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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
Hier aus fanden sie die hauptsächliche Hinderung
und Ursach/ daß bißhero fast die gantze Natur
mit all ihren unzählichen Wunder-Geburden
in dieser Welt/ denen Menschen/ die doch einig
und allein der Ursachen von GOtt erschaffen/
daß sie die Wunder ihres Schöpffers erforschen;
in denen sich erfreuen/ und aus solcher Freude
demselben viel Lobs gebären solten/ annoch ver-
deckt/ unbekannt/ und in ihren Kräfften gleich-
sam stumm bleibet/ weiln nemlich die wenigsten
der Philosophen dahin sich bearbeitet und ge-
trachtet haben/ diese beede Geister der groß und
kleinen W[e]lt/ der so genandten Natur/ und des
Menschen/ gründlich zuerforschen/ und kennen
zu lernen. Dann wie solte es müglich seyn/
daß jemand der seinen selbst eignen ihme einge-
schaffenen Geist nicht kennet/ oder dessen Ver-
mögen/ und unaussprechliche Wunder noch
nicht erfahren/ mit einem Wort; das Nosce te
ipsum,
noch nicht studiret und practiciret; daß
ein solcher den Geist dieser Welt/ oder/ die zwar
viel genannte/ doch noch wenig bekandte Natur
warhafftig/ gründlich und unzweifenlich solte
erforschen/ durchgründen/ ihre Kräffte erken-
nen/ und deroselben unzahlbare Ausgebuhrten
verstehen können. Zwar/ möchte ausser allem
Zweifel dieses von theils Gelährten/ als ein
neues Paradoxon, nicht wollen admittiret: und
hierinnfals auf etlicher Schrifften/ die/ ihrer
Meinung nach/ andere und klärere Prin-

cipia

Von der Natur.
Hier aus fandẽ ſie die hauptſächliche Hinderung
und Urſach/ daß bißhero faſt die gantze Natur
mit all ihren unzählichen Wunder-Geburden
in dieſer Welt/ denen Menſchen/ die doch einig
und allein der Urſachen von GOtt erſchaffen/
daß ſie die Wunder ihres Schöpffers erforſchen;
in denen ſich erfreuen/ und aus ſolcher Freude
demſelben viel Lobs gebären ſolten/ annoch ver-
deckt/ unbekannt/ und in ihren Kräfften gleich-
ſam ſtumm bleibet/ weiln nemlich die wenigſten
der Philoſophen dahin ſich bearbeitet und ge-
trachtet haben/ dieſe beede Geiſter der groß und
kleinen W[e]lt/ der ſo genandten Natur/ und des
Menſchen/ gründlich zuerforſchen/ und kennen
zu lernen. Dann wie ſolte es müglich ſeyn/
daß jemand der ſeinen ſelbſt eignen ihme einge-
ſchaffenen Geiſt nicht kennet/ oder deſſen Ver-
mögen/ und unausſprechliche Wunder noch
nicht erfahren/ mit einem Wort; das Noſce te
ipſum,
noch nicht ſtudiret und practiciret; daß
ein ſolcher den Geiſt dieſer Welt/ oder/ die zwar
viel genannte/ doch noch wenig bekandte Natur
warhafftig/ gründlich und unzweifenlich ſolte
erforſchen/ durchgründen/ ihre Kräffte erken-
nen/ und deroſelben unzahlbare Ausgebuhrten
verſtehen können. Zwar/ möchte auſſer allem
Zweifel dieſes von theils Gelährten/ als ein
neues Paradoxon, nicht wollen admittiret: und
hierinnfals auf etlicher Schrifften/ die/ ihrer
Meinung nach/ andere und klärere Prin-

cipia
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[11/0101] Von der Natur. Hier aus fandẽ ſie die hauptſächliche Hinderung und Urſach/ daß bißhero faſt die gantze Natur mit all ihren unzählichen Wunder-Geburden in dieſer Welt/ denen Menſchen/ die doch einig und allein der Urſachen von GOtt erſchaffen/ daß ſie die Wunder ihres Schöpffers erforſchen; in denen ſich erfreuen/ und aus ſolcher Freude demſelben viel Lobs gebären ſolten/ annoch ver- deckt/ unbekannt/ und in ihren Kräfften gleich- ſam ſtumm bleibet/ weiln nemlich die wenigſten der Philoſophen dahin ſich bearbeitet und ge- trachtet haben/ dieſe beede Geiſter der groß und kleinen Welt/ der ſo genandten Natur/ und des Menſchen/ gründlich zuerforſchen/ und kennen zu lernen. Dann wie ſolte es müglich ſeyn/ daß jemand der ſeinen ſelbſt eignen ihme einge- ſchaffenen Geiſt nicht kennet/ oder deſſen Ver- mögen/ und unausſprechliche Wunder noch nicht erfahren/ mit einem Wort; das Noſce te ipſum, noch nicht ſtudiret und practiciret; daß ein ſolcher den Geiſt dieſer Welt/ oder/ die zwar viel genannte/ doch noch wenig bekandte Natur warhafftig/ gründlich und unzweifenlich ſolte erforſchen/ durchgründen/ ihre Kräffte erken- nen/ und deroſelben unzahlbare Ausgebuhrten verſtehen können. Zwar/ möchte auſſer allem Zweifel dieſes von theils Gelährten/ als ein neues Paradoxon, nicht wollen admittiret: und hierinnfals auf etlicher Schrifften/ die/ ihrer Meinung nach/ andere und klärere Prin- cipia

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/101>, abgerufen am 28.04.2024.