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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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lation erzielen und die Anlage wird bedeutend billiger wie eine
unterirdische, doch ist der Draht dann, wie die Erfahrung lehrt,
dem Diebstahl sehr ausgesetzt, er dehnt sich nach und nach und
kommt in Folge dessen leicht mit anderen, an denselben Pfosten
befestigten Drähten in Berührung, er wird nach Verlauf von 6
bis 8 Jahren brüchig und muss dann erneuert werden, die
Stangen vermodern, werden dann vom Sturmwind leicht umge-
worfen und gefährden sogar die Sicherheit des Eisenbahndienstes.
Günstigere Resultate giebt die Anwendung des Eisendrahtes zu
oberirdischen Leitungen, wenn derselbe hinlänglich stark und
gut verzinkt ist. Dünner Eisendraht ist bald durch den Rost ver-
dorben und hat zu geringe Leitungsfähigkeit für längere Linien.

Die Verzinkung der Eisendrähte ist nur dann von Nutzen,
wenn das Zink mit dem Eisen da, wo beide Metalle in Berührung
sind, wirklich zusammengeschmolzen ist und in Folge dessen
beim Biegen des Drahtes nicht abspringt oder Risse bekommt.
Die Operation, durch welche dies erreicht wird, scheint bisher,
trotz der Veröffentlichung der Beschreibung des patentirten Ver-
fahrens, Geheimniss einiger englischen Fabriken zu sein, die sich
ihr Fabricat sehr theuer bezahlen lassen. Unverzinkte oder
schlecht verzinkte Drähte rosten auch bei grosser Stärke, nament-
lich an den Aufhängepunkten, sehr bald derartig, dass die Drähte
an diesen Stellen brechen. Starke Eisendrähte müssen natürlich
stark gespannt werden, damit sie nicht mit anderen in Berührung
kommen, und verlangen daher auch die Anwendung starker Pfosten
und besonderer Spannvorrichtungen, wodurch die Anlage be-
trächtlich vertheuert wird. Wie namentlich die englischen Er-
fahrungen lehren, wo in der Regel eine grosse Zahl von Drähten
an denselben Pfosten ausgespannt ist, muss eine stete, sehr sorg-
fältige Bewachung der Drähte stattfinden; sie müssen häufig
nachgespannt und bei eintretendem Froste wieder nachgelassen
werden, da sonst eine Berührung der Drähte oder das Reissen
derselben eintritt. Hierdurch werden für den Augenblick in der
Regel alle Drähte unbrauchbar, da die Enden des gerissenen mit
den übrigen in Berührung kommen. Auch die Eisendrähte wer-
den nach einem Zeitraume von 8 bis 10 Jahren spröde, und
mehrere englische Linien haben bereits aus dem Grunde erneuert
werden müssen, weil selbst bei dem dortigen milden Winter und

lation erzielen und die Anlage wird bedeutend billiger wie eine
unterirdische, doch ist der Draht dann, wie die Erfahrung lehrt,
dem Diebstahl sehr ausgesetzt, er dehnt sich nach und nach und
kommt in Folge dessen leicht mit anderen, an denselben Pfosten
befestigten Drähten in Berührung, er wird nach Verlauf von 6
bis 8 Jahren brüchig und muss dann erneuert werden, die
Stangen vermodern, werden dann vom Sturmwind leicht umge-
worfen und gefährden sogar die Sicherheit des Eisenbahndienstes.
Günstigere Resultate giebt die Anwendung des Eisendrahtes zu
oberirdischen Leitungen, wenn derselbe hinlänglich stark und
gut verzinkt ist. Dünner Eisendraht ist bald durch den Rost ver-
dorben und hat zu geringe Leitungsfähigkeit für längere Linien.

