Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.Feldern oder Dörfern vorzukommen pflegen, so namentlich eine sehr stachelige Bambusart. Es ist dieselbe Species, welche noch heutigen Tages in vielen Landbaudistricten zur Einzäunung der Zuckerrohrplantagen und der Felder überhaupt benutzt wird, da sie so dichte stachelige Hecken bildet, dass dadurch der wirksamste Schutz gegen die Wildschweine erreicht wird. IV. Skizze.--Die Negrito's und die heidnischen malaiischen
Stämme. Anmerkung 1. Es mag hierbei auf die Steinbeile hingewiesen werden, welche, wie es scheint, nicht gerade selten in Java und der Malaccahalbinsel gefunden werden (Siehe Journal of the East Indian Archipelago Bd. 5 pag. 84). Die hier angezogene Notiz nimmt Bezug auf einen Artikel in der "Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indie". Da ich aber den betreffenden Band derselben leider nicht habe einsehen können, so kann ich auch nicht entscheiden, ob und welcher von den dort abgebildeten Aexten die von mir im Centrum Mindanao's aufgefundene entspricht. Logan, der gelehrte Herausgeber des J. E. I. A., benutzt die Thatsache ihrer Auffindung zur Stütze seiner Behauptung, "es seien die ältesten Bewohner Java's von afrikanischer oder indo-afrikanischer Ableitung" (l. c.), zu welchem Schluss er durch Aehnlichkeiten der Sprachbildungen gekommen sein will. Hierüber kann ich nicht urtheilen. Wohl aber scheint festzustehen, dass diese Steinbeile wirklich einem seit uralten Zeiten schon verschwundenen Stamme angehört haben müssen; denn in Java und in Malacca werden sie Donnerkeil, in Mindanao Zähne des personificirt gedachten Blitzes genannt, zum Beweise, dass bei allen diesen malaiischen Racen sich die Erinnerung an eine frühere Steinperiode ihres eignen--oder eines fremden--Stammes gänzlich verloren hat. Die Wahrscheinlichkeit spricht dann allerdings dafür, dass diese Urrace des hinterindischen Inselgebietes mit den jetzt lebenden Papua's nahe verwandt gewesen sein müsse. Anmerkung 2. Es mag mir hier vergönnt sein auf einige Irrthümer hinzuweisen, welche sich in Häckel's neuestem Werk in das Capitel über die Negerstämme eingeschlichen haben. Bei der grossen Bedeutung seiner wissenschaftlichen Ansichten und der weiten Verbreitung, welche das Buch "Natürliche Schöpfungsgeschichte" ohne Zweifel finden wird, dürfte die Gefahr nahe liegen, dass falsche Ansichten und positive Irrthümer, darin niedergelegt, auch leichten Eingang in die weitesten Kreise finden möchten. Feldern oder Dörfern vorzukommen pflegen, so namentlich eine sehr stachelige Bambusart. Es ist dieselbe Species, welche noch heutigen Tages in vielen Landbaudistricten zur Einzäunung der Zuckerrohrplantagen und der Felder überhaupt benutzt wird, da sie so dichte stachelige Hecken bildet, dass dadurch der wirksamste Schutz gegen die Wildschweine erreicht wird. IV. Skizze.—Die Negrito’s und die heidnischen malaiischen
Stämme. Anmerkung 1. Es mag hierbei auf die Steinbeile hingewiesen werden, welche, wie es scheint, nicht gerade selten in Java und der Malaccahalbinsel gefunden werden (Siehe Journal of the East Indian Archipelago Bd. 5 pag. 84). Die hier angezogene Notiz nimmt Bezug auf einen Artikel in der »Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indië«. Da ich aber den betreffenden Band derselben leider nicht habe einsehen können, so kann ich auch nicht entscheiden, ob und welcher von den dort abgebildeten Aexten die von mir im Centrum