Die kleinen Abweichungen erklären sich hinreichend durch die Schwierigkeit, die Herstellung und Unterbrechung des Stromes genau in dem Momente eintreten zu lassen, in dem man die Uhr hört, ferner aus Stromschwankungen und der nicht ganz constanten Arbeit, welche das Werk vollführen musste, um das Rad und den Zähler zu bewegen. Ich liess daher bei den späteren Messungen beide ganz fort, und überzeugte mich auf eine andere, später zu beschreibende Art von der Gleichförmigkeit der Be- wegung der Wippe.
Das benutzte Galvanometer ist eine sorgfältig gearbeitete Sinusbussole mit einem Prismafernrohr von dreifacher Vergrösse- rung, durch welches ich die Nadel mit grosser Genauigkeit bis auf 1/10° auf den Theilstrich der Nulllinie einstellen konnte. Durch einen fünftheiligen Nonius konnte ich 1/5 Grade ablesen und 1/10 Grade schätzen. Der Multiplicator ist mit zwei Drähten be- wickelt, deren Enden an isolirten Klemmen befestigt sind, so dass ich sie parallel, einzeln oder hintereinander einschalten konnte. Das Galvanometer war durch Klötze von gehärtetem Kautschuck gut isolirt, sorgfältig horizontal gestellt, und die Auf- hängung des Fadens in die Drehaxe gebracht. Zur Beseitigung der geringen Excentricität der Theilung machte ich in der Regel bei jedem Versuch zwei Ablenkungen mit umgekehrter Strom- richtung, und nahm das Mittel. Bei Anwendung astatischer Nadeln, denen ich immer hinlängliche Richtkraft liess, ward ausserdem noch nach jeder Ablesung die Ruhestellung controlirt. Die Umkehrung des Stromes geschah durch einen neben dem Instrumente befindlichen Commutator. Ein zweiter, bei der Batterie befindlicher Commutator gestattete schnell die Stromleitung so umzuschalten, dass der durch das isolirende Material etwa hin- durchgehende Strom direct durch das Galvanometer ging. Die Batterien, welche ich benutzte, bestanden ausschliesslich aus Daniell'schen Elementen. Dieselben wurden jeden zweiten Tag neu gefüllt, und erhielten sich dann im Laufe eines Tages hin- länglich constant. Zu vergleichende Versuche stellte ich immer kurz nach einander an. Bei Beginn und am Schlusse einer jeden Versuchsreihe notirte ich die Ablenkung der Nadel durch die continuirliche Entladung einer Maassflasche. Blieb dieselbe nicht unverändert, so wurden die dazwischen ausgeführten Versuche
Die kleinen Abweichungen erklären sich hinreichend durch die Schwierigkeit, die Herstellung und Unterbrechung des Stromes genau in dem Momente eintreten zu lassen, in dem man die Uhr hört, ferner aus Stromschwankungen und der nicht ganz constanten Arbeit, welche das Werk vollführen musste, um das Rad und den Zähler zu bewegen. Ich liess daher bei den späteren Messungen beide ganz fort, und überzeugte mich auf eine andere, später zu beschreibende Art von der Gleichförmigkeit der Be- wegung der Wippe.