Die Verzinkung der Eisendrähte ist nur dann von Nutzen,
wenn das Zink mit dem Eisen da, wo beide Metalle in Berührung
sind, wirklich zusammengeschmolzen ist und in Folge dessen
beim Biegen des Drahtes nicht abspringt oder Risse bekommt.
Die Operation, durch welche dies erreicht wird, scheint bisher,
trotz der Veröffentlichung der Beschreibung des patentirten Ver-
fahrens, Geheimniss einiger englischen Fabriken zu sein, die sich
ihr Fabricat sehr theuer bezahlen lassen. Unverzinkte oder
schlecht verzinkte Drähte rosten auch bei grosser Stärke, nament-
lich an den Aufhängepunkten, sehr bald derartig, dass die Drähte
an diesen Stellen brechen. Starke Eisendrähte müssen natürlich
stark gespannt werden, damit sie nicht mit anderen in Berührung
kommen, und verlangen daher auch die Anwendung starker Pfosten
und besonderer Spannvorrichtungen, wodurch die Anlage be-
trächtlich vertheuert wird. Wie namentlich die englischen Er-
fahrungen lehren, wo in der Regel eine grosse Zahl von Drähten
an denselben Pfosten ausgespannt ist, muss eine stete, sehr sorg-
fältige Bewachung der Drähte stattfinden; sie müssen häufig
nachgespannt und bei eintretendem Froste wieder nachgelassen
werden, da sonst eine Berührung der Drähte oder das Reissen
derselben eintritt. Hierdurch werden für den Augenblick in der
Regel alle Drähte unbrauchbar, da die Enden des gerissenen mit
den übrigen in Berührung kommen. Auch die Eisendrähte wer-
den nach einem Zeitraume von 8 bis 10 Jahren spröde, und
mehrere englische Linien haben bereits aus dem Grunde erneuert
werden müssen, weil selbst bei dem dortigen milden Winter und

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[106/0124] lation erzielen und die Anlage wird bedeutend billiger wie eine unterirdische, doch ist der Draht dann, wie die Erfahrung lehrt, dem Diebstahl sehr ausgesetzt, er dehnt sich nach und nach und kommt in Folge dessen leicht mit anderen, an denselben Pfosten befestigten Drähten in Berührung, er wird nach Verlauf von 6 bis 8 Jahren brüchig und muss dann erneuert werden, die Stangen vermodern, werden dann vom Sturmwind leicht umge- worfen und gefährden sogar die Sicherheit des Eisenbahndienstes. Günstigere Resultate giebt die Anwendung des Eisendrahtes zu oberirdischen Leitungen, wenn derselbe hinlänglich stark und gut verzinkt ist. Dünner Eisendraht ist bald durch den Rost ver- dorben und hat zu geringe Leitungsfähigkeit für längere Linien. Die Verzinkung der Eisendrähte ist nur dann von Nutzen, wenn das Zink mit dem Eisen da, wo beide Metalle in Berührung sind, wirklich zusammengeschmolzen ist und in Folge dessen beim Biegen des Drahtes nicht abspringt oder Risse bekommt. Die Operation, durch welche dies erreicht wird, scheint bisher, trotz der Veröffentlichung der Beschreibung des patentirten Ver- fahrens, Geheimniss einiger englischen Fabriken zu sein, die sich ihr Fabricat sehr theuer bezahlen lassen. Unverzinkte oder schlecht verzinkte Drähte rosten auch bei grosser Stärke, nament- lich an den Aufhängepunkten, sehr bald derartig, dass die Drähte an diesen Stellen brechen. Starke Eisendrähte müssen natürlich stark gespannt werden, damit sie nicht mit anderen in Berührung kommen, und verlangen daher auch die Anwendung starker Pfosten und besonderer Spannvorrichtungen, wodurch die Anlage be- trächtlich vertheuert wird. Wie namentlich die englischen Er- fahrungen lehren, wo in der Regel eine grosse Zahl von Drähten an denselben Pfosten ausgespannt ist, muss eine stete, sehr sorg- fältige Bewachung der Drähte stattfinden; sie müssen häufig nachgespannt und bei eintretendem Froste wieder nachgelassen werden, da sonst eine Berührung der Drähte oder das Reissen derselben eintritt. Hierdurch werden für den Augenblick in der Regel alle Drähte unbrauchbar, da die Enden des gerissenen mit den übrigen in Berührung kommen. Auch die Eisendrähte wer- den nach einem Zeitraume von 8 bis 10 Jahren spröde, und mehrere englische Linien haben bereits aus dem Grunde erneuert werden müssen, weil selbst bei dem dortigen milden Winter und

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/124>, abgerufen am 08.05.2024.