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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Der Leser wird wissen, was er von dieser Darstellung
Scanzoni's halten soll. wenn er selbe mit dem zusammenhält,
was wir über diesen Gegenstand gesagt.

Dem Ausspruche Skoda's: "Man scheint die Chlorwaschun-
gen bisher entweder gar nicht, oder nicht mit Ernst in An-
wendung gebracht zu haben", stellt Scanzoni die Behauptung
gegenüber, dass kurz nach dem Bekanntwerden der in der
Wiener Gebäranstalt gemachten Erfahrungen auch in Prag die
Chlorwaschungen eingeführt und ihre sorgfältige Vornahme von
Seite der Schüler auf das eifrigste überwacht wurde, was jene
bestätigen können, welche zu jener Zeit die Prager Klinik
besucht.

Und um das Gerücht zu widerlegen, welches sich nach
Scanzoni's Angabe in Wien verbreitete, dass gerade während
der Zeit seiner Assistenz das Mortalitätsverhältniss ein auf-
fallend ungünstiges war, welches ungünstige Mortalitätsver-
hältniss besagtes Gerücht dem Umstand zuschrieb, dass Scan-
zoni die von Dr. Semmelweis empfohlenen Chlorwaschungen
unterlasse.

Um dieses Gerücht zu widerlegen, veröffentlicht Scanzoni
die Monat-Rapporte des Prager Gebärhauses vom 1. Mai 1847
bis 31. August 1848, also die Rapporte von 15 Monaten, inner-
halb welcher nur während vier und einem halben Monate die
Chlorwaschungen geübt wurden.

Aus diesen Rapporten geht hervor, dass innerhalb dieser
15 Monate 2721 Wöchnerinnen verpflegt wurden, wovon 45
gestorben sind, also 1, 6 %, während sich auf der Wiener I.
geburtshilflichen Klinik in den Monaten Juni 1847 bis April
1848, während welchen Monaten die Chlorwaschungen unter
meiner Beaufsichtigung ununterbrochen geübt wurden, ein
Mortalitätsverhältniss von 2, 5 % herausstellte, es ist daher
das Sterblichkeitsverhältniss der im Prager Gebärhause be-
handelten Wöchnerinnen um 0, 9 % günstiger, obwohl
während zehn und einem halben Monate keine Chlorwaschun-
gen gemacht wurden, als auf der Wiener geburtshilflichen

Der Leser wird wissen, was er von dieser Darstellung
Scanzoni’s halten soll. wenn er selbe mit dem zusammenhält,
was wir über diesen Gegenstand gesagt.

Dem Ausspruche Skoda’s: »Man scheint die Chlorwaschun-
gen bisher entweder gar nicht, oder nicht mit Ernst in An-
wendung gebracht zu haben«, stellt Scanzoni die Behauptung
gegenüber, dass kurz nach dem Bekanntwerden der in der
Wiener Gebäranstalt gemachten Erfahrungen auch in Prag die
Chlorwaschungen eingeführt und ihre sorgfältige Vornahme von
Seite der Schüler auf das eifrigste überwacht wurde, was jene
bestätigen können, welche zu jener Zeit die Prager Klinik
besucht.

Und um das Gerücht zu widerlegen, welches sich nach
Scanzoni’s Angabe in Wien verbreitete, dass gerade während
der Zeit seiner Assistenz das Mortalitätsverhältniss ein auf-
fallend ungünstiges war, welches ungünstige Mortalitätsver-
hältniss besagtes Gerücht dem Umstand zuschrieb, dass Scan-
zoni die von Dr. Semmelweis empfohlenen Chlorwaschungen
unterlasse.

Um dieses Gerücht zu widerlegen, veröffentlicht Scanzoni
die Monat-Rapporte des Prager Gebärhauses vom 1. Mai 1847
bis 31. August 1848, also die Rapporte von 15 Monaten, inner-
halb welcher nur während vier und einem halben Monate die
Chlorwaschungen geübt wurden.

Aus diesen Rapporten geht hervor, dass innerhalb dieser
15 Monate 2721 Wöchnerinnen verpflegt wurden, wovon 45
gestorben sind, also 1, 6 %, während sich auf der Wiener I.
geburtshilflichen Klinik in den Monaten Juni 1847 bis April
1848, während welchen Monaten die Chlorwaschungen unter
meiner Beaufsichtigung ununterbrochen geübt wurden, ein
Mortalitätsverhältniss von 2, 5 % herausstellte, es ist daher
das Sterblichkeitsverhältniss der im Prager Gebärhause be-
handelten Wöchnerinnen um 0, 9 % günstiger, obwohl
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[319/0331] Der Leser wird wissen, was er von dieser Darstellung Scanzoni’s halten soll. wenn er selbe mit dem zusammenhält, was wir über diesen Gegenstand gesagt. Dem Ausspruche Skoda’s: »Man scheint die Chlorwaschun- gen bisher entweder gar nicht, oder nicht mit Ernst in An- wendung gebracht zu haben«, stellt Scanzoni die Behauptung gegenüber, dass kurz nach dem Bekanntwerden der in der Wiener Gebäranstalt gemachten Erfahrungen auch in Prag die Chlorwaschungen eingeführt und ihre sorgfältige Vornahme von Seite der Schüler auf das eifrigste überwacht wurde, was jene bestätigen können, welche zu jener Zeit die Prager Klinik besucht. Und um das Gerücht zu widerlegen, welches sich nach Scanzoni’s Angabe in Wien verbreitete, dass gerade während der Zeit seiner Assistenz das Mortalitätsverhältniss ein auf- fallend ungünstiges war, welches ungünstige Mortalitätsver- hältniss besagtes Gerücht dem Umstand zuschrieb, dass Scan- zoni die von Dr. Semmelweis empfohlenen Chlorwaschungen unterlasse. Um dieses Gerücht zu widerlegen, veröffentlicht Scanzoni die Monat-Rapporte des Prager Gebärhauses vom 1. Mai 1847 bis 31. August 1848, also die Rapporte von 15 Monaten, inner- halb welcher nur während vier und einem halben Monate die Chlorwaschungen geübt wurden. Aus diesen Rapporten geht hervor, dass innerhalb dieser 15 Monate 2721 Wöchnerinnen verpflegt wurden, wovon 45 gestorben sind, also 1, 6 %, während sich auf der Wiener I. geburtshilflichen Klinik in den Monaten Juni 1847 bis April 1848, während welchen Monaten die Chlorwaschungen unter meiner Beaufsichtigung ununterbrochen geübt wurden, ein Mortalitätsverhältniss von 2, 5 % herausstellte, es ist daher das Sterblichkeitsverhältniss der im Prager Gebärhause be- handelten Wöchnerinnen um 0, 9 % günstiger, obwohl während zehn und einem halben Monate keine Chlorwaschun- gen gemacht wurden, als auf der Wiener geburtshilflichen

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/331>, abgerufen am 22.11.2024.