erzeugende Moment des Kindbettfiebers die verschiedenen zersetzten thierisch-organischen Stoffe, welche sich so reich- lich an einer chirurgischen Abtheilung vorfinden. Es dürfte nöthig sein, einige Worte über die Verhältnisse des Gebär- hauses im St. Rochus-Spital zu erwähnen.
Das St. Rochus-Spital ist ein der Commune Pest gehö- riges Krankenhaus mit einem Belegraume für 600 Kranke. Angestellt sind: drei medicinische und zwei chirurgische Pri- marien. Die geburtshilfliche Abtheilung war, wie schon ge- sagt, einem chirurgischen Primarius zugetheilt. So lange die geburtshilfliche Klinik der Pester medicinischen Facultät geöffnet ist, dürfen an der geburtshilflichen Abtheilung des St. Rochus-Spitals keine Kreissenden aufgenommen werden, um der Klinik nicht das Lehrmaterial zu entziehen, nur wäh- rend der grossen Ferien im Monate August und September, während welcher die geburtshilfliche Klinik der Pester me- dieinischen Facultät geschlossen ist, werden Kreissende im St. Rochus-Spitale aufgenommen, die übrigen zehn Monate des Jahres wurden die Localitäten des Gebärhauses als chi- rurgische Abtheilung benützt.
Während des Schuljahres wurden nur solche Individuen an der geburtshilflichen Abtheilung entbunden. welche im St. Rochus-Spitale, an den verschiedensten Krankheiten lei- dend, während der Behandlung von der Geburt überrascht wurden. Die Localitäten der geburtshilflichen Abtheilung be- finden sich im zweiten Stockwerke des Gebäudes, und beste- hen aus einem Kreisse- und zwei Wochenzimmern, deren sechs Fenster sämmtlich in den Leichenhof münden. Längst den ebenerdigen Gebäuden des Leichenhofes zieht sich eine breite Strasse hin, welche das Entweichen der schädlichen Exhalationen des Leichenhofes erleichtert.
Am 20. Mai 1851 übernahm ich die geburtshilfliche Ab- theilung des St. Rochus-Spitals als unbesoldeter Honorar-Pri- mararzt und fungirte als solcher durch sechs Jahre, bis Juni 1857, dadurch wurde der Verband mit der chirurgischen Ab-
6 *
erzeugende Moment des Kindbettfiebers die verschiedenen zersetzten thierisch-organischen Stoffe, welche sich so reich- lich an einer chirurgischen Abtheilung vorfinden. Es dürfte nöthig sein, einige Worte über die Verhältnisse des Gebär- hauses im St. Rochus-Spital zu erwähnen.
Das St. Rochus-Spital ist ein der Commune Pest gehö- riges Krankenhaus mit einem Belegraume für 600 Kranke. Angestellt sind: drei medicinische und zwei chirurgische Pri- marien. Die geburtshilfliche Abtheilung war, wie schon ge- sagt, einem chirurgischen Primarius zugetheilt. So lange die geburtshilfliche Klinik der Pester medicinischen Facultät geöffnet ist, dürfen an der geburtshilflichen Abtheilung des St. Rochus-Spitals keine Kreissenden aufgenommen werden, um der Klinik nicht das Lehrmaterial zu entziehen, nur wäh- rend der grossen Ferien im Monate August und September, während welcher die geburtshilfliche Klinik der Pester me- dieinischen Facultät geschlossen ist, werden Kreissende im St. Rochus-Spitale aufgenommen, die übrigen zehn Monate des Jahres wurden die Localitäten des Gebärhauses als chi- rurgische Abtheilung benützt.
Während des Schuljahres wurden nur solche Individuen an der geburtshilflichen Abtheilung entbunden. welche im St. Rochus-Spitale, an den verschiedensten Krankheiten lei- dend, während der Behandlung von der Geburt überrascht wurden. Die Localitäten der geburtshilflichen Abtheilung be- finden sich im zweiten Stockwerke des Gebäudes, und beste- hen aus einem Kreisse- und zwei Wochenzimmern, deren sechs Fenster sämmtlich in den Leichenhof münden. Längst den ebenerdigen Gebäuden des Leichenhofes zieht sich eine breite Strasse hin, welche das Entweichen der schädlichen Exhalationen des Leichenhofes erleichtert.
