Reihe jener schwer Belasteten, welche es durch ihre Oppo- sition dahin gebracht haben, dass nach Verlauf von dreizehn Jahren erst so wenige Gebärhäuser aufgehört haben, wahre Mörderhöhlen zu sein.
Und wie eifersüchtig Scanzoni auf das Verdienst ist, der Erste gewesen zu sein, der sich meiner Lehre über die Ver- hütung des Puerperalfiebers widersetzt, geht daraus hervor, dass er selbst Seyfert unter denjenigen anführt, welche sich ihm später angeschlossen, obwohl Scanzoni und Seyfert in einer gemeinschaftlichen Publication mir entgegengetreten sind, wie dies im 26. Bande der Prager Vierteljahrschrift zu lesen.
Gewiss, es wird eine Zeit kommen, wo Scanzoni, gelinde gesprochen, es wenigstens bedauern wird, dass es ihm nicht möglich ist, das Factum aus dem Gedächtnisse der Menschen zu verwischen, dass er der Erste war, welcher sich meiner Lehre über die Verhütung des Puerperalfiebers widersetzt.
Gewiss, Scanzoni wird nie und nimmermehr einen Ehren- platz in der Geschichte des Puerperalfiebers einnehmen, und zwar nicht deshalb, weil er mir opponirt, sondern deshalb, weil er mir so opponirt, wie er eben opponirt hat. Wir haben schon einigemale Gelegenheit gehabt, den Leser darauf auf- merksam zu machen, dass Scanzoni mit seiner Opposition nicht die Wahrheit gesucht, sondern dass der Zweck seiner Oppo- sition der war, immer selbst Recht zu haben, und dass es ihm nicht darauf ankam, die Wahrheit zu verläugnen, um diesen Zweck zu erreichen; eine solche Wahrheitsverläugnung hat er sich eben zu Schulden kommen lassen.
Scanzoni sagt, Lumpe und Zipfl haben sich seiner Ansicht angeschlossen. Die Sache verhält sich so: Ich habe in der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien in der allgemeinen Versamm- lung, gehalten am 15. Mai 1850, einen Vortrag über meine Ansicht über die Entstehung und Verhütung des Kindbett- fiebers gehalten, worüber sich eine Discussion entspann, welche in der allgemeinen Versammlung vom 18. Juni fortgesetzt und in der allgemeinen Sitzung vom 15. Juli 1850 geendet wurde.
Reihe jener schwer Belasteten, welche es durch ihre Oppo- sition dahin gebracht haben, dass nach Verlauf von dreizehn Jahren erst so wenige Gebärhäuser aufgehört haben, wahre Mörderhöhlen zu sein.
Und wie eifersüchtig Scanzoni auf das Verdienst ist, der Erste gewesen zu sein, der sich meiner Lehre über die Ver- hütung des Puerperalfiebers widersetzt, geht daraus hervor, dass er selbst Seyfert unter denjenigen anführt, welche sich ihm später angeschlossen, obwohl Scanzoni und Seyfert in einer gemeinschaftlichen Publication mir entgegengetreten sind, wie dies im 26. Bande der Prager Vierteljahrschrift zu lesen.
Gewiss, es wird eine Zeit kommen, wo Scanzoni, gelinde gesprochen, es wenigstens bedauern wird, dass es ihm nicht möglich ist, das Factum aus dem Gedächtnisse der Menschen zu verwischen, dass er der Erste war, welcher sich meiner Lehre über die Verhütung des Puerperalfiebers widersetzt.
Gewiss, Scanzoni wird nie und nimmermehr einen Ehren- platz in der Geschichte des Puerperalfiebers einnehmen, und zwar nicht deshalb, weil er mir opponirt, sondern deshalb, weil er mir so opponirt, wie er eben opponirt hat. Wir haben schon einigemale Gelegenheit gehabt, den Leser darauf auf- merksam zu machen, dass Scanzoni mit seiner Opposition nicht die Wahrheit gesucht, sondern dass der Zweck seiner Oppo- sition der war, immer selbst Recht zu haben, und dass es ihm nicht darauf ankam, die Wahrheit zu verläugnen, um diesen Zweck zu erreichen; eine solche Wahrheitsverläugnung hat er sich eben zu Schulden kommen lassen.
Scanzoni sagt, Lumpe und Zipfl haben sich seiner Ansicht angeschlossen. Die Sache verhält sich so: Ich habe in der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien in der allgemeinen Versamm- lung, gehalten am 15. Mai 1850, einen Vortrag über meine Ansicht über die Entstehung und Verhütung des Kindbett- fiebers gehalten, worüber sich eine Discussion entspann, welche in der allgemeinen Versammlung vom 18. Juni fortgesetzt und in der allgemeinen Sitzung vom 15. Juli 1850 geendet wurde.
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Reihe jener schwer Belasteten, welche es durch ihre Oppo-
sition dahin gebracht haben, dass nach Verlauf von dreizehn
Jahren erst so wenige Gebärhäuser aufgehört haben, wahre
Mörderhöhlen zu sein.
Und wie eifersüchtig Scanzoni auf das Verdienst ist, der
Erste gewesen zu sein, der sich meiner Lehre über die Ver-
hütung des Puerperalfiebers widersetzt, geht daraus hervor,
dass er selbst Seyfert unter denjenigen anführt, welche sich
ihm später angeschlossen, obwohl Scanzoni und Seyfert in
einer gemeinschaftlichen Publication mir entgegengetreten sind,
wie dies im 26. Bande der Prager Vierteljahrschrift zu lesen.
Gewiss, es wird eine Zeit kommen, wo Scanzoni, gelinde
gesprochen, es wenigstens bedauern wird, dass es ihm nicht
möglich ist, das Factum aus dem Gedächtnisse der Menschen
zu verwischen, dass er der Erste war, welcher sich meiner
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Gewiss, Scanzoni wird nie und nimmermehr einen Ehren-
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zwar nicht deshalb, weil er mir opponirt, sondern deshalb,
weil er mir so opponirt, wie er eben opponirt hat. Wir haben
schon einigemale Gelegenheit gehabt, den Leser darauf auf-
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die Wahrheit gesucht, sondern dass der Zweck seiner Oppo-
sition der war, immer selbst Recht zu haben, und dass es ihm
nicht darauf ankam, die Wahrheit zu verläugnen, um diesen
Zweck zu erreichen; eine solche Wahrheitsverläugnung hat
er sich eben zu Schulden kommen lassen.
Scanzoni sagt, Lumpe und Zipfl haben sich seiner Ansicht
angeschlossen. Die Sache verhält sich so: Ich habe in der k. k.
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lung, gehalten am 15. Mai 1850, einen Vortrag über meine
Ansicht über die Entstehung und Verhütung des Kindbett-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/409>, abgerufen am 24.11.2024.
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