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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Widerstand eines Quecksilberwürfels von 1 mm Seitenlänge als
Einheit des Widerstandes angenommen. Für kleine Widerstände
und überhaupt für Widerstandsberechnungen hat diese Einheit
manche Vorzüge. Es erscheint aber doch als zweckmässiger das
Widerstandsmass in völlige Uebereinstimmung mit dem Meter-
mass zu bringen. Ich schlage daher vor als Einheit des Wider-
standes anzunehmen:

Den Widerstand eines Quecksilberprismas von 1 Meter Länge
und 1 Quadratmillim. Querschnitt bei 0°.

Sollte dieser Vorschlag allgemeineren Eingang finden, so
würden sich alle Widerstandsangaben ohne weitere Umschreibung
auf Angaben der Länge in Metermass reduciren. Es würde
dann jeder Physiker im Stande sein, sich sein Widerstandsmass
selbst so genau wie seine Instrumente es gestatten und erfordern,
darzustellen und die etwaige Veränderung des Widerstandes der
im Gebrauch bequemeren Etalons aus Metalldrähten zu con-
troliren. Selbstredend müsste jedoch dabei als Einheit der
Leitungsfähigkeit der Körper nicht, wie bisher, die des Kupfers
oder Silbers, sondern die des Quecksilbers angenommen werden.
Leider liegen nur wenige Vergleiche der Leitungsfähigkeit des
Quecksilbers mit der der festen Metalle vor, aus denen sich
eine solche Tabelle berechnen liesse und es fehlt auch bei den
meisten Vergleichungen der Leitungsfähigkeit der festen Metalle
unter sich die Angabe, ob hart gezogene oder ausgeglühte Drähte
benutzt wurden. Aus der umstehenden Tabelle ergiebt sich
aber, dass die Leitungsfähigkeit ausgeglühter Drähte beträchtlich
grösser ist wie die der nicht geglühten (s. Tab. S. 246 oben).

Es ist hiernach die specifische Leitungsfähigkeit des ausge-
glühten Silberdrahtes um 10 PCt., die des ausgeglühten Kupfer-
drahtes durchschnittlich um 6 PCt. grösser wie die des nicht
ausgeglühten Silbers, resp. Kupfers. Besonders auffallend ist
diese Zunahme beim Messing. Da die Härte gezogener Drähte
von der Grösse der Ausdehnung nach dem letzten Ausglühen
abhängt, so muss sie und ebenso die Leitungsfähigkeit stets ver-
schieden ausfallen, wenn auch das Metall völlig gleichartig ist.
Ebenso ist die Höhe der Temperatur, bei welcher die Drähte
ausgeglüht wurden, die Dauer des Glühens und die Geschwindig-
keit der Abkühlung nicht ohne Einfluss auf die Grösse der spe-

Widerstand eines Quecksilberwürfels von 1 mm Seitenlänge als
Einheit des Widerstandes angenommen. Für kleine Widerstände
und überhaupt für Widerstandsberechnungen hat diese Einheit
manche Vorzüge. Es erscheint aber doch als zweckmässiger das
Widerstandsmass in völlige Uebereinstimmung mit dem Meter-
mass zu bringen. Ich schlage daher vor als Einheit des Wider-
standes anzunehmen:

Den Widerstand eines Quecksilberprismas von 1 Meter Länge
und 1 Quadratmillim. Querschnitt bei 0°.

Sollte dieser Vorschlag allgemeineren Eingang finden, so
würden sich alle Widerstandsangaben ohne weitere Umschreibung
auf Angaben der Länge in Metermass reduciren. Es würde
dann jeder Physiker im Stande sein, sich sein Widerstandsmass
selbst so genau wie seine Instrumente es gestatten und erfordern,
darzustellen und die etwaige Veränderung des Widerstandes der
im Gebrauch bequemeren Etalons aus Metalldrähten zu con-
troliren. Selbstredend müsste jedoch dabei als Einheit der
Leitungsfähigkeit der Körper nicht, wie bisher, die des Kupfers
oder Silbers, sondern die des Quecksilbers angenommen werden.
Leider liegen nur wenige Vergleiche der Leitungsfähigkeit des
Quecksilbers mit der der festen Metalle vor, aus denen sich
eine solche Tabelle berechnen liesse und es fehlt auch bei den
meisten Vergleichungen der Leitungsfähigkeit der festen Metalle
unter sich die Angabe, ob hart gezogene oder ausgeglühte Drähte
benutzt wurden. Aus der umstehenden Tabelle ergiebt sich
aber, dass die Leitungsfähigkeit ausgeglühter Drähte beträchtlich
grösser ist wie die der nicht geglühten (s. Tab. S. 246 oben).

