Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das erste Buch. selben Weite zu messen/ sehr bequem und dienlichsind. Ferner/ haben die Alten die Welt-Kugel in fünff Gürtl-runte Theil/ Zonas genandt/ ab- getheilet/ dergestalt/ daß sie zwischen beyden Polis oder Würbel-Puncten noch vier kändliche/ und mit doppelten Linien gezogene Circkel gesetzet; und also die fünff Runden der Erden abgetheilet. Von der Mittel-Lini, (Linea AEquinoctialis,) nahmen sie 23. Grad nach dem Norden/ und eben so viel nach Süden; und zohen in solcher Weite zween Circkel/ welche den beyden Tropi- cis oder Sonnen-Wänden am Firmament sich vergleichen. Jenen nandten sie Tropicum Cancri, der Sonnen-Krebs-Gang/ weil die Sonne im Sommer/ wann sie aufs höchste kömpt/ hier wieder zu ruck/ und nach dem Mit- tag zugehet. Diesen nenneten sie Tropicum Capricorni, weil die Sonne/ wann sie im Win- ter am niedrigsten kommen/ sich wieder herauf zu uns nahe; und gleichsam wie ein Steinbock herauf klettere. Was in mitten und zwischen diesen beyden Circkeln liegt/ nenneten sie Zonam torridam, die dürre Runden der Erden/ in dem sie in dem Wahn stunden/ daß wegen grosser Hitze der Sonnen/ weil zu Mittag sie den Leuten recht ob dem Haupt stehe/ niemand dieser Enden wohnen könte. Darnach haben sie von beyden Würbel-Puncten auf wieder zween känd- liche Circkel gerissen/ den nach Norden nand- ten
Das erſte Buch. ſelben Weite zu meſſen/ ſehr bequem und dienlichſind. Ferner/ haben die Alten die Welt-Kugel in fünff Gürtl-runte Theil/ Zonas genandt/ ab- getheilet/ dergeſtalt/ daß ſie zwiſchen beyden Polis oder Würbel-Puncten noch vier kändliche/ und mit doppelten Linien gezogene Circkel geſetzet; und alſo die fünff Runden der Erden abgetheilet. Von der Mittel-Lini, (Linea Æquinoctialis,) nahmen ſie 23. Grad nach dem Norden/ und eben ſo viel nach Süden; und zohen in ſolcher Weite zween Circkel/ welche den beyden Tropi- cis oder Sonnen-Wänden am Firmament ſich vergleichen. Jenen nandten ſie Tropicum Cancri, der Sonnen-Krebs-Gang/ weil die Sonne im Sommer/ wann ſie aufs höchſte kömpt/ hier wieder zu ruck/ und nach dem Mit- tag zugehet. Dieſen nenneten ſie Tropicum Capricorni, weil die Sonne/ wann ſie im Win- ter am niedrigſten kommen/ ſich wieder herauf zu uns nahe; und gleichſam wie ein Steinbock herauf klettere. Was in mitten und zwiſchen dieſen beyden Circkeln liegt/ nenneten ſie Zonam torridam, die dürre Runden der Erden/ in dem ſie in dem Wahn ſtunden/ daß wegen groſſer Hitze der Sonnen/ weil zu Mittag ſie den Leuten recht ob dem Haupt ſtehe/ niemand dieſer Enden wohnen könte. Darnach haben ſie von beyden Würbel-Puncten auf wieder zween känd- liche Circkel geriſſen/ den nach Norden nand- ten
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Das erſte Buch.
ſelben Weite zu meſſen/ ſehr bequem und dienlich
ſind. Ferner/ haben die Alten die Welt-Kugel
in fünff Gürtl-runte Theil/ Zonas genandt/ ab-
getheilet/ dergeſtalt/ daß ſie zwiſchen beyden Polis
oder Würbel-Puncten noch vier kändliche/ und
mit doppelten Linien gezogene Circkel geſetzet;
und alſo die fünff Runden der Erden abgetheilet.
Von der Mittel-Lini, (Linea Æquinoctialis,)
nahmen ſie 23. Grad nach dem Norden/ und
eben ſo viel nach Süden; und zohen in ſolcher
Weite zween Circkel/ welche den beyden Tropi-
cis oder Sonnen-Wänden am Firmament ſich
vergleichen. Jenen nandten ſie Tropicum
Cancri, der Sonnen-Krebs-Gang/ weil die
Sonne im Sommer/ wann ſie aufs höchſte
kömpt/ hier wieder zu ruck/ und nach dem Mit-
tag zugehet. Dieſen nenneten ſie Tropicum
Capricorni, weil die Sonne/ wann ſie im Win-
ter am niedrigſten kommen/ ſich wieder herauf
zu uns nahe; und gleichſam wie ein Steinbock
herauf klettere. Was in mitten und zwiſchen
dieſen beyden Circkeln liegt/ nenneten ſie Zonam
torridam, die dürre Runden der Erden/ in dem
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