Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das erste Buch.
ten aus der Erfahrung erhelle/ daß die Lufft
nicht überall/ noch allzeit einerley Höhe habe/
sondern da/ wo die Sonne heiß scheinet/ gleich-
sam aufwalle; da hingegen/ wo sie weit entfer-
net ist/ sich gleichsam zusamm ziehe: Daher es
auch komme/ daß die Dämmerung des Abends
länger wehre/ als des Morgens.

Werde nun dieses vor genehm geachtet/ daß
die Höhe der Lufft nicht über vier Meilen sich
erstrecke; so könne man dann zusehen/ ob die
Cometen warhafftig in der niedern Lufft sich
enthalten/ darinnen täglich auf und unterge-
hen/ und dennoch so viel Stunden/ als man beob-
achtet hat/ über dem Horizont bleiben mögen.
Man werde befinden/ daß weder die Bewegung
die sie haben/ noch die Zeit und Weile/ wie lang
sie also in ihrem Fortgehen über dem Horizont
zubringen/ daß man ihnen in der Lufft ihren Ort
und Stelle zuweise: Dann antreffend die Be-
wegung/ so falle unglaublich/ daß ein solcher
Elementarischer Cörper der Bewegung des
Himmels/ in die undere Lufft/ so artlich solte
nachahnen können/ daß er nicht anders als ein
Stern seinen richtigen Circul hielte/ und nach
demselbigen/ täglich einmal sich herum schwün-
ge. Er würde ein mächtiges pfeiffen und saus-
sen in der Lufft verursachen/ weil die Bewegung/
dadurch er innerhalb 24. Stunden einmal her-
um zulauffen/ in der obern Lufft viel stärcker
seyn müste. Darnach/ wär nicht weniger ge-

wiß/

Das erſte Buch.
ten aus der Erfahrung erhelle/ daß die Lufft
nicht überall/ noch allzeit einerley Höhe habe/
ſondern da/ wo die Sonne heiß ſcheinet/ gleich-
ſam aufwalle; da hingegen/ wo ſie weit entfer-
net iſt/ ſich gleichſam zuſamm ziehe: Daher es
auch komme/ daß die Dämmerung des Abends
länger wehre/ als des Morgens.

Werde nun dieſes vor genehm geachtet/ daß
die Höhe der Lufft nicht über vier Meilen ſich
erſtrecke; ſo könne man dann zuſehen/ ob die
Cometen warhafftig in der niedern Lufft ſich
enthalten/ darinnen täglich auf und unterge-
hen/ und dennoch ſo viel Stunden/ als man beob-
achtet hat/ über dem Horizont bleiben mögen.
Man werde befinden/ daß weder die Bewegung
die ſie haben/ noch die Zeit und Weile/ wie lang
ſie alſo in ihrem Fortgehen über dem Horizont
zubringen/ daß man ihnen in der Lufft ihren Ort
und Stelle zuweiſe: Dann antreffend die Be-
wegung/ ſo falle unglaublich/ daß ein ſolcher
Elementariſcher Cörper der Bewegung des
Himmels/ in die undere Lufft/ ſo artlich ſolte
nachahnen können/ daß er nicht anders als ein
Stern ſeinen richtigen Circul hielte/ und nach
demſelbigen/ täglich einmal ſich herum ſchwün-
ge. Er würde ein mächtiges pfeiffen und ſauſ-
ſen in der Lufft verurſachen/ weil die Bewegung/
dadurch er innerhalb 24. Stunden einmal her-
um zulauffen/ in der obern Lufft viel ſtärcker
ſeyn müſte. Darnach/ wär nicht weniger ge-

