vertraut; wird ein weniger mit der Literatur Vertrauter durch solche Aeusserungen aufgefordert, über die Sache nachzu- denken, und dieselbe zu befolgen? Gewiss nicht.
Wir wollen daher, obwohl uns das Sprichwort "propria laus sordet" wohl bekannt ist, dennoch hier alles zusammen- stellen, was zu Gunsten meiner Lehre gesagt wurde, um die Folgen der Verschwiegenheit meiner Gegner zu paralysiren. Wir lassen uns den Vorwurf des Eigenlobes gerne gefallen, überzeugt, dass wir dadurch viele zum ernsten unparteiischen Nachdenken anregen und bekehren werden. Die zweite Ursache, welche der praktischen Anwendung meiner Lehre hinderlich ist, sind die vielen Einwendungen, die man dagegen erhoben hat, und ich gestehe, dass es mir begreiflich ist, dass vielen diese Einwendungen imponiren, und es gehört wirklich die Begeisterung für die Sache dazu, wie ich sie besitze, und das Vertrautsein mit der Sache, wie ich es bin, um immer zu merken, wo der Irrthum steckt, der sich als Wahrheit reprä- sentirt; sowie wir alles das, was zu unseren Gunsten gesagt wurde, hier zusammenstellen werden, mit noch grösserer Ge- wissenhaftigkeit werden wir alles anführen, was gegen uns gesagt wurde, wir werden aber die Antwort nicht schuldig bleiben, obwohl wir wissen, dass wir dadurch das Odium so zahlreicher Fachgenossen auf uns laden. Wir werden uns trösten mit dem Bewusstsein, dass unsere Erwiederung nicht Zweck, sondern nur ein nicht zu umgehendes Mittel ist, um Gott weiss wie viele Aerzte der Wahrheit zuzuführen, welche zum Nachtheile der Menschheit durch die Sirenenklänge meiner Gegner im Irrthum erhalten werden.
Wir wollen nun das Lob, welches wir geerntet, und den Tadel, den wir davongetragen, so weit thunlich in chronolo- gischer Ordnung aufzählen.
Die erste Veröffentlichung unternahm die Redaction der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, *)
*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1848. 4. Jahr- gang, II. Band, Seite 242, und 5. Jahrgang, I. Band, Seite 64.
vertraut; wird ein weniger mit der Literatur Vertrauter durch solche Aeusserungen aufgefordert, über die Sache nachzu- denken, und dieselbe zu befolgen? Gewiss nicht.
Wir wollen daher, obwohl uns das Sprichwort »propria laus sordet« wohl bekannt ist, dennoch hier alles zusammen- stellen, was zu Gunsten meiner Lehre gesagt wurde, um die Folgen der Verschwiegenheit meiner Gegner zu paralysiren. Wir lassen uns den Vorwurf des Eigenlobes gerne gefallen, überzeugt, dass wir dadurch viele zum ernsten unparteiischen Nachdenken anregen und bekehren werden. Die zweite Ursache, welche der praktischen Anwendung meiner Lehre hinderlich ist, sind die vielen Einwendungen, die man dagegen erhoben hat, und ich gestehe, dass es mir begreiflich ist, dass vielen diese Einwendungen imponiren, und es gehört wirklich die Begeisterung für die Sache dazu, wie ich sie besitze, und das Vertrautsein mit der Sache, wie ich es bin, um immer zu merken, wo der Irrthum steckt, der sich als Wahrheit reprä- sentirt; sowie wir alles das, was zu unseren Gunsten gesagt wurde, hier zusammenstellen werden, mit noch grösserer Ge- wissenhaftigkeit werden wir alles anführen, was gegen uns gesagt wurde, wir werden aber die Antwort nicht schuldig bleiben, obwohl wir wissen, dass wir dadurch das Odium so zahlreicher Fachgenossen auf uns laden. Wir werden uns trösten mit dem Bewusstsein, dass unsere Erwiederung nicht Zweck, sondern nur ein nicht zu umgehendes Mittel ist, um Gott weiss wie viele Aerzte der Wahrheit zuzuführen, welche zum Nachtheile der Menschheit durch die Sirenenklänge meiner Gegner im Irrthum erhalten werden.
Wir wollen nun das Lob, welches wir geerntet, und den Tadel, den wir davongetragen, so weit thunlich in chronolo- gischer Ordnung aufzählen.
Die erste Veröffentlichung unternahm die Redaction der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, *)
*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1848. 4. Jahr- gang, II. Band, Seite 242, und 5. Jahrgang, I. Band, Seite 64.
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vertraut; wird ein weniger mit der Literatur Vertrauter durch
solche Aeusserungen aufgefordert, über die Sache nachzu-
denken, und dieselbe zu befolgen? Gewiss nicht.
Wir wollen daher, obwohl uns das Sprichwort »propria
laus sordet« wohl bekannt ist, dennoch hier alles zusammen-
stellen, was zu Gunsten meiner Lehre gesagt wurde, um die
Folgen der Verschwiegenheit meiner Gegner zu paralysiren.
Wir lassen uns den Vorwurf des Eigenlobes gerne gefallen,
überzeugt, dass wir dadurch viele zum ernsten unparteiischen
Nachdenken anregen und bekehren werden. Die zweite
Ursache, welche der praktischen Anwendung meiner Lehre
hinderlich ist, sind die vielen Einwendungen, die man dagegen
erhoben hat, und ich gestehe, dass es mir begreiflich ist, dass
vielen diese Einwendungen imponiren, und es gehört wirklich
die Begeisterung für die Sache dazu, wie ich sie besitze, und
das Vertrautsein mit der Sache, wie ich es bin, um immer zu
merken, wo der Irrthum steckt, der sich als Wahrheit reprä-
sentirt; sowie wir alles das, was zu unseren Gunsten gesagt
wurde, hier zusammenstellen werden, mit noch grösserer Ge-
wissenhaftigkeit werden wir alles anführen, was gegen uns
gesagt wurde, wir werden aber die Antwort nicht schuldig
bleiben, obwohl wir wissen, dass wir dadurch das Odium so
zahlreicher Fachgenossen auf uns laden. Wir werden uns
trösten mit dem Bewusstsein, dass unsere Erwiederung nicht
Zweck, sondern nur ein nicht zu umgehendes Mittel ist, um
Gott weiss wie viele Aerzte der Wahrheit zuzuführen, welche
zum Nachtheile der Menschheit durch die Sirenenklänge
meiner Gegner im Irrthum erhalten werden.
Wir wollen nun das Lob, welches wir geerntet, und den
Tadel, den wir davongetragen, so weit thunlich in chronolo-
gischer Ordnung aufzählen.
Die erste Veröffentlichung unternahm die Redaction der
Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, *)
*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1848. 4. Jahr-
gang, II. Band, Seite 242, und 5. Jahrgang, I. Band, Seite 64.
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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