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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Cyprinoidei.
[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 25.


Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Es ist der Schied gleichsam die Rie-
senform unter den Alburnen, mit denen
Agassiz 1) diesen Fisch in einer und
derselben Gattung Aspius vereinigt
hatte. Die Anordnung und der Bau
der Schlundzähne ist aber so eigen-
thümlicher Art, dass sich die Trennung
der beiden Gattungen Aspius und Al-
burnus
sehr gut rechtfertigen lässt.
Die kleinen Augen des Schied, sowie
die kleinen Schuppen desselben geben diesem Fische ein so charakteristisches
Ansehen, dass derselbe auch in ganz jungen Entwicklungsstadien leicht von
den grossäugigen und grossschuppigen Alburnen unterschieden werden kann.
Ausserdem zeichnet sich dieser Fisch vor allen Alburnen noch durch seine
tief ausgeschnittene Afterflosse aus, welche nach hinten zurückgeschlagen
zweispitzig erscheint. Es kann der Schied eine Länge von 2 bis 3 Fuss er-
reichen. Sein sehr weites Maul verräth auf den ersten Blick die räuberische
Lebensweise, durch welche der Schied von den übrigen Cyprinoiden auffal-
lend abweicht.

Die Seiten und der Bauch des A. rapax erscheinen weiss gefärbt, der
Rücken sowie die Rücken- und Schwanzflosse desselben haben eine blau-
graue Färbung, die hellen paarigen Flossen und die Afterflosse besitzen einen
röthlichen Anflug.

Der Schied bewohnt die grösseren Flüsse und Seen von Mitteleuropa.
In der Donau und im Chiemsee wird derselbe nicht selten von sehr bedeu-
tender Grösse gefangen. Die jüngeren Individuen bis zu einer Länge von 14
oder 15 Zoll werden am Chiemsee "Rothschiedel" genannt. Wenn Schrank
(a. a. O.) bei der Beschreibung des C. Aspius ausser "Schied" noch die Namen
"Nervling" und "Schwarznervling" hinzufügte, welche beiden Namen in Bayern
ebenfalls für diesen Fisch gebräuchlich sein sollen, so beruht diese Angabe
gewiss nur auf einer Verwechslung, welche auch, wahrscheinlich durch
Schrank dazu verleitet, von Perty, Reuss, Weber, Reider und Hahn begangen
worden ist. Nach meinen Erfahrungen verstehen die bayrischen Fischer un-
ter "Nervling" niemals Aspius rapax, sondern immer nur den Idus melanotus.

In allen der Nord- und Ostsee zufliessenden Stromgebieten ist der
A. rapax ebenfalls einheimisch, auch in den grossen mit der Ostsee zusam-
menhängenden und unter dem Namen "Haff" bekannten Seen fehlt derselbe
nicht. Am Kurischen Haff wird dieser Fisch "Salat" genannt, während der-
selbe in ganz Norddeutschland den Namen "Rapfen" führt.


1) Vergl. Agassiz Nr. 7: pag. 38 oder Nr. 8: pag. 80.
Familie: Cyprinoidei.
[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 25.


Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Es ist der Schied gleichsam die Rie-
senform unter den Alburnen, mit denen
Agassiz 1) diesen Fisch in einer und
derselben Gattung Aspius vereinigt
hatte. Die Anordnung und der Bau
der Schlundzähne ist aber so eigen-
thümlicher Art, dass sich die Trennung
der beiden Gattungen Aspius und Al-
burnus
sehr gut rechtfertigen lässt.
Die kleinen Augen des Schied, sowie
die kleinen Schuppen desselben geben diesem Fische ein so charakteristisches
Ansehen, dass derselbe auch in ganz jungen Entwicklungsstadien leicht von
den grossäugigen und grossschuppigen Alburnen unterschieden werden kann.
Ausserdem zeichnet sich dieser Fisch vor allen Alburnen noch durch seine
tief ausgeschnittene Afterflosse aus, welche nach hinten zurückgeschlagen
zweispitzig erscheint. Es kann der Schied eine Länge von 2 bis 3 Fuss er-
reichen. Sein sehr weites Maul verräth auf den ersten Blick die räuberische
Lebensweise, durch welche der Schied von den übrigen Cyprinoiden auffal-
lend abweicht.

Die Seiten und der Bauch des A. rapax erscheinen weiss gefärbt, der
Rücken sowie die Rücken- und Schwanzflosse desselben haben eine blau-
graue Färbung, die hellen paarigen Flossen und die Afterflosse besitzen einen
röthlichen Anflug.

