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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Redacteur Dr. Ferdinand Hebra, mit folgenden zwei Auf-
sätzen:

Höchst wichtige Erfahrungen über die Aetiologie der in
Gebäranstalten epidemischen Kindbettfieber.

Die Redaction dieser Zeitschrift fühlt sich verpflichtet,
die folgenden, von Hrn. Dr. Semmelweis, Assistenten an der
ersten geburtshilflichen Klinik des hiesigen k. k. allgemeinen
Krankenhauses, gemachten Beobachtungen in Hinsicht der,
beinahe in allen Gebäranstalten herrschenden Puerperalfieber
hiermit dem ärztlichen Publicum mitzutheilen.

Herr Dr. Semmelweis, der sich bereits über fünf Jahre
im hiesigen k. k. Krankenhause befindet, sowohl am Secir-
tische als auch am Krankenbette in den verschiedenen Zweigen
der Heilkunde sich gründlich unterrichtete, und endlich wäh-
rend der letzten zwei Jahre seine specielle Thätigkeit dem
Fache der Geburtshilfe zuwendete, machte es sich zur Auf-
gabe, nach der Ursache zu forschen, welche dem so verhee-
renden, epidemisch verlaufenden Puerperalprocesse zu Grunde
liege. Auf diesem Gebiete wurde nun nichts ungeprüft gelassen,
und Alles, was nur irgend einen schädlichen Einfluss hätte
ausüben können, wurde sorgfältig entfernt.

Durch den täglichen Besuch der hiesigen pathologisch-
anatomischen Anstalt hatte nun Dr. Semmelweis den schäd-
lichen Einfluss kennen gelernt, welcher durch jauchige und
faulige Flüssigkeiten auf selbst unverletzte Körpertheile der
mit Leichensectionen sich beschäftigenden Individuen aus-
geübt wird. Diese Beobachtung erweckte in ihm den Gedan-
ken, dass vielleicht in Gebäranstalten von den Geburtshelfern
selbst den Schwangeren und Kreissenden der furchtbare
Puerperalprocess eingeimpft werde, und dass er in den meisten
Fällen nichts anderes, als eine Leicheninfection sei.

Um diese Ansicht zu erproben, wurde auf dem Kreiss-
zimmer der ersten geburtshilflichen Klinik die Anordnung
getroffen, dass Jeder, der eine Schwangere untersuchen wollte,
zuvor seine Hände in einer wässerigen Chlorkalk-Lösung

Redacteur Dr. Ferdinand Hebra, mit folgenden zwei Auf-
sätzen:

Höchst wichtige Erfahrungen über die Aetiologie der in
Gebäranstalten epidemischen Kindbettfieber.

Die Redaction dieser Zeitschrift fühlt sich verpflichtet,
die folgenden, von Hrn. Dr. Semmelweis, Assistenten an der
ersten geburtshilflichen Klinik des hiesigen k. k. allgemeinen
Krankenhauses, gemachten Beobachtungen in Hinsicht der,
beinahe in allen Gebäranstalten herrschenden Puerperalfieber
hiermit dem ärztlichen Publicum mitzutheilen.

Herr Dr. Semmelweis, der sich bereits über fünf Jahre
im hiesigen k. k. Krankenhause befindet, sowohl am Secir-
tische als auch am Krankenbette in den verschiedenen Zweigen
der Heilkunde sich gründlich unterrichtete, und endlich wäh-
rend der letzten zwei Jahre seine specielle Thätigkeit dem
Fache der Geburtshilfe zuwendete, machte es sich zur Auf-
gabe, nach der Ursache zu forschen, welche dem so verhee-
renden, epidemisch verlaufenden Puerperalprocesse zu Grunde
liege. Auf diesem Gebiete wurde nun nichts ungeprüft gelassen,
und Alles, was nur irgend einen schädlichen Einfluss hätte
ausüben können, wurde sorgfältig entfernt.

Durch den täglichen Besuch der hiesigen pathologisch-
anatomischen Anstalt hatte nun Dr. Semmelweis den schäd-
lichen Einfluss kennen gelernt, welcher durch jauchige und
faulige Flüssigkeiten auf selbst unverletzte Körpertheile der
mit Leichensectionen sich beschäftigenden Individuen aus-
geübt wird. Diese Beobachtung erweckte in ihm den Gedan-
ken, dass vielleicht in Gebäranstalten von den Geburtshelfern
selbst den Schwangeren und Kreissenden der furchtbare
Puerperalprocess eingeimpft werde, und dass er in den meisten
Fällen nichts anderes, als eine Leicheninfection sei.

Um diese Ansicht zu erproben, wurde auf dem Kreiss-
zimmer der ersten geburtshilflichen Klinik die Anordnung
getroffen, dass Jeder, der eine Schwangere untersuchen wollte,
zuvor seine Hände in einer wässerigen Chlorkalk-Lösung

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[277/0289] Redacteur Dr. Ferdinand Hebra, mit folgenden zwei Auf- sätzen: Höchst wichtige Erfahrungen über die Aetiologie der in Gebäranstalten epidemischen Kindbettfieber. Die Redaction dieser Zeitschrift fühlt sich verpflichtet, die folgenden, von Hrn. Dr. Semmelweis, Assistenten an der ersten geburtshilflichen Klinik des hiesigen k. k. allgemeinen Krankenhauses, gemachten Beobachtungen in Hinsicht der, beinahe in allen Gebäranstalten herrschenden Puerperalfieber hiermit dem ärztlichen Publicum mitzutheilen. Herr Dr. Semmelweis, der sich bereits über fünf Jahre im hiesigen k. k. Krankenhause befindet, sowohl am Secir- tische als auch am Krankenbette in den verschiedenen Zweigen der Heilkunde sich gründlich unterrichtete, und endlich wäh- rend der letzten zwei Jahre seine specielle Thätigkeit dem Fache der Geburtshilfe zuwendete, machte es sich zur Auf- gabe, nach der Ursache zu forschen, welche dem so verhee- renden, epidemisch verlaufenden Puerperalprocesse zu Grunde liege. Auf diesem Gebiete wurde nun nichts ungeprüft gelassen, und Alles, was nur irgend einen schädlichen Einfluss hätte ausüben können, wurde sorgfältig entfernt. Durch den täglichen Besuch der hiesigen pathologisch- anatomischen Anstalt hatte nun Dr. Semmelweis den schäd- lichen Einfluss kennen gelernt, welcher durch jauchige und faulige Flüssigkeiten auf selbst unverletzte Körpertheile der mit Leichensectionen sich beschäftigenden Individuen aus- geübt wird. Diese Beobachtung erweckte in ihm den Gedan- ken, dass vielleicht in Gebäranstalten von den Geburtshelfern selbst den Schwangeren und Kreissenden der furchtbare Puerperalprocess eingeimpft werde, und dass er in den meisten Fällen nichts anderes, als eine Leicheninfection sei. Um diese Ansicht zu erproben, wurde auf dem Kreiss- zimmer der ersten geburtshilflichen Klinik die Anordnung getroffen, dass Jeder, der eine Schwangere untersuchen wollte, zuvor seine Hände in einer wässerigen Chlorkalk-Lösung

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/289>, abgerufen am 22.11.2024.