Mindanao’s aufgefundene entspricht. Logan, der gelehrte Herausgeber des J. E. I. A., benutzt die Thatsache ihrer Auffindung zur Stütze seiner Behauptung, “es seien die ältesten Bewohner Java’s von afrikanischer oder indo-afrikanischer Ableitung” (l. c.), zu welchem Schluss er durch Aehnlichkeiten der Sprachbildungen gekommen sein will. Hierüber kann ich nicht urtheilen. Wohl aber scheint festzustehen, dass diese Steinbeile wirklich einem seit uralten Zeiten schon verschwundenen Stamme angehört haben müssen; denn in Java und in Malacca werden sie Donnerkeil, in Mindanao Zähne des personificirt gedachten Blitzes genannt, zum Beweise, dass bei allen diesen malaiischen Racen sich die Erinnerung an eine frühere Steinperiode ihres eignen—oder eines fremden—Stammes gänzlich verloren hat. Die Wahrscheinlichkeit spricht dann allerdings dafür, dass diese Urrace des hinterindischen Inselgebietes mit den jetzt lebenden Papua’s nahe verwandt gewesen sein müsse. Anmerkung 2. Es mag mir hier vergönnt sein auf einige Irrthümer hinzuweisen, welche sich in Häckel’s neuestem Werk in das Capitel über die Negerstämme eingeschlichen haben. Bei der grossen Bedeutung seiner wissenschaftlichen Ansichten und der weiten Verbreitung, welche das Buch “Natürliche Schöpfungsgeschichte” ohne Zweifel finden wird, dürfte die Gefahr nahe liegen, dass falsche Ansichten und positive Irrthümer, darin niedergelegt, auch leichten Eingang in die weitesten Kreise finden möchten. <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <p xml:id="n3.7"><pb facs="#f0138" n="138"/> Feldern oder Dörfern vorzukommen pflegen, so namentlich eine sehr stachelige Bambusart. Es ist dieselbe Species, welche noch heutigen Tages in vielen Landbaudistricten zur Einzäunung der Zuckerrohrplantagen und der Felder überhaupt benutzt wird, da sie so dichte stachelige Hecken bildet, dass dadurch der wirksamste Schutz gegen die Wildschweine erreicht wird. </p> </div> <div n="2"> <head>IV. Skizze.—Die Negrito’s und die heidnischen malaiischen Stämme.</head><lb/> <p xml:id="n4.1"><hi rendition="#g">Anmerkung 1</hi>. Es mag hierbei auf die Steinbeile hingewiesen werden, welche, wie es scheint, nicht gerade selten in Java und der Malaccahalbinsel gefunden werden (Siehe Journal of the East Indian Archipelago Bd. 5 pag. 84). Die hier angezogene Notiz nimmt Bezug auf einen Artikel in der »<choice><sic>Naturkundig</sic><corr>Natuurkundig</corr></choice> Tijdschrift voor Nederlandsch <choice><sic>Indie</sic><corr>Indië</corr></choice>«. Da ich aber den betreffenden Band derselben leider nicht habe einsehen können, so kann ich auch nicht entscheiden, ob und welcher von den dort abgebildeten Aexten die von mir im Centrum Mindanao’s aufgefundene entspricht. Logan, der gelehrte Herausgeber des J. E. I. A., benutzt die Thatsache ihrer Auffindung zur Stütze seiner Behauptung, “es seien die ältesten Bewohner Java’s von afrikanischer oder indo-afrikanischer Ableitung” (l. c.), zu welchem Schluss er durch Aehnlichkeiten der Sprachbildungen gekommen sein will. Hierüber kann ich nicht urtheilen. Wohl aber scheint festzustehen, dass diese Steinbeile wirklich einem seit uralten Zeiten schon verschwundenen Stamme angehört haben müssen; denn in Java und in Malacca werden sie <hi rendition="#g">Donnerkeil</hi>, in Mindanao <hi rendition="#g">Zähne</hi> des personificirt gedachten Blitzes genannt, zum Beweise, dass bei allen diesen malaiischen Racen sich die Erinnerung