Es ist hiernach die specifische Leitungsfähigkeit des ausge-
glühten Silberdrahtes um 10 PCt., die des ausgeglühten Kupfer-
drahtes durchschnittlich um 6 PCt. grösser wie die des nicht
ausgeglühten Silbers, resp. Kupfers. Besonders auffallend ist
diese Zunahme beim Messing. Da die Härte gezogener Drähte
von der Grösse der Ausdehnung nach dem letzten Ausglühen
abhängt, so muss sie und ebenso die Leitungsfähigkeit stets ver-
schieden ausfallen, wenn auch das Metall völlig gleichartig ist.
Ebenso ist die Höhe der Temperatur, bei welcher die Drähte
ausgeglüht wurden, die Dauer des Glühens und die Geschwindig-
keit der Abkühlung nicht ohne Einfluss auf die Grösse der spe-

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[245/0263] Widerstand eines Quecksilberwürfels von 1 mm Seitenlänge als Einheit des Widerstandes angenommen. Für kleine Widerstände und überhaupt für Widerstandsberechnungen hat diese Einheit manche Vorzüge. Es erscheint aber doch als zweckmässiger das Widerstandsmass in völlige Uebereinstimmung mit dem Meter- mass zu bringen. Ich schlage daher vor als Einheit des Wider- standes anzunehmen: Den Widerstand eines Quecksilberprismas von 1 Meter Länge und 1 Quadratmillim. Querschnitt bei 0°. Sollte dieser Vorschlag allgemeineren Eingang finden, so würden sich alle Widerstandsangaben ohne weitere Umschreibung auf Angaben der Länge in Metermass reduciren. Es würde dann jeder Physiker im Stande sein, sich sein Widerstandsmass selbst so genau wie seine Instrumente es gestatten und erfordern, darzustellen und die etwaige Veränderung des Widerstandes der im Gebrauch bequemeren Etalons aus Metalldrähten zu con- troliren. Selbstredend müsste jedoch dabei als Einheit der Leitungsfähigkeit der Körper nicht, wie bisher, die des Kupfers oder Silbers, sondern die des Quecksilbers angenommen werden. Leider liegen nur wenige Vergleiche der Leitungsfähigkeit des Quecksilbers mit der der festen Metalle vor, aus denen sich eine solche Tabelle berechnen liesse und es fehlt auch bei den meisten Vergleichungen der Leitungsfähigkeit der festen Metalle unter sich die Angabe, ob hart gezogene oder ausgeglühte Drähte benutzt wurden. Aus der umstehenden Tabelle ergiebt sich aber, dass die Leitungsfähigkeit ausgeglühter Drähte beträchtlich grösser ist wie die der nicht geglühten (s. Tab. S. 246 oben). Es ist hiernach die specifische Leitungsfähigkeit des ausge- glühten Silberdrahtes um 10 PCt., die des ausgeglühten Kupfer- drahtes durchschnittlich um 6 PCt. grösser wie die des nicht ausgeglühten Silbers, resp. Kupfers. Besonders auffallend ist diese Zunahme beim Messing. Da die Härte gezogener Drähte von der Grösse der Ausdehnung nach dem letzten Ausglühen abhängt, so muss sie und ebenso die Leitungsfähigkeit stets ver- schieden ausfallen, wenn auch das Metall völlig gleichartig ist. Ebenso ist die Höhe der Temperatur, bei welcher die Drähte ausgeglüht wurden, die Dauer des Glühens und die Geschwindig- keit der Abkühlung nicht ohne Einfluss auf die Grösse der spe-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/263>, abgerufen am 22.11.2024.