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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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XXIII. Tägliches Wachsthum in der Bessernng
und allem Guten.
Werdet vollkommen, wie euer Vater im
Himmel vollkommen ist.

Allwissender Gott! der du meine Schwäche kennst
und wahrnimmst, wie so leicht ich in vorige Fehler
zurückfalle, oder auf dem Wege der Tugend stille stehe;
ach! unterstütze mich mit deinem mächtigen Beystand,
daß ich nach der Lehre deines Sohnes, meines gelieb-
ten Erlöses, immer vollkommer werde; lenke meinen
Verstand, wenn ich die Wahrheit betrachte, daß ich
zur rechten Weisheit gelange; mache mich immer ge-
neigter, deinen vollkommen guten Willen mit Freu-
digkeit zu befolgen. Gieb mir die Kraft, die bösen
Begierden zu besiegen; den aufbrausenden Zorn
zu bezähmen, die Liebe zu irrdischen Gütern in mir
zu mäßigen; immerhin sanftmüthiger, demüthiger,
wahrheitliebender, geduldiger und standhafter in Leiden
zu werden. Deine Liebe erfülle mein ganzes Herz,
damit durch sie alle unerlaubte Weltliebe aus mir ver-
trieben werde. Die Lehren und das große Beyspiel
deines Sohnes müssen mir immer vor Augen schwe-
ben, damit ich seine Tngend nachahme und ihm täg-
lich ähnlicher zu werden suche. Ach, wie will ich
mich freuen, wenn dein göttliches Ebenbild in mir
immer vollkommener hergestellet wird; wie will ich dir
danken, wenn ich durch diese guten Gesinnungen, die
du mir einflößest, versichert werde, daß dein Geist in
mir wohne und zu allem Guten mich stärke. Sey ge-
priesen, gütigster Vater! daß du das Werk der Bes-
serung meiner Seelen in mir angefangen und bisher

fort-
XXIII. Tägliches Wachsthum in der Beſſernng
und allem Guten.
Werdet vollkommen, wie euer Vater im
Himmel vollkommen iſt.

Allwiſſender Gott! der du meine Schwäche kennſt
und wahrnimmſt, wie ſo leicht ich in vorige Fehler
zurückfalle, oder auf dem Wege der Tugend ſtille ſtehe;
ach! unterſtütze mich mit deinem mächtigen Beyſtand,
daß ich nach der Lehre deines Sohnes, meines gelieb-
ten Erlöſes, immer vollkommer werde; lenke meinen
Verſtand, wenn ich die Wahrheit betrachte, daß ich
zur rechten Weisheit gelange; mache mich immer ge-
neigter, deinen vollkommen guten Willen mit Freu-
digkeit zu befolgen. Gieb mir die Kraft, die böſen
Begierden zu beſiegen; den aufbrauſenden Zorn
zu bezähmen, die Liebe zu irrdiſchen Gütern in mir
zu mäßigen; immerhin ſanftmüthiger, demüthiger,
wahrheitliebender, geduldiger und ſtandhafter in Leiden
zu werden. Deine Liebe erfülle mein ganzes Herz,
damit durch ſie alle unerlaubte Weltliebe aus mir ver-
trieben werde. Die Lehren und das große Beyſpiel
deines Sohnes müſſen mir immer vor Augen ſchwe-
ben, damit ich ſeine Tngend nachahme und ihm täg-
lich ähnlicher zu werden ſuche. Ach, wie will ich
mich freuen, wenn dein göttliches Ebenbild in mir
immer vollkommener hergeſtellet wird; wie will ich dir
danken, wenn ich durch dieſe guten Geſinnungen, die
du mir einflößeſt, verſichert werde, daß dein Geiſt in
mir wohne und zu allem Guten mich ſtärke. Sey ge-
prieſen, gütigſter Vater! daß du das Werk der Beſ-
ſerung meiner Seelen in mir angefangen und bisher

fort-
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[56/0060] XXIII. Tägliches Wachsthum in der Beſſernng und allem Guten. Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen iſt. Allwiſſender Gott! der du meine Schwäche kennſt und wahrnimmſt, wie ſo leicht ich in vorige Fehler zurückfalle, oder auf dem Wege der Tugend ſtille ſtehe; ach! unterſtütze mich mit deinem mächtigen Beyſtand, daß ich nach der Lehre deines Sohnes, meines gelieb- ten Erlöſes, immer vollkommer werde; lenke meinen Verſtand, wenn ich die Wahrheit betrachte, daß ich zur rechten Weisheit gelange; mache mich immer ge- neigter, deinen vollkommen guten Willen mit Freu- digkeit zu befolgen. Gieb mir die Kraft, die böſen Begierden zu beſiegen; den aufbrauſenden Zorn zu bezähmen, die Liebe zu irrdiſchen Gütern in mir zu mäßigen; immerhin ſanftmüthiger, demüthiger, wahrheitliebender, geduldiger und ſtandhafter in Leiden zu werden. Deine Liebe erfülle mein ganzes Herz, damit durch ſie alle unerlaubte Weltliebe aus mir ver- trieben werde. Die Lehren und das große Beyſpiel deines Sohnes müſſen mir immer vor Augen ſchwe- ben, damit ich ſeine Tngend nachahme und ihm täg- lich ähnlicher zu werden ſuche. Ach, wie will ich mich freuen, wenn dein göttliches Ebenbild in mir immer vollkommener hergeſtellet wird; wie will ich dir danken, wenn ich durch dieſe guten Geſinnungen, die du mir einflößeſt, verſichert werde, daß dein Geiſt in mir wohne und zu allem Guten mich ſtärke. Sey ge- prieſen, gütigſter Vater! daß du das Werk der Beſ- ſerung meiner Seelen in mir angefangen und bisher fort-

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/60>, abgerufen am 23.07.2024.