Am 20. Mai 1851 übernahm ich die geburtshilfliche Ab- theilung des St. Rochus-Spitals als unbesoldeter Honorar-Pri- mararzt und fungirte als solcher durch sechs Jahre, bis Juni 1857, dadurch wurde der Verband mit der chirurgischen Ab-
6 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0095"n="83"/>
erzeugende Moment des Kindbettfiebers die verschiedenen<lb/>
zersetzten thierisch-organischen Stoffe, welche sich so reich-<lb/>
lich an einer chirurgischen Abtheilung vorfinden. Es dürfte<lb/>
nöthig sein, einige Worte über die Verhältnisse des Gebär-<lb/>
hauses im St. Rochus-Spital zu erwähnen.</p><lb/><p>Das St. Rochus-Spital ist ein der Commune Pest gehö-<lb/>
riges Krankenhaus mit einem Belegraume für 600 Kranke.<lb/>
Angestellt sind: drei medicinische und zwei chirurgische Pri-<lb/>
marien. Die geburtshilfliche Abtheilung war, wie schon ge-<lb/>
sagt, einem chirurgischen Primarius zugetheilt. So lange die<lb/>
geburtshilfliche Klinik der Pester medicinischen Facultät<lb/>
geöffnet ist, dürfen an der geburtshilflichen Abtheilung des<lb/>
St. Rochus-Spitals keine Kreissenden aufgenommen werden,<lb/>
um der Klinik nicht das Lehrmaterial zu entziehen, nur wäh-<lb/>
rend der grossen Ferien im Monate August und September,<lb/>
während welcher die geburtshilfliche Klinik der Pester me-<lb/>
dieinischen Facultät geschlossen ist, werden Kreissende im<lb/>
St. Rochus-Spitale aufgenommen, die übrigen zehn Monate<lb/>
des Jahres wurden die Localitäten des Gebärhauses als chi-<lb/>
rurgische Abtheilung benützt.</p><lb/><p>Während des Schuljahres wurden nur solche Individuen<lb/>
an der geburtshilflichen Abtheilung entbunden. welche im<lb/>
St. Rochus-Spitale, an den verschiedensten Krankheiten lei-<lb/>
dend, während der Behandlung von der Geburt überrascht<lb/>
wurden. Die Localitäten der geburtshilflichen Abtheilung be-<lb/>
finden sich im zweiten Stockwerke des Gebäudes, und beste-<lb/>
hen aus einem Kreisse- und zwei Wochenzimmern, deren<lb/>
sechs Fenster sämmtlich in den Leichenhof münden. Längst<lb/>
den ebenerdigen Gebäuden des Leichenhofes zieht sich eine<lb/>
breite Strasse hin, welche das Entweichen der schädlichen<lb/>
Exhalationen des Leichenhofes erleichtert.</p><lb/><p>Am 20. Mai 1851 übernahm ich die geburtshilfliche Ab-<lb/>
theilung des St. Rochus-Spitals als unbesoldeter Honorar-Pri-<lb/>
mararzt und fungirte als solcher durch sechs Jahre, bis Juni<lb/>
1857, dadurch wurde der Verband mit der chirurgischen Ab-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">6 *</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[83/0095]
erzeugende Moment des Kindbettfiebers die verschiedenen
zersetzten thierisch-organischen Stoffe, welche sich so reich-
lich an einer chirurgischen Abtheilung vorfinden. Es dürfte
nöthig sein, einige Worte über die Verhältnisse des Gebär-
hauses im St. Rochus-Spital zu erwähnen.
Das St. Rochus-Spital ist ein der Commune Pest gehö-
riges Krankenhaus mit einem Belegraume für 600 Kranke.
Angestellt sind: drei medicinische und zwei chirurgische Pri-
marien. Die geburtshilfliche Abtheilung war, wie schon ge-
sagt, einem chirurgischen Primarius zugetheilt. So lange die
geburtshilfliche Klinik der Pester medicinischen Facultät
geöffnet ist, dürfen an der geburtshilflichen Abtheilung des
St. Rochus-Spitals keine Kreissenden aufgenommen werden,
um der Klinik nicht das Lehrmaterial zu entziehen, nur wäh-
rend der grossen Ferien im Monate August und September,
während welcher die geburtshilfliche Klinik der Pester me-
dieinischen Facultät geschlossen ist, werden Kreissende im
St. Rochus-Spitale aufgenommen, die übrigen zehn Monate
des Jahres wurden die Localitäten des Gebärhauses als chi-
rurgische Abtheilung benützt.
Während des Schuljahres wurden nur solche Individuen
an der geburtshilflichen Abtheilung entbunden. welche im
St. Rochus-Spitale, an den verschiedensten Krankheiten lei-
dend, während der Behandlung von der Geburt überrascht
wurden. Die Localitäten der geburtshilflichen Abtheilung be-
finden sich im zweiten Stockwerke des Gebäudes, und beste-
hen aus einem Kreisse- und zwei Wochenzimmern, deren
sechs Fenster sämmtlich in den Leichenhof münden. Längst
den ebenerdigen Gebäuden des Leichenhofes zieht sich eine
breite Strasse hin, welche das Entweichen der schädlichen
Exhalationen des Leichenhofes erleichtert.
Am 20. Mai 1851 übernahm ich die geburtshilfliche Ab-
theilung des St. Rochus-Spitals als unbesoldeter Honorar-Pri-
mararzt und fungirte als solcher durch sechs Jahre, bis Juni
1857, dadurch wurde der Verband mit der chirurgischen Ab-
6 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/95>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.