittlerer
Werthe zu weit grösseren Unterschieden kommen. Meiner An-
sicht nach liegt die Sicherheit nur innerhalb der nicht als fehler-
haft verdächtigen und deshalb verworfenen Zahlenwerthe. Ist es
aber schon unmöglich, aus den vorliegenden Versuchsreihen auf
eine so genaue Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein-
heit mit der wahren 107 [Formel 4] Einheit, wie das Subcomité sie
annimmt, zu schliessen, so stellt sich die wahrscheinliche Ver-
schiedenheit als noch viel grösser heraus, wenn man bedenkt,

1) Pogg. Ann. Bd. CXXVI, S. 386.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0289" n="271"/>
höhere Ansprüche an die Genauigkeit eines Masses gestellt<lb/>
werden, wie wir es thun. Aus diesem Grunde ist es schon sehr<lb/>
bedenklich, dass die Commission 10 Normaletalons anstatt eines<lb/>
einzigen aufgestellt hat, wenn sie auch &#x2014; wie angegeben ist &#x2014;<lb/>
gegenwärtig bis auf 0,03 Proc. mit einander übereinstimmen.<lb/>
Ginge ferner die Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein-<lb/>
heit mit der 10<hi rendition="#sup">7</hi> <formula/> Einheit auch wirklich bis auf 0,1 pCt.,<lb/>
wie im Bericht pro 1864 behauptet wird, so wäre dieselbe doch<lb/>
immer noch viel zu gering, um die Einheit der B. A. auch<lb/>
künftig als gleichwerthig mit der 10<hi rendition="#sup">7</hi> <formula/> Einheit erschei-<lb/>
nen zu lassen. Muss aber einmal ein Reductionscoefficient be-<lb/>
nutzt werden, so ist es ganz gleichgültig, ob derselbe etwas<lb/>
mehr oder weniger von Eins verschieden ist! Es ist übrigens<lb/>
noch keineswegs nachgewiesen, dass diese behauptete grosse<lb/>
Uebereinstimmung der B. A. Einheit mit der 10<hi rendition="#sup">7</hi> <formula/> Ein-<lb/>
heit auch wirklich stattfindet. Der Anblick, der im Rapport für<lb/>
1864 gegebenen Versuchs-Tabelle<note place="foot" n="1)">Pogg. Ann. Bd. CXXVI, S. 386.</note> lehrt, dass zwischen den zu<lb/>
einem Paare combinirten beiden Zahlenwerthen Differenzen be-<lb/>
stehen, welche bis über 8 pCt. betragen! Auch die mittleren<lb/>
Werthe dieser Paare differiren noch bis zu 1,4 pCt. Wodurch<lb/>
das Subcomité sich für berechtigt hält, bei einer so grossen Ver-<lb/>
schiedenheit der einzelnen Messungen auf einen wahrscheinlichen<lb/>
Fehler von nur 0,1 pCt. zu schliessen, weiss ich nicht. Welche<lb/>
Methode man auch zur Berechnung des mittleren Werthes der<lb/>
gegebenen Zahlen anwenden mag, man wird durch Fortlassen<lb/>
einiger sehr abweichender Messungen oder auch einiger mittlerer<lb/>
Werthe zu weit grösseren Unterschieden kommen. Meiner An-<lb/>
sicht nach liegt die Sicherheit nur innerhalb der nicht als fehler-<lb/>
haft verdächtigen und deshalb verworfenen Zahlenwerthe. Ist es<lb/>
aber schon unmöglich, aus den vorliegenden Versuchsreihen auf<lb/>
eine so genaue Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein-<lb/>
heit mit der wahren 10<hi rendition="#sup">7</hi> <formula/> Einheit, wie das Subcomité sie<lb/>
annimmt, zu schliessen, so stellt sich die wahrscheinliche Ver-<lb/>
schiedenheit als noch viel grösser heraus, wenn man bedenkt,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0289] höhere Ansprüche an die Genauigkeit eines Masses gestellt werden, wie wir es thun. Aus diesem Grunde ist es schon sehr bedenklich, dass die Commission 10 Normaletalons anstatt eines einzigen aufgestellt hat, wenn sie auch — wie angegeben ist — gegenwärtig bis auf 0,03 Proc. mit einander übereinstimmen. Ginge ferner die Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein- heit mit der 107 [FORMEL] Einheit auch wirklich bis auf 0,1 pCt., wie im Bericht pro 1864 behauptet wird, so wäre dieselbe doch immer noch viel zu gering, um die Einheit der B. A. auch künftig als gleichwerthig mit der 107 [FORMEL] Einheit erschei- nen zu lassen. Muss aber einmal ein Reductionscoefficient be- nutzt werden, so ist es ganz gleichgültig, ob derselbe etwas mehr oder weniger von Eins verschieden ist! Es ist übrigens noch keineswegs nachgewiesen, dass diese behauptete grosse Uebereinstimmung der B. A. Einheit mit der 107 [FORMEL] Ein- heit auch wirklich stattfindet. Der Anblick, der im Rapport für 1864 gegebenen Versuchs-Tabelle 1) lehrt, dass zwischen den zu einem Paare combinirten beiden Zahlenwerthen Differenzen be- stehen, welche bis über 8 pCt. betragen! Auch die mittleren Werthe dieser Paare differiren noch bis zu 1,4 pCt. Wodurch das Subcomité sich für berechtigt hält, bei einer so grossen Ver- schiedenheit der einzelnen Messungen auf einen wahrscheinlichen Fehler von nur 0,1 pCt. zu schliessen, weiss ich nicht. Welche Methode man auch zur Berechnung des mittleren Werthes der gegebenen Zahlen anwenden mag, man wird durch Fortlassen einiger sehr abweichender Messungen oder auch einiger mittlerer Werthe zu weit grösseren Unterschieden kommen. Meiner An- sicht nach liegt die Sicherheit nur innerhalb der nicht als fehler- haft verdächtigen und deshalb verworfenen Zahlenwerthe. Ist es aber schon unmöglich, aus den vorliegenden Versuchsreihen auf eine so genaue Uebereinstimmung des Werthes der B. A. Ein- heit mit der wahren 107 [FORMEL] Einheit, wie das Subcomité sie annimmt, zu schliessen, so stellt sich die wahrscheinliche Ver- schiedenheit als noch viel grösser heraus, wenn man bedenkt, 1) Pogg. Ann. Bd. CXXVI, S. 386.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/289
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/289>, abgerufen am 22.11.2024.