Klinik, wo ununterbrochen die Chlorwaschungen durch mich beaufsichtigt wurden.
Scanzoni erzählt ferners, dass von den ins Krankenhaus transferirten Wöchnerinnen noch 41 gestorben seien, gibt man nun diese 41 zu den im Gebärhause verstorbenen 45 hinzu, so ergibt sich ein Sterblichkeitsverhältniss von 86 Todten unter 2721 Wöchnerinnen, d. i. 3, 1 %.
Damit nun, fährt Scanzoni fort, auch hier ein Vergleich zwischen den Resultaten der Wiener und Prager Gebäranstalt durchgeführt werden könne, so wäre es sehr wünschenswerth, wenn von Seite der ersteren Anstalt auch veröffentlicht würde, ob und wie viele Wöchnerinnen auf die übrigen Abtheilungen des Krankenhauses transferirt wurden. Aber selbst in dem Falle, dass in Wien gar keine Transferirungen stattgefunden hätten, was nicht angenommen werden kann, da Prof. Skoda selbst erwähnt, dass die erkrankten Wöchnerinnen zuweilen von der Gebäranstalt in das Krankenhaus übertragen wurden, so bleibt unser Mortalitätsverhältniss nur um 0, 6 % ungün- stiger als jenes der Wiener Klinik, ein Unterschied, welcher gewiss in den Augen eines jeden Unbefangenen viel zu unbe- deutend erscheinen wird, als dass er zu Vorwürfen für unsere Anstalt, zu Verdächtigungen und Beschuldigungen der daselbst angestellten Aerzte berechtigen könnte.
Hierauf können wir Scanzoni versichern, dass die Trans- ferirungen, von welchen Skoda erzählt, in die Zeit vor Einfüh- rung der Chlorwaschungen fallen, Skoda führt ja diese Trans- ferirungen als Beweis, dass die Sterblichkeit an der I. Gebär- klinik vor Einführung der Chlorwaschungen noch bedeutender war, als die Rapporte zeigen, weil von Zeit zu Zeit massen- hafte Transferirungen vorgenommen wurden, wodurch das Sterblichkeitsverhältniss nach dem Rapporte günstiger ist, als es in der Wirklichkeit war; nach Einführung der Chlorwa- schungen wurden nur einzelne wenige Individuen, welche wegen ihres Zustandes für die übrigen zu gefährlich waren, transferirt, und Scanzoni kann überzeugt sein, dass ich bald
Klinik, wo ununterbrochen die Chlorwaschungen durch mich beaufsichtigt wurden.
Scanzoni erzählt ferners, dass von den ins Krankenhaus transferirten Wöchnerinnen noch 41 gestorben seien, gibt man nun diese 41 zu den im Gebärhause verstorbenen 45 hinzu, so ergibt sich ein Sterblichkeitsverhältniss von 86 Todten unter 2721 Wöchnerinnen, d. i. 3, 1 %.
Damit nun, fährt Scanzoni fort, auch hier ein Vergleich zwischen den Resultaten der Wiener und Prager Gebäranstalt durchgeführt werden könne, so wäre es sehr wünschenswerth, wenn von Seite der ersteren Anstalt auch veröffentlicht würde, ob und wie viele Wöchnerinnen auf die übrigen Abtheilungen des Krankenhauses transferirt wurden. Aber selbst in dem Falle, dass in Wien gar keine Transferirungen stattgefunden hätten, was nicht angenommen werden kann, da Prof. Skoda selbst erwähnt, dass die erkrankten Wöchnerinnen zuweilen von der Gebäranstalt in das Krankenhaus übertragen wurden, so bleibt unser Mortalitätsverhältniss nur um 0, 6 % ungün- stiger als jenes der Wiener Klinik, ein Unterschied, welcher gewiss in den Augen eines jeden Unbefangenen viel zu unbe- deutend erscheinen wird, als dass er zu Vorwürfen für unsere Anstalt, zu Verdächtigungen und Beschuldigungen der daselbst angestellten Aerzte berechtigen könnte.
Hierauf können wir Scanzoni versichern, dass die Trans- ferirungen, von welchen Skoda erzählt, in die Zeit vor Einfüh- rung der Chlorwaschungen fallen, Skoda führt ja diese Trans- ferirungen als Beweis, dass die Sterblichkeit an der I. Gebär- klinik vor Einführung der Chlorwaschungen noch bedeutender war, als die Rapporte zeigen, weil von Zeit zu Zeit massen- hafte Transferirungen vorgenommen wurden, wodurch das Sterblichkeitsverhältniss nach dem Rapporte günstiger ist, als es in der Wirklichkeit war; nach Einführung der Chlorwa- schungen wurden nur einzelne wenige Individuen, welche wegen ihres Zustandes für die übrigen zu gefährlich waren, transferirt, und Scanzoni kann überzeugt sein, dass ich bald
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Klinik, wo ununterbrochen die Chlorwaschungen durch mich
beaufsichtigt wurden.
Scanzoni erzählt ferners, dass von den ins Krankenhaus
transferirten Wöchnerinnen noch 41 gestorben seien, gibt man
nun diese 41 zu den im Gebärhause verstorbenen 45 hinzu, so
ergibt sich ein Sterblichkeitsverhältniss von 86 Todten unter
2721 Wöchnerinnen, d. i. 3, 1 %.
Damit nun, fährt Scanzoni fort, auch hier ein Vergleich
zwischen den Resultaten der Wiener und Prager Gebäranstalt
durchgeführt werden könne, so wäre es sehr wünschenswerth,
wenn von Seite der ersteren Anstalt auch veröffentlicht würde,
ob und wie viele Wöchnerinnen auf die übrigen Abtheilungen
des Krankenhauses transferirt wurden. Aber selbst in dem
Falle, dass in Wien gar keine Transferirungen stattgefunden
hätten, was nicht angenommen werden kann, da Prof. Skoda
selbst erwähnt, dass die erkrankten Wöchnerinnen zuweilen
von der Gebäranstalt in das Krankenhaus übertragen wurden,
so bleibt unser Mortalitätsverhältniss nur um 0, 6 % ungün-
stiger als jenes der Wiener Klinik, ein Unterschied, welcher
gewiss in den Augen eines jeden Unbefangenen viel zu unbe-
deutend erscheinen wird, als dass er zu Vorwürfen für unsere
Anstalt, zu Verdächtigungen und Beschuldigungen der daselbst
angestellten Aerzte berechtigen könnte.
Hierauf können wir Scanzoni versichern, dass die Trans-
ferirungen, von welchen Skoda erzählt, in die Zeit vor Einfüh-
rung der Chlorwaschungen fallen, Skoda führt ja diese Trans-
ferirungen als Beweis, dass die Sterblichkeit an der I. Gebär-
klinik vor Einführung der Chlorwaschungen noch bedeutender
war, als die Rapporte zeigen, weil von Zeit zu Zeit massen-
hafte Transferirungen vorgenommen wurden, wodurch das
Sterblichkeitsverhältniss nach dem Rapporte günstiger ist, als
es in der Wirklichkeit war; nach Einführung der Chlorwa-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/332>, abgerufen am 25.11.2024.
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