wiß/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0288" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Buch.</hi></fw><lb/>
ten aus der Erfahrung erhelle/ daß die Lufft<lb/>
nicht überall/ noch allzeit einerley Höhe habe/<lb/>
&#x017F;ondern da/ wo die Sonne heiß &#x017F;cheinet/ gleich-<lb/>
&#x017F;am aufwalle; da hingegen/ wo &#x017F;ie weit entfer-<lb/>
net i&#x017F;t/ &#x017F;ich gleich&#x017F;am zu&#x017F;amm ziehe: Daher es<lb/>
auch komme/ daß die Dämmerung des Abends<lb/>
länger wehre/ als des Morgens.</p><lb/>
            <p>Werde nun die&#x017F;es vor genehm geachtet/ daß<lb/>
die Höhe der Lufft nicht über vier Meilen &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;trecke; &#x017F;o könne man dann zu&#x017F;ehen/ ob die<lb/><hi rendition="#aq">Comet</hi>en warhafftig in der niedern Lufft &#x017F;ich<lb/>
enthalten/ darinnen täglich auf und unterge-<lb/>
hen/ und dennoch &#x017F;o viel Stunden/ als man beob-<lb/>
achtet hat/ über dem <hi rendition="#aq">Horizont</hi> bleiben mögen.<lb/>
Man werde befinden/ daß weder die Bewegung<lb/>
die &#x017F;ie haben/ noch die Zeit und Weile/ wie lang<lb/>
&#x017F;ie al&#x017F;o in ihrem Fortgehen über dem <hi rendition="#aq">Horizont</hi><lb/>
zubringen/ daß man ihnen in der Lufft ihren Ort<lb/>
und Stelle zuwei&#x017F;e: Dann antreffend die Be-<lb/>
wegung/ &#x017F;o falle unglaublich/ daß ein &#x017F;olcher<lb/>
Elementari&#x017F;cher Cörper der Bewegung des<lb/>
Himmels/ in die undere Lufft/ &#x017F;o artlich &#x017F;olte<lb/>
nachahnen können/ daß er nicht anders als ein<lb/>
Stern &#x017F;einen richtigen Circul hielte/ und nach<lb/>
dem&#x017F;elbigen/ täglich einmal &#x017F;ich herum &#x017F;chwün-<lb/>
ge. Er würde ein mächtiges pfeiffen und &#x017F;au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en in der Lufft verur&#x017F;achen/ weil die Bewegung/<lb/>
dadurch er innerhalb 24. Stunden einmal her-<lb/>
um zulauffen/ in der obern Lufft viel &#x017F;tärcker<lb/>
&#x017F;eyn mü&#x017F;te. Darnach/ wär nicht weniger ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wiß/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0288] Das erſte Buch. ten aus der Erfahrung erhelle/ daß die Lufft nicht überall/ noch allzeit einerley Höhe habe/ ſondern da/ wo die Sonne heiß ſcheinet/ gleich- ſam aufwalle; da hingegen/ wo ſie weit entfer- net iſt/ ſich gleichſam zuſamm ziehe: Daher es auch komme/ daß die Dämmerung des Abends länger wehre/ als des Morgens. Werde nun dieſes vor genehm geachtet/ daß die Höhe der Lufft nicht über vier Meilen ſich erſtrecke; ſo könne man dann zuſehen/ ob die Cometen warhafftig in der niedern Lufft ſich enthalten/ darinnen täglich auf und unterge- hen/ und dennoch ſo viel Stunden/ als man beob- achtet hat/ über dem Horizont bleiben mögen. Man werde befinden/ daß weder die Bewegung die ſie haben/ noch die Zeit und Weile/ wie lang ſie alſo in ihrem Fortgehen über dem Horizont zubringen/ daß man ihnen in der Lufft ihren Ort und Stelle zuweiſe: Dann antreffend die Be- wegung/ ſo falle unglaublich/ daß ein ſolcher Elementariſcher Cörper der Bewegung des Himmels/ in die undere Lufft/ ſo artlich ſolte nachahnen können/ daß er nicht anders als ein Stern ſeinen richtigen Circul hielte/ und nach demſelbigen/ täglich einmal ſich herum ſchwün- ge. Er würde ein mächtiges pfeiffen und ſauſ- ſen in der Lufft verurſachen/ weil die Bewegung/ dadurch er innerhalb 24. Stunden einmal her- um zulauffen/ in der obern Lufft viel ſtärcker ſeyn müſte. Darnach/ wär nicht weniger ge- wiß/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/288
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/288>, abgerufen am 25.11.2024.