trotz aller Vorsicht zu häufige Drahtbrüche eintraten. Es ist bis- her nicht gelungen, die Spannvorrichtungen vollständig von ein- ander und vom Boden zu isoliren. Bei Schneefall, Regen und selbst nebligem Wetter finden daher in England sehr häufige Störungen statt und man hilft sich dann dort in diesem Falle dadurch, dass man nur einen oder wenigstens nur ein Paar aller vorhandenen Drähte in Benutzung nimmt.
Bei der engen Verbindung, in welcher die englische Tele- graphen-Compagnie mit den Eisenbahnen steht, lässt sich die stets nöthige Ueberwachung der Drähte ohne grosse Kosten für die Compagnie durch die Eisenbahnbeamten ausführen. Ob dies bei den preussischen Staats-Telegraphenlinien im eigenen und selbst in fremden Ländern ebenfalls überall der Fall sein kann, scheint mindestens fraglich.
Alle die geschilderten Mängel der oberirdischen Leitungen würden aber wohl die Frage noch nicht zu Gunsten der unter- irdischen entscheiden, wenn nicht die elektrischen Störungen den Gebrauch langer oberirdischer Leitungen stets unsicher machten. Je besser die oberirdischen Leitungen isolirt sind, je mehr man daher die Quelle der durch schlechte Isolation entstehenden Stö- rungen verstopft hat, desto häufiger und stärker werden die elek- trischen Störungen. Aus Erfahrungen an kleinen Linien kann man hier durchaus nicht auf grössere schliessen. Die bei den unterirdischen Leitungen häufig in höherem Maasse stattfindenden Nebenschliessungen in Folge unvollkommener Isolation haben immer einen constanten Charakter und sind daher durch richtige Einstellung der Instrumente bis zu einem sehr hohen Grade hin unschädlich zu machen. Die durch Luftelektricität in den Drähten erzeugten Strömungen sind dagegen stets veränderlich und machen daher schon bei geringer Stärke den Dienst der Apparate unsicher. Bei den amerikanischen langen oberirdischen Leitungen kann man aus diesem Grunde nur selten den Ueber- trager beim Morseschen Telegraphen anwenden, da man nur durch sehr kolossale Batterien die steten Neckereien der atmosphärischen Elektricität, bis zu einer gewissen Grenze hin, unschädlich machen kann. Hierzu kommt noch die bei oberirdischen Leitungen nicht zu beseitigende Gefahr, dass einschlagende Blitze Leitungen und Pfosten auf grösseren Strecken hin zertrümmern und die Beamten
trotz aller Vorsicht zu häufige Drahtbrüche eintraten. Es ist bis- her nicht gelungen, die Spannvorrichtungen vollständig von ein- ander und vom Boden zu isoliren. Bei Schneefall, Regen und selbst nebligem Wetter finden daher in England sehr häufige Störungen statt und man hilft sich dann dort in diesem Falle dadurch, dass man nur einen oder wenigstens nur ein Paar aller vorhandenen Drähte in Benutzung nimmt.
Bei der engen Verbindung, in welcher die englische Tele- graphen-Compagnie mit den Eisenbahnen steht, lässt sich die stets nöthige Ueberwachung der Drähte ohne grosse Kosten für die Compagnie durch die Eisenbahnbeamten ausführen. Ob dies bei den preussischen Staats-Telegraphenlinien im eigenen und selbst in fremden Ländern ebenfalls überall der Fall sein kann, scheint mindestens fraglich.
Alle die geschilderten Mängel der oberirdischen Leitungen würden aber wohl die Frage noch nicht zu Gunsten der unter- irdischen entscheiden, wenn nicht die elektrischen Störungen den Gebrauch langer oberirdischer Leitungen stets unsicher machten. Je besser die oberirdischen Leitungen isolirt sind, je mehr man daher die Quelle der durch schlechte Isolation entstehenden Stö- rungen verstopft hat, desto häufiger und stärker werden die elek- trischen Störungen. Aus Erfahrungen an kleinen Linien kann man hier durchaus nicht auf grössere schliessen. Die bei den unterirdischen Leitungen häufig in höherem Maasse stattfindenden Nebenschliessungen in Folge unvollkommener Isolation haben immer einen constanten Charakter und sind daher durch richtige Einstellung der Instrumente bis zu einem sehr hohen Grade hin unschädlich zu machen. Die durch Luftelektricität in den Drähten erzeugten Strömungen sind dagegen stets veränderlich und machen daher schon bei geringer Stärke den Dienst der Apparate unsicher. Bei den amerikanischen langen oberirdischen Leitungen kann man aus diesem Grunde nur selten den Ueber- trager beim Morseschen Telegraphen anwenden, da man nur durch sehr kolossale Batterien die steten Neckereien der atmosphärischen Elektricität, bis zu einer gewissen Grenze hin, unschädlich machen kann. Hierzu kommt noch die bei oberirdischen Leitungen nicht zu beseitigende Gefahr, dass einschlagende Blitze Leitungen und Pfosten auf grösseren Strecken hin zertrümmern und die Beamten
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trotz aller Vorsicht zu häufige Drahtbrüche eintraten. Es ist bis-
her nicht gelungen, die Spannvorrichtungen vollständig von ein-
ander und vom Boden zu isoliren. Bei Schneefall, Regen und
selbst nebligem Wetter finden daher in England sehr häufige
Störungen statt und man hilft sich dann dort in diesem Falle
dadurch, dass man nur einen oder wenigstens nur ein Paar aller
vorhandenen Drähte in Benutzung nimmt.
Bei der engen Verbindung, in welcher die englische Tele-
graphen-Compagnie mit den Eisenbahnen steht, lässt sich die
stets nöthige Ueberwachung der Drähte ohne grosse Kosten für
die Compagnie durch die Eisenbahnbeamten ausführen. Ob
dies bei den preussischen Staats-Telegraphenlinien im eigenen
und selbst in fremden Ländern ebenfalls überall der Fall sein
kann, scheint mindestens fraglich.
Alle die geschilderten Mängel der oberirdischen Leitungen
würden aber wohl die Frage noch nicht zu Gunsten der unter-
irdischen entscheiden, wenn nicht die elektrischen Störungen den
Gebrauch langer oberirdischer Leitungen stets unsicher machten.
Je besser die oberirdischen Leitungen isolirt sind, je mehr man
daher die Quelle der durch schlechte Isolation entstehenden Stö-
rungen verstopft hat, desto häufiger und stärker werden die elek-
trischen Störungen. Aus Erfahrungen an kleinen Linien kann
man hier durchaus nicht auf grössere schliessen. Die bei den
unterirdischen Leitungen häufig in höherem Maasse stattfindenden
Nebenschliessungen in Folge unvollkommener Isolation haben
immer einen constanten Charakter und sind daher durch richtige
Einstellung der Instrumente bis zu einem sehr hohen Grade
hin unschädlich zu machen. Die durch Luftelektricität in den
Drähten erzeugten Strömungen sind dagegen stets veränderlich
und machen daher schon bei geringer Stärke den Dienst der
Apparate unsicher. Bei den amerikanischen langen oberirdischen
Leitungen kann man aus diesem Grunde nur selten den Ueber-
trager beim Morseschen Telegraphen anwenden, da man nur durch
sehr kolossale Batterien die steten Neckereien der atmosphärischen
Elektricität, bis zu einer gewissen Grenze hin, unschädlich machen
kann. Hierzu kommt noch die bei oberirdischen Leitungen nicht
zu beseitigende Gefahr, dass einschlagende Blitze Leitungen und
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/125>, abgerufen am 24.11.2024.
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