Das benutzte Galvanometer ist eine sorgfältig gearbeitete Sinusbussole mit einem Prismafernrohr von dreifacher Vergrösse- rung, durch welches ich die Nadel mit grosser Genauigkeit bis auf 1/10° auf den Theilstrich der Nulllinie einstellen konnte. Durch einen fünftheiligen Nonius konnte ich ⅕ Grade ablesen und 1/10 Grade schätzen. Der Multiplicator ist mit zwei Drähten be- wickelt, deren Enden an isolirten Klemmen befestigt sind, so dass ich sie parallel, einzeln oder hintereinander einschalten konnte. Das Galvanometer war durch Klötze von gehärtetem Kautschuck gut isolirt, sorgfältig horizontal gestellt, und die Auf- hängung des Fadens in die Drehaxe gebracht. Zur Beseitigung der geringen Excentricität der Theilung machte ich in der Regel bei jedem Versuch zwei Ablenkungen mit umgekehrter Strom- richtung, und nahm das Mittel. Bei Anwendung astatischer Nadeln, denen ich immer hinlängliche Richtkraft liess, ward ausserdem noch nach jeder Ablesung die Ruhestellung controlirt. Die Umkehrung des Stromes geschah durch einen neben dem Instrumente befindlichen Commutator. Ein zweiter, bei der Batterie befindlicher Commutator gestattete schnell die Stromleitung so umzuschalten, dass der durch das isolirende Material etwa hin- durchgehende Strom direct durch das Galvanometer ging. Die Batterien, welche ich benutzte, bestanden ausschliesslich aus Daniell’schen Elementen. Dieselben wurden jeden zweiten Tag neu gefüllt, und erhielten sich dann im Laufe eines Tages hin- länglich constant. Zu vergleichende Versuche stellte ich immer kurz nach einander an. Bei Beginn und am Schlusse einer jeden Versuchsreihe notirte ich die Ablenkung der Nadel durch die continuirliche Entladung einer Maassflasche. Blieb dieselbe nicht unverändert, so wurden die dazwischen ausgeführten Versuche
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Die kleinen Abweichungen erklären sich hinreichend durch
die Schwierigkeit, die Herstellung und Unterbrechung des Stromes
genau in dem Momente eintreten zu lassen, in dem man die
Uhr hört, ferner aus Stromschwankungen und der nicht ganz
constanten Arbeit, welche das Werk vollführen musste, um das
Rad und den Zähler zu bewegen. Ich liess daher bei den späteren
Messungen beide ganz fort, und überzeugte mich auf eine andere,
später zu beschreibende Art von der Gleichförmigkeit der Be-
wegung der Wippe.
Das benutzte Galvanometer ist eine sorgfältig gearbeitete
Sinusbussole mit einem Prismafernrohr von dreifacher Vergrösse-
rung, durch welches ich die Nadel mit grosser Genauigkeit bis
auf 1/10° auf den Theilstrich der Nulllinie einstellen konnte. Durch
einen fünftheiligen Nonius konnte ich ⅕ Grade ablesen und
1/10 Grade schätzen. Der Multiplicator ist mit zwei Drähten be-
wickelt, deren Enden an isolirten Klemmen befestigt sind, so
dass ich sie parallel, einzeln oder hintereinander einschalten
konnte. Das Galvanometer war durch Klötze von gehärtetem
Kautschuck gut isolirt, sorgfältig horizontal gestellt, und die Auf-
hängung des Fadens in die Drehaxe gebracht. Zur Beseitigung
der geringen Excentricität der Theilung machte ich in der Regel
bei jedem Versuch zwei Ablenkungen mit umgekehrter Strom-
richtung, und nahm das Mittel. Bei Anwendung astatischer
Nadeln, denen ich immer hinlängliche Richtkraft liess, ward
ausserdem noch nach jeder Ablesung die Ruhestellung controlirt.
Die Umkehrung des Stromes geschah durch einen neben dem
Instrumente befindlichen Commutator. Ein zweiter, bei der Batterie
befindlicher Commutator gestattete schnell die Stromleitung so
umzuschalten, dass der durch das isolirende Material etwa hin-
durchgehende Strom direct durch das Galvanometer ging. Die
Batterien, welche ich benutzte, bestanden ausschliesslich aus
Daniell’schen Elementen. Dieselben wurden jeden zweiten Tag
neu gefüllt, und erhielten sich dann im Laufe eines Tages hin-
länglich constant. Zu vergleichende Versuche stellte ich immer
kurz nach einander an. Bei Beginn und am Schlusse einer jeden
Versuchsreihe notirte ich die Ablenkung der Nadel durch die
continuirliche Entladung einer Maassflasche. Blieb dieselbe nicht
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/172>, abgerufen am 26.11.2024.
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