Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Aufgabe des gleichzeitigen Sprechens in entgegenge-
setzter Richtung durch denselben Draht kann als vollständig ge-
löst durch die beschriebene Construction erachtet werden, wie
eine längere praktische Erfahrung es bestätigt. Es ist dies Ver-
fahren jedoch da nicht anwendbar, wo die durch die Telegraphen-
leitung gehenden Ströme nicht von constanter Stärke sind, mit-
hin weder bei längeren unterseeischen oder unterirdischen Lei-
tungen, noch in Fällen, wo eine grössere Zahl von Magnetspiralen
in die Leitung eingeschaltet ist. Im ersteren Falle überwiegt bei
Beginn des Stromes die Haupt-, im zweiten die Gleichgewichts-
spirale, es ist mithin in beiden Fällen kein vollständiges Gleich-
gewicht beider zu erzielen.

Ein weniger günstiges praktisches Resultat haben Halske und
ich bei der Lösung einer anderen Aufgabe, der des gleichzeitigen
Sprechens mit zwei Apparaten in derselben Richtung mittels
schreibender (Morse'scher) Apparate, erreicht.

Verbindet man mittels passender Mechanismen zwei Bat-
terien von verschiedener Stärke in der Weise mit dem einen
Ende eines telegraphischen Leiters und der Erde, dass man, ohne
die Continuität des Kreises zu unterbrechen, die eine oder die
andere der Batterien oder beide zugleich einschalten kann, so
kann man drei verschiedene Stromstärken im Leiter erzeugen.
Ist Batterie II doppelt so stark wie Batterie I, so werden die
durch Batterie I, II und I + II hervorgebrachten Stromstärken
sich wie 1 zu 2 zu 3 verhalten. Sind nun am andern Ende der
Leitung zwischen ihnen und die Erde zwei Uebertrager einge-
schaltet, von denen der erste durch Stromstärke 1 in Thätigkeit
gesetzt wird, während der zweite erst durch Stromstärke 2 zur
Anziehung gebracht wird, so erfordert die Lösung der Aufgabe,
dass der Uebertrager I nur durch Stromstärke 1 und Stromstärke
3, nicht aber durch Stromstärke 2 in Bewegung gesetzt wird.

praktisch, dass das Gleichgewicht der Ströme am leichtesten herzustellen
und zu erhalten ist, wenn beide Drähte gleichzeitig und in gleicher Win-
dungszahl aufgewunden werden. Man erhält hierdurch namentlich den
Vortheil, dass man in die beiden Leitungszweige die Drähte eines Diffe-
rential-Galvanoskops einschalten und mit Hülfe desselben mit Leichtigkeit
die richtige Einstellung des Widerstandes der Gleichgewichtsleitung be-
wirken kann.

Die Aufgabe des gleichzeitigen Sprechens in entgegenge-
setzter Richtung durch denselben Draht kann als vollständig ge-
löst durch die beschriebene Construction erachtet werden, wie
eine längere praktische Erfahrung es bestätigt. Es ist dies Ver-
fahren jedoch da nicht anwendbar, wo die durch die Telegraphen-
leitung gehenden Ströme nicht von constanter Stärke sind, mit-
hin weder bei längeren unterseeischen oder unterirdischen Lei-
tungen, noch in Fällen, wo eine grössere Zahl von Magnetspiralen
in die Leitung eingeschaltet ist. Im ersteren Falle überwiegt bei
Beginn des Stromes die Haupt-, im zweiten die Gleichgewichts-
spirale, es ist mithin in beiden Fällen kein vollständiges Gleich-
gewicht beider zu erzielen.

Ein weniger günstiges praktisches Resultat haben Halske und
ich bei der Lösung einer anderen Aufgabe, der des gleichzeitigen
Sprechens mit zwei Apparaten in derselben Richtung mittels
schreibender (Morse’scher) Apparate, erreicht.

Verbindet man mittels passender Mechanismen zwei Bat-
terien von verschiedener Stärke in der Weise mit dem einen
Ende eines telegraphischen Leiters und der Erde, dass man, ohne
die Continuität des Kreises zu unterbrechen, die eine oder die
andere der Batterien oder beide zugleich einschalten kann, so
kann man drei verschiedene Stromstärken im Leiter erzeugen.
Ist Batterie II doppelt so stark wie Batterie I, so werden die
durch Batterie I, II und I + II hervorgebrachten Stromstärken
sich wie 1 zu 2 zu 3 verhalten. Sind nun am andern Ende der
Leitung zwischen ihnen und die Erde zwei Uebertrager einge-
schaltet, von denen der erste durch Stromstärke 1 in Thätigkeit
gesetzt wird, während der zweite erst durch Stromstärke 2 zur
Anziehung gebracht wird, so erfordert die Lösung der Aufgabe,
dass der Uebertrager I nur durch Stromstärke 1 und Stromstärke
3, nicht aber durch Stromstärke 2 in Bewegung gesetzt wird.

