Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. mit erschröcklichen Gewalt zu sich ziehen/ und ver-schlingen/ sondern auch nachmal mit eben so ent- setzlicher Ungestüm wieder ausstossen/ im Wissen/ nemlich/ jetzt-gedachter Moßkoe-Strom/ und der Meer-Strudel zwischen Sicilien und Italien. Wiewol noch andere sind/ die darvor halten wollen/ daß die also genandte rechte Nas-Löcher der Welt/ unter dem Nord- und Sud-Pol zufin- den sind. Es ist aber die Bewegung dieses Meer-Strudels und unergründlichen Würbel- Schlundes zweyerley/ Auf- und Niedersteigend. Wann das Meer im Zu-Flus begriffen: Wird der Strom des Wassers durch mächtigen Ge- walt in einem Kreis herum getrieben/ welches dann in Gestalt einer Schnecken so lange circu- liret/ bis in dessen Centro die erregte/ und wieder- einander-schlagende Wellen/ mit einem entsetzli- chen Gethön in diesen Würbel-Schlund sich hinab stürtzen: Da dann die also äusseristes Ge- walts in den Abgrund niederfahrende Menge der einander gleichsam übereilenden Wellen/ weilen sie sich so gleich durch die viele spitzige rauhe Felsen/ mit welchen dieser Würbel- Schlund zu rings umher besetzet ist/ nicht durch- arbeiten und die Tieffe bereichen können/ ein der- massen erschröcklich starckes Sausen und Brau- sen; und gleichsam heulendes Gethön verursa- chen/ daß solches/ sonderlich bey stillen Wetter/ auf etliche Meilen Wegs in die ferne nicht ohne Entse-
Von der Natur. mit erſchröcklichen Gewalt zu ſich ziehen/ uñ ver-ſchlingen/ ſondern auch nachmal mit eben ſo ent- ſetzlicher Ungeſtüm wieder ausſtoſſen/ im Wiſſen/ nemlich/ jetzt-gedachter Moßkoe-Strom/ und der Meer-Strudel zwiſchen Sicilien und Italien. Wiewol noch andere ſind/ die darvor halten wollen/ daß die alſo genandte rechte Nas-Löcher der Welt/ unter dem Nord- und Sud-Pol zufin- den ſind. Es iſt aber die Bewegung dieſes Meer-Strudels und unergründlichen Würbel- Schlundes zweyerley/ Auf- und Niederſteigend. Wann das Meer im Zu-Flus begriffen: Wird der Strom des Waſſers durch mächtigen Ge- walt in einem Kreis herum getrieben/ welches dann in Geſtalt einer Schnecken ſo lange circu- liret/ bis in deſſen Centro die erregte/ und wieder- einander-ſchlagende Wellen/ mit einem entſetzli- chen Gethön in dieſen Würbel-Schlund ſich hinab ſtürtzen: Da dann die alſo äuſſeriſtes Ge- walts in den Abgrund niederfahrende Menge der einander gleichſam übereilenden Wellen/ weilen ſie ſich ſo gleich durch die viele ſpitzige rauhe Felſen/ mit welchen dieſer Würbel- Schlund zu rings umher beſetzet iſt/ nicht durch- arbeiten und die Tieffe bereichen können/ ein der- maſſen erſchröcklich ſtarckes Sauſen und Brau- ſen; und gleichſam heulendes Gethön verurſa- chen/ daß ſolches/ ſonderlich bey ſtillen Wetter/ auf etliche Meilen Wegs in die ferne nicht ohne Entſe-
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Von der Natur.
mit erſchröcklichen Gewalt zu ſich ziehen/ uñ ver-
ſchlingen/ ſondern auch nachmal mit eben ſo ent-
ſetzlicher Ungeſtüm wieder ausſtoſſen/ im Wiſſen/
nemlich/ jetzt-gedachter Moßkoe-Strom/ und der
Meer-Strudel zwiſchen Sicilien und Italien.
Wiewol noch andere ſind/ die darvor halten
wollen/ daß die alſo genandte rechte Nas-Löcher
der Welt/ unter dem Nord- und Sud-Pol zufin-
den ſind. Es iſt aber die Bewegung dieſes
Meer-Strudels und unergründlichen Würbel-
Schlundes zweyerley/ Auf- und Niederſteigend.
Wann das Meer im Zu-Flus begriffen: Wird
der Strom des Waſſers durch mächtigen Ge-
walt in einem Kreis herum getrieben/ welches
dann in Geſtalt einer Schnecken ſo lange circu-
liret/ bis in deſſen Centro die erregte/ und wieder-
einander-ſchlagende Wellen/ mit einem entſetzli-
chen Gethön in dieſen Würbel-Schlund ſich
hinab ſtürtzen: Da dann die alſo äuſſeriſtes Ge-
walts in den Abgrund niederfahrende Menge
der einander gleichſam übereilenden Wellen/
weilen ſie ſich ſo gleich durch die viele ſpitzige
rauhe Felſen/ mit welchen dieſer Würbel-
Schlund zu rings umher beſetzet iſt/ nicht durch-
arbeiten und die Tieffe bereichen können/ ein der-
maſſen erſchröcklich ſtarckes Sauſen und Brau-
ſen; und gleichſam heulendes Gethön verurſa-
chen/ daß ſolches/ ſonderlich bey ſtillen Wetter/
auf etliche Meilen Wegs in die ferne nicht ohne
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/355>, abgerufen am 16.02.2025. |