an eine frühere Steinperiode ihres eignen—oder eines fremden—Stammes gänzlich verloren hat. Die Wahrscheinlichkeit spricht dann allerdings dafür, dass diese Urrace des hinterindischen Inselgebietes mit den jetzt lebenden Papua’s nahe verwandt gewesen sein müsse. </p> <p xml:id="n4.2"><hi rendition="#g">Anmerkung 2</hi>. Es mag mir hier vergönnt sein auf einige Irrthümer hinzuweisen, welche sich in Häckel’s neuestem Werk in das Capitel über die Negerstämme eingeschlichen haben. Bei der grossen Bedeutung seiner wissenschaftlichen Ansichten und der weiten Verbreitung, welche das Buch “Natürliche Schöpfungsgeschichte” ohne Zweifel finden wird, dürfte die Gefahr nahe liegen, dass falsche Ansichten und positive Irrthümer, darin niedergelegt, auch leichten Eingang in die weitesten Kreise finden möchten. </p> </div> </div> </back> </text> </TEI> [138/0138]
Feldern oder Dörfern vorzukommen pflegen, so namentlich eine sehr stachelige Bambusart. Es ist dieselbe Species, welche noch heutigen Tages in vielen Landbaudistricten zur Einzäunung der Zuckerrohrplantagen und der Felder überhaupt benutzt wird, da sie so dichte stachelige Hecken bildet, dass dadurch der wirksamste Schutz gegen die Wildschweine erreicht wird.
IV. Skizze.—Die Negrito’s und die heidnischen malaiischen Stämme.
Anmerkung 1. Es mag hierbei auf die Steinbeile hingewiesen werden, welche, wie es scheint, nicht gerade selten in Java und der Malaccahalbinsel gefunden werden (Siehe Journal of the East Indian Archipelago Bd. 5 pag. 84). Die hier angezogene Notiz nimmt Bezug auf einen Artikel in der »Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indië«. Da ich aber den betreffenden Band derselben leider nicht habe einsehen können, so kann ich auch nicht entscheiden, ob und welcher von den dort abgebildeten Aexten die von mir im Centrum Mindanao’s aufgefundene entspricht. Logan, der gelehrte Herausgeber des J. E. I. A., benutzt die Thatsache ihrer Auffindung zur Stütze seiner Behauptung, “es seien die ältesten Bewohner Java’s von afrikanischer oder indo-afrikanischer Ableitung” (l. c.), zu welchem Schluss er durch Aehnlichkeiten der Sprachbildungen gekommen sein will. Hierüber kann ich nicht urtheilen. Wohl aber scheint festzustehen, dass diese Steinbeile wirklich einem seit uralten Zeiten schon verschwundenen Stamme angehört haben müssen; denn in Java und in Malacca werden sie Donnerkeil, in Mindanao Zähne des personificirt gedachten Blitzes genannt, zum Beweise, dass bei allen diesen malaiischen Racen sich die Erinnerung an eine frühere Steinperiode ihres eignen—oder eines fremden—Stammes gänzlich verloren hat. Die Wahrscheinlichkeit spricht dann allerdings dafür, dass diese Urrace des hinterindischen Inselgebietes mit den jetzt lebenden Papua’s nahe verwandt gewesen sein müsse.
Anmerkung 2. Es mag mir hier vergönnt sein auf einige Irrthümer hinzuweisen, welche sich in Häckel’s neuestem Werk in das Capitel über die Negerstämme eingeschlichen haben. Bei der grossen Bedeutung seiner wissenschaftlichen Ansichten und der weiten Verbreitung, welche das Buch “Natürliche Schöpfungsgeschichte” ohne Zweifel finden wird, dürfte die Gefahr nahe liegen, dass falsche Ansichten und positive Irrthümer, darin niedergelegt, auch leichten Eingang in die weitesten Kreise finden möchten.
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Zitationshilfe: | Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/138>, abgerufen am 16.07.2024. |