Der Schied bewohnt die grösseren Flüsse und Seen von Mitteleuropa.
In der Donau und im Chiemsee wird derselbe nicht selten von sehr bedeu-
tender Grösse gefangen. Die jüngeren Individuen bis zu einer Länge von 14
oder 15 Zoll werden am Chiemsee »Rothschiedel« genannt. Wenn Schrank
(a. a. O.) bei der Beschreibung des C. Aspius ausser »Schied« noch die Namen
»Nervling« und »Schwarznervling« hinzufügte, welche beiden Namen in Bayern
ebenfalls für diesen Fisch gebräuchlich sein sollen, so beruht diese Angabe
gewiss nur auf einer Verwechslung, welche auch, wahrscheinlich durch
Schrank dazu verleitet, von Perty, Reuss, Weber, Reider und Hahn begangen
worden ist. Nach meinen Erfahrungen verstehen die bayrischen Fischer un-
ter »Nervling« niemals Aspius rapax, sondern immer nur den Idus melanotus.

In allen der Nord- und Ostsee zufliessenden Stromgebieten ist der
A. rapax ebenfalls einheimisch, auch in den grossen mit der Ostsee zusam-
menhängenden und unter dem Namen »Haff« bekannten Seen fehlt derselbe
nicht. Am Kurischen Haff wird dieser Fisch »Salat« genannt, während der-
selbe in ganz Norddeutschland den Namen »Rapfen« führt.


1) Vergl. Agassiz Nr. 7: pag. 38 oder Nr. 8: pag. 80.
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[170/0183] Familie: Cyprinoidei. [Abbildung] [Abbildung Fig. 25. Schlundknochen und Schlundzähne (nach Heckel und Kner). ] Es ist der Schied gleichsam die Rie- senform unter den Alburnen, mit denen Agassiz 1) diesen Fisch in einer und derselben Gattung Aspius vereinigt hatte. Die Anordnung und der Bau der Schlundzähne ist aber so eigen- thümlicher Art, dass sich die Trennung der beiden Gattungen Aspius und Al- burnus sehr gut rechtfertigen lässt. Die kleinen Augen des Schied, sowie die kleinen Schuppen desselben geben diesem Fische ein so charakteristisches Ansehen, dass derselbe auch in ganz jungen Entwicklungsstadien leicht von den grossäugigen und grossschuppigen Alburnen unterschieden werden kann. Ausserdem zeichnet sich dieser Fisch vor allen Alburnen noch durch seine tief ausgeschnittene Afterflosse aus, welche nach hinten zurückgeschlagen zweispitzig erscheint. Es kann der Schied eine Länge von 2 bis 3 Fuss er- reichen. Sein sehr weites Maul verräth auf den ersten Blick die räuberische Lebensweise, durch welche der Schied von den übrigen Cyprinoiden auffal- lend abweicht. Die Seiten und der Bauch des A. rapax erscheinen weiss gefärbt, der Rücken sowie die Rücken- und Schwanzflosse desselben haben eine blau- graue Färbung, die hellen paarigen Flossen und die Afterflosse besitzen einen röthlichen Anflug. Der Schied bewohnt die grösseren Flüsse und Seen von Mitteleuropa. In der Donau und im Chiemsee wird derselbe nicht selten von sehr bedeu- tender Grösse gefangen. Die jüngeren Individuen bis zu einer Länge von 14 oder 15 Zoll werden am Chiemsee »Rothschiedel« genannt. Wenn Schrank (a. a. O.) bei der Beschreibung des C. Aspius ausser »Schied« noch die Namen »Nervling« und »Schwarznervling« hinzufügte, welche beiden Namen in Bayern ebenfalls für diesen Fisch gebräuchlich sein sollen, so beruht diese Angabe gewiss nur auf einer Verwechslung, welche auch, wahrscheinlich durch Schrank dazu verleitet, von Perty, Reuss, Weber, Reider und Hahn begangen worden ist. Nach meinen Erfahrungen verstehen die bayrischen Fischer un- ter »Nervling« niemals Aspius rapax, sondern immer nur den Idus melanotus. In allen der Nord- und Ostsee zufliessenden Stromgebieten ist der A. rapax ebenfalls einheimisch, auch in den grossen mit der Ostsee zusam- menhängenden und unter dem Namen »Haff« bekannten Seen fehlt derselbe nicht. Am Kurischen Haff wird dieser Fisch »Salat« genannt, während der- selbe in ganz Norddeutschland den Namen »Rapfen« führt. 1) Vergl. Agassiz Nr. 7: pag. 38 oder Nr. 8: pag. 80.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/183>, abgerufen am 22.11.2024.