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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Vorrede
nur per modum Speculi, als ein Spiegel/ und
a posteriori sich zeuget/ und in den Wercken sei-
ner Hände offenbaret: Jn seinem Wort aber
findet man/ wie dasselbe heilige Wesen aus dem
verborgenen Liecht seiner Majestät gleichsam
sey heraus gangen/ den Menschen in herrlicher
Gestalt erschienen/ sie angeredet/ ihnen sich of-
fenbaret/ Gesetz und Evangelium gegeben/ da-
rein auch alles/ was zur seeligmachenden Er-
kändtnis sein- und seines heiligsten Willens/ den
Menschen nutz und nöthig gewesen/ ein verleibet/
und ihnen vortragen lassen. Hieraus nun er-
hellet unschwer wie schwach und noch gar unvoll-
kommen die Erkändtnis GOttes bey denen
Heyden gewesen seyn müsse/ als welche dieses
andern und vornemsten Buchs der Gnaden/
gäntzlich ermanglet. Zwar/ haben sie aus dem
Geschöpff erkandt/ daß ein GOtt sey: Wer Er
aber sey? Oder wie sein Wesen beschaffen? Das
blieb ihnen stumm und verborgen. Man lieset
in ihren Schrifften von nichts als von der Na-
tur/ unter welchem Namen sie GOttes Ehre
und Herrlichkeit vertunckelt/ und die Erschaf-
fung aller Dinge gelaugnet haben. Seneca
selbst erkandte diesen Jrrthum/ und straffte ihn
auch an andern/ welche behaupteten/ diß und das
hab die Natur gethan. Tu naturae, schreibt er/
Deo nomen mutas. Quanto pulchrius si di-
xeris, Deus hoc aut illud fecit.
Dergleichen
Meinung ist auch ein Gelehrter unter den Chri-

sten/

Vorrede
nur per modum Speculi, als ein Spiegel/ und
à poſteriori ſich zeuget/ und in den Wercken ſei-
ner Hände offenbaret: Jn ſeinem Wort aber
findet man/ wie daſſelbe heilige Weſen aus dem
verborgenen Liecht ſeiner Majeſtät gleichſam
ſey heraus gangen/ den Menſchen in herꝛlicher
Geſtalt erſchienen/ ſie angeredet/ ihnen ſich of-
fenbaret/ Geſetz und Evangelium gegeben/ da-
rein auch alles/ was zur ſeeligmachenden Er-
kändtnis ſein- und ſeines heiligſten Willens/ den
Menſchen nutz und nöthig geweſen/ ein verleibet/
und ihnen vortragen laſſen. Hieraus nun er-
hellet unſchwer wie ſchwach und noch gar unvoll-
kommen die Erkändtnis GOttes bey denen
Heyden geweſen ſeyn müſſe/ als welche dieſes
andern und vornemſten Buchs der Gnaden/
gäntzlich ermanglet. Zwar/ haben ſie aus dem
Geſchöpff erkandt/ daß ein GOtt ſey: Wer Er
aber ſey? Oder wie ſein Weſen beſchaffen? Das
blieb ihnen ſtumm und verborgen. Man lieſet
in ihren Schrifften von nichts als von der Na-
tur/ unter welchem Namen ſie GOttes Ehre
und Herꝛlichkeit vertunckelt/ und die Erſchaf-
fung aller Dinge gelaugnet haben. Seneca
ſelbſt erkandte dieſen Jrꝛthum/ und ſtraffte ihn
auch an andern/ welche behaupteten/ diß und das
hab die Natur gethan. Tu naturæ, ſchreibt er/
Deo nomen mutas. Quantò pulchrius ſi di-
xeris, Deus hoc aut illud fecit.
Dergleichen
Meinung iſt auch ein Gelehrter unter den Chri-

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[0032] Vorrede nur per modum Speculi, als ein Spiegel/ und à poſteriori ſich zeuget/ und in den Wercken ſei- ner Hände offenbaret: Jn ſeinem Wort aber findet man/ wie daſſelbe heilige Weſen aus dem verborgenen Liecht ſeiner Majeſtät gleichſam ſey heraus gangen/ den Menſchen in herꝛlicher Geſtalt erſchienen/ ſie angeredet/ ihnen ſich of- fenbaret/ Geſetz und Evangelium gegeben/ da- rein auch alles/ was zur ſeeligmachenden Er- kändtnis ſein- und ſeines heiligſten Willens/ den Menſchen nutz und nöthig geweſen/ ein verleibet/ und ihnen vortragen laſſen. Hieraus nun er- hellet unſchwer wie ſchwach und noch gar unvoll- kommen die Erkändtnis GOttes bey denen Heyden geweſen ſeyn müſſe/ als welche dieſes andern und vornemſten Buchs der Gnaden/ gäntzlich ermanglet. Zwar/ haben ſie aus dem Geſchöpff erkandt/ daß ein GOtt ſey: Wer Er aber ſey? Oder wie ſein Weſen beſchaffen? Das blieb ihnen ſtumm und verborgen. Man lieſet in ihren Schrifften von nichts als von der Na- tur/ unter welchem Namen ſie GOttes Ehre und Herꝛlichkeit vertunckelt/ und die Erſchaf- fung aller Dinge gelaugnet haben. Seneca ſelbſt erkandte dieſen Jrꝛthum/ und ſtraffte ihn auch an andern/ welche behaupteten/ diß und das hab die Natur gethan. Tu naturæ, ſchreibt er/ Deo nomen mutas. Quantò pulchrius ſi di- xeris, Deus hoc aut illud fecit. Dergleichen Meinung iſt auch ein Gelehrter unter den Chri- ſten/

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/32>, abgerufen am 20.04.2024.