ächt kardinalisch gepriesen wird. Ich weiss nicht, ob man nicht vielleicht mit dem brittischen Klagemann sagen sollte: A bitter change, feverer for fevere! Es ist jetzt kaum ein Sklave übrig, den Pollio in den Teich werfen könnte.
Mein Genuese bat mich um alles in der Welt, ihn nicht wieder ins Boot zu bringen. Auch ich war sehr zufrieden, einen andern Weg nach der Stadt zu¬ rück zu kehren. Ich zahlte also die Bootsleute ab, und wir gingen auf dem Rücken des Posilippo nach Nea¬ pel. Diese Promenade musst du durchaus machen, wenn du einmal hierher kommst; sie ist eine der schönsten, die man in der herrlichen Gegend suchen kann. Lange Zeit hat man die beyden Meerbusen von Neapel und Bajä rechts und links im Gesicht, geniesst sodann die schöne Uebersicht auf die Parthie jenseit des Berges nach Puzzuoli, welche die Neapolitaner mit ihrer verkehrten Zunge nur Kianura oder die Ebene nennen. Man kommt nach ungefähr vier Mil¬ lien des herrlichsten Weges in der Gegend von Vir¬ gils Grabe wieder herunter auf die Strasse. Der Spa¬ ziergang ist freylich etwas wild, aber desto schöner.
Man sagte mir, die Regierung habe wollen eine Strasse rund um den Posilippo herum auf der andern Seite nach Puzzuoli führen, so dass man nicht nöthig hätte, durch die Grotte und die etwas ungesunde Ge¬ gend jenseits derselben zu fahren, sondern immer am Meere bliebe. Das würde in der That einer der herr¬ lichsten Wege werden; ungefähr eine halbe Stunde ist gemacht: aber wenn doch die neapolitanische Regie¬ rung vorher das Nöthige, Gerechtigkeit, Ordnung und
ächt kardinalisch gepriesen wird. Ich weiſs nicht, ob man nicht vielleicht mit dem brittischen Klagemann sagen sollte: A bitter change, feverer for fevere! Es ist jetzt kaum ein Sklave übrig, den Pollio in den Teich werfen könnte.
Mein Genuese bat mich um alles in der Welt, ihn nicht wieder ins Boot zu bringen. Auch ich war sehr zufrieden, einen andern Weg nach der Stadt zu¬ rück zu kehren. Ich zahlte also die Bootsleute ab, und wir gingen auf dem Rücken des Posilippo nach Nea¬ pel. Diese Promenade muſst du durchaus machen, wenn du einmal hierher kommst; sie ist eine der schönsten, die man in der herrlichen Gegend suchen kann. Lange Zeit hat man die beyden Meerbusen von Neapel und Bajä rechts und links im Gesicht, genieſst sodann die schöne Uebersicht auf die Parthie jenseit des Berges nach Puzzuoli, welche die Neapolitaner mit ihrer verkehrten Zunge nur Kianura oder die Ebene nennen. Man kommt nach ungefähr vier Mil¬ lien des herrlichsten Weges in der Gegend von Vir¬ gils Grabe wieder herunter auf die Straſse. Der Spa¬ ziergang ist freylich etwas wild, aber desto schöner.
Man ſagte mir, die Regierung habe wollen eine Straſse rund um den Posilippo herum auf der andern Seite nach Puzzuoli führen, so daſs man nicht nöthig hätte, durch die Grotte und die etwas ungesunde Ge¬ gend jenseits derselben zu fahren, sondern immer am Meere bliebe. Das würde in der That einer der herr¬ lichsten Wege werden; ungefähr eine halbe Stunde ist gemacht: aber wenn doch die neapolitanische Regie¬ rung vorher das Nöthige, Gerechtigkeit, Ordnung und
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ächt kardinalisch gepriesen wird. Ich weiſs nicht, ob
man nicht vielleicht mit dem brittischen Klagemann
sagen sollte: A bitter change, feverer for fevere! Es ist
jetzt kaum ein Sklave übrig, den Pollio in den Teich
werfen könnte.
Mein Genuese bat mich um alles in der Welt,
ihn nicht wieder ins Boot zu bringen. Auch ich war
sehr zufrieden, einen andern Weg nach der Stadt zu¬
rück zu kehren. Ich zahlte also die Bootsleute ab, und
wir gingen auf dem Rücken des Posilippo nach Nea¬
pel. Diese Promenade muſst du durchaus machen,
wenn du einmal hierher kommst; sie ist eine der
schönsten, die man in der herrlichen Gegend suchen
kann. Lange Zeit hat man die beyden Meerbusen von
Neapel und Bajä rechts und links im Gesicht, genieſst
sodann die schöne Uebersicht auf die Parthie jenseit
des Berges nach Puzzuoli, welche die Neapolitaner
mit ihrer verkehrten Zunge nur Kianura oder die
Ebene nennen. Man kommt nach ungefähr vier Mil¬
lien des herrlichsten Weges in der Gegend von Vir¬
gils Grabe wieder herunter auf die Straſse. Der Spa¬
ziergang ist freylich etwas wild, aber desto schöner.
Man ſagte mir, die Regierung habe wollen eine
Straſse rund um den Posilippo herum auf der andern
Seite nach Puzzuoli führen, so daſs man nicht nöthig
hätte, durch die Grotte und die etwas ungesunde Ge¬
gend jenseits derselben zu fahren, sondern immer am
Meere bliebe. Das würde in der That einer der herr¬
lichsten Wege werden; ungefähr eine halbe Stunde ist
gemacht: aber wenn doch die neapolitanische Regie¬
rung vorher das Nöthige, Gerechtigkeit, Ordnung und
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/221>, abgerufen am 25.11.2024.
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