praktisch, dass das Gleichgewicht der Ströme am leichtesten herzustellen
und zu erhalten ist, wenn beide Drähte gleichzeitig und in gleicher Win-
dungszahl aufgewunden werden. Man erhält hierdurch namentlich den
Vortheil, dass man in die beiden Leitungszweige die Drähte eines Diffe-
rential-Galvanoskops einschalten und mit Hülfe desselben mit Leichtigkeit
die richtige Einstellung des Widerstandes der Gleichgewichtsleitung be-
wirken kann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0143" n="125"/>
        <p>Die Aufgabe des gleichzeitigen Sprechens in entgegenge-<lb/>
setzter Richtung durch denselben Draht kann als vollständig ge-<lb/>
löst durch die beschriebene Construction erachtet werden, wie<lb/>
eine längere praktische Erfahrung es bestätigt. Es ist dies Ver-<lb/>
fahren jedoch da nicht anwendbar, wo die durch die Telegraphen-<lb/>
leitung gehenden Ströme nicht von constanter Stärke sind, mit-<lb/>
hin weder bei längeren unterseeischen oder unterirdischen Lei-<lb/>
tungen, noch in Fällen, wo eine grössere Zahl von Magnetspiralen<lb/>
in die Leitung eingeschaltet ist. Im ersteren Falle überwiegt bei<lb/>
Beginn des Stromes die Haupt-, im zweiten die Gleichgewichts-<lb/>
spirale, es ist mithin in beiden Fällen kein vollständiges Gleich-<lb/>
gewicht beider zu erzielen.</p><lb/>
        <p>Ein weniger günstiges praktisches Resultat haben Halske und<lb/>
ich bei der Lösung einer anderen Aufgabe, der des gleichzeitigen<lb/>
Sprechens mit zwei Apparaten in derselben Richtung mittels<lb/>
schreibender (Morse&#x2019;scher) Apparate, erreicht.</p><lb/>
        <p>Verbindet man mittels passender Mechanismen zwei Bat-<lb/>
terien von verschiedener Stärke in der Weise mit dem einen<lb/>
Ende eines telegraphischen Leiters und der Erde, dass man, ohne<lb/>
die Continuität des Kreises zu unterbrechen, die eine oder die<lb/>
andere der Batterien oder beide zugleich einschalten kann, so<lb/>
kann man drei verschiedene Stromstärken im Leiter erzeugen.<lb/>
Ist Batterie II doppelt so stark wie Batterie I, so werden die<lb/>
durch Batterie I, II und I + II hervorgebrachten Stromstärken<lb/>
sich wie 1 zu 2 zu 3 verhalten. Sind nun am andern Ende der<lb/>
Leitung zwischen ihnen und die Erde zwei Uebertrager einge-<lb/>
schaltet, von denen der erste durch Stromstärke 1 in Thätigkeit<lb/>
gesetzt wird, während der zweite erst durch Stromstärke 2 zur<lb/>
Anziehung gebracht wird, so erfordert die Lösung der Aufgabe,<lb/>
dass der Uebertrager I nur durch Stromstärke 1 und Stromstärke<lb/>
3, nicht aber durch Stromstärke 2 in Bewegung gesetzt wird.<lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="1)">praktisch, dass das Gleichgewicht der Ströme am leichtesten herzustellen<lb/>
und zu erhalten ist, wenn beide Drähte gleichzeitig und in gleicher Win-<lb/>
dungszahl aufgewunden werden. Man erhält hierdurch namentlich den<lb/>
Vortheil, dass man in die beiden Leitungszweige die Drähte eines Diffe-<lb/>
rential-Galvanoskops einschalten und mit Hülfe desselben mit Leichtigkeit<lb/>
die richtige Einstellung des Widerstandes der Gleichgewichtsleitung be-<lb/>
wirken kann.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0143] Die Aufgabe des gleichzeitigen Sprechens in entgegenge- setzter Richtung durch denselben Draht kann als vollständig ge- löst durch die beschriebene Construction erachtet werden, wie eine längere praktische Erfahrung es bestätigt. Es ist dies Ver- fahren jedoch da nicht anwendbar, wo die durch die Telegraphen- leitung gehenden Ströme nicht von constanter Stärke sind, mit- hin weder bei längeren unterseeischen oder unterirdischen Lei- tungen, noch in Fällen, wo eine grössere Zahl von Magnetspiralen in die Leitung eingeschaltet ist. Im ersteren Falle überwiegt bei Beginn des Stromes die Haupt-, im zweiten die Gleichgewichts- spirale, es ist mithin in beiden Fällen kein vollständiges Gleich- gewicht beider zu erzielen. Ein weniger günstiges praktisches Resultat haben Halske und ich bei der Lösung einer anderen Aufgabe, der des gleichzeitigen Sprechens mit zwei Apparaten in derselben Richtung mittels schreibender (Morse’scher) Apparate, erreicht. Verbindet man mittels passender Mechanismen zwei Bat- terien von verschiedener Stärke in der Weise mit dem einen Ende eines telegraphischen Leiters und der Erde, dass man, ohne die Continuität des Kreises zu unterbrechen, die eine oder die andere der Batterien oder beide zugleich einschalten kann, so kann man drei verschiedene Stromstärken im Leiter erzeugen. Ist Batterie II doppelt so stark wie Batterie I, so werden die durch Batterie I, II und I + II hervorgebrachten Stromstärken sich wie 1 zu 2 zu 3 verhalten. Sind nun am andern Ende der Leitung zwischen ihnen und die Erde zwei Uebertrager einge- schaltet, von denen der erste durch Stromstärke 1 in Thätigkeit gesetzt wird, während der zweite erst durch Stromstärke 2 zur Anziehung gebracht wird, so erfordert die Lösung der Aufgabe, dass der Uebertrager I nur durch Stromstärke 1 und Stromstärke 3, nicht aber durch Stromstärke 2 in Bewegung gesetzt wird. 1) 1) praktisch, dass das Gleichgewicht der Ströme am leichtesten herzustellen und zu erhalten ist, wenn beide Drähte gleichzeitig und in gleicher Win- dungszahl aufgewunden werden. Man erhält hierdurch namentlich den Vortheil, dass man in die beiden Leitungszweige die Drähte eines Diffe- rential-Galvanoskops einschalten und mit Hülfe desselben mit Leichtigkeit die richtige Einstellung des Widerstandes der Gleichgewichtsleitung be- wirken kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/143
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/143>, abgerufen am 08.05.2024.