Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Vorrede Anfang der Zeit/ in seinen Geschöpffen sich habewollen offenbahren und herfür ihun; in welchen er auch gleichsam sichtbar geworden/ also/ daß sein unsichtbar Wesen/ das ist/ sein Krafft und Gottheit erkennet und gesehen wird/ so an der Erschaffung/ als an der aller-weisesten Ordnung/ Regier- und Erhaltung aller Dingen/ der auch den ersten Menschen nicht nur so oben hin aus einem gemeinen Erden-Kloß formiret/ sondern als eine kleine Welt geschaffen/ und vor allen an- dern lebenden Geschöpffen einen lebendigen A- them eingeblasen/ das ist/ mit einer unsterblichen ewi[g]en Seele/ und einem reinen vernünfftig- und unbefleck[te]n Geist gezieret und mit Weisheit/ Verstand/ Heiligkeit und Keuschheit begabet/ mittels welcher Gaben/ er zu der Gleichheit/ E- benbild/ Gemeinschafft/ und Vereinigung des ewig[e]n und höchsten Gutes sich erschwingen/ den Schöpffer und Meister dieses alles erkennen und preysen könne. Ob nun schon dieser Strahl des Bildes vor-
Vorrede Anfang der Zeit/ in ſeinen Geſchöpffen ſich habewollen offenbahren und herfür ihun; in welchen er auch gleichſam ſichtbar geworden/ alſo/ daß ſein unſichtbar Weſen/ das iſt/ ſein Krafft und Gottheit erkennet und geſehen wird/ ſo an der Erſchaffung/ als an der aller-weiſeſten Ordnung/ Regier- und Erhaltung aller Dingen/ der auch den erſten Menſchen nicht nur ſo oben hin aus einem gemeinen Erden-Kloß formiret/ ſondern als eine kleine Welt geſchaffen/ und vor allen an- dern lebenden Geſchöpffen einen lebendigen A- them eingeblaſen/ das iſt/ mit einer unſterblichen ewi[g]en Seele/ und einem reinen vernünfftig- und unbefleck[te]n Geiſt gezieret und mit Weisheit/ Verſtand/ Heiligkeit und Keuſchheit begabet/ mittels welcher Gaben/ er zu der Gleichheit/ E- benbild/ Gemeinſchafft/ und Vereinigung des ewig[e]n und höchſten Gutes ſich erſchwingen/ den Schöpffer und Meiſter dieſes alles erkennen und preyſen könne. Ob nun ſchon dieſer Strahl des Bildes vor-
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Vorrede
Anfang der Zeit/ in ſeinen Geſchöpffen ſich habe
wollen offenbahren und herfür ihun; in welchen
er auch gleichſam ſichtbar geworden/ alſo/ daß
ſein unſichtbar Weſen/ das iſt/ ſein Krafft und
Gottheit erkennet und geſehen wird/ ſo an der
Erſchaffung/ als an der aller-weiſeſten Ordnung/
Regier- und Erhaltung aller Dingen/ der auch
den erſten Menſchen nicht nur ſo oben hin aus
einem gemeinen Erden-Kloß formiret/ ſondern
als eine kleine Welt geſchaffen/ und vor allen an-
dern lebenden Geſchöpffen einen lebendigen A-
them eingeblaſen/ das iſt/ mit einer unſterblichen
ewigen Seele/ und einem reinen vernünfftig- und
unbefleckten Geiſt gezieret und mit Weisheit/
Verſtand/ Heiligkeit und Keuſchheit begabet/
mittels welcher Gaben/ er zu der Gleichheit/ E-
benbild/ Gemeinſchafft/ und Vereinigung des
ewigen und höchſten Gutes ſich erſchwingen/ den
Schöpffer und Meiſter dieſes alles erkennen und
preyſen könne.
Ob nun ſchon dieſer Strahl des Bildes
GOttes/ und das Einhauchen der Göttlichen
Krafft und Geiſtes/ durch den traurigen Sün-
den-Fall Adams ſehr verfinſtert und vertunckelt;
nicht weniger/ der innere Menſch an den Kräff-
ten der Seele und Geiſtes alſo geſchwächt und
verderbet iſt/ daß er von Natur das Wenigſte
verſtehet; das mehriſt und wichtigſte aber nach
Zeugnus des weiſen Syrachs ihme verborgen
bleibet; auch ſo gar in irꝛdiſchen Dingen die
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/28>, abgerufen am 16.07.2024. |