Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.hat mich Jesus, mein weisester Lehrer in seiner Re- XXIII. D 4
hat mich Jeſus, mein weiſeſter Lehrer in ſeiner Re- XXIII. D 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0059" n="55"/> hat mich Jeſus, mein weiſeſter Lehrer in ſeiner Re-<lb/> ligion angewieſen; dazu hat er mich durch ſein er-<lb/> habenes Tugendbeyſpiel ermuntert. Dir will ich<lb/> folgen, mein göttlicher Freund; nach deinem Befehl<lb/> will ich mich beſtreben, reines Herzens zu ſeyn,<lb/> Sanftmuth, Demuth und Geduld zu üben. Aus<lb/> dankbarer Liebe gegen dich will ich alles Harte ger-<lb/> ne ertragen, was mir etwa um Wahrheit und Ge-<lb/> rechtigkeit willen zu tragen auferlegt werden ſollte.<lb/> Wenn ich nur dich zum Freunde habe, o du mächti-<lb/> ger Beherrſcher der Welt, dann werde ich unter kei-<lb/> nem Leiden furchtlos zagen. Vollkommen verlaß ich<lb/> mich auf deine Verheiſſung, daß mir von dir alles<lb/> im Himmel wohl belohnt werden ſoll. So bleibe<lb/> denn meine Seele in Glück und Unglück durch die<lb/> zärtlichſte Liebe mit dir verbunden; was ich noch le-<lb/> be, das will ich leben im Glauben an dich, o Sohn<lb/> Gottes, der du mich geliebet, der du dich für mich<lb/> in den Tod gegeben haſt; und auch dann, wenn ich<lb/> einſt im Tode entſchlummere, will ich mit froher Zu-<lb/> verſicht denken: unſer keiner lebt ihm ſelber; unſer<lb/> keiner ſtirbt ihm ſelber; leben wir, ſo leben wir dem<lb/> Herrn, ſterben wir, ſo ſterben wir dem Herrn, dar-<lb/> um wir leben oder ſterben, ſo ſind wir des Herrn.<lb/> Ja Herr Jeſu! dein bin ich todt und lebendig.<lb/> Amen!</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 4</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0059]
hat mich Jeſus, mein weiſeſter Lehrer in ſeiner Re-
ligion angewieſen; dazu hat er mich durch ſein er-
habenes Tugendbeyſpiel ermuntert. Dir will ich
folgen, mein göttlicher Freund; nach deinem Befehl
will ich mich beſtreben, reines Herzens zu ſeyn,
Sanftmuth, Demuth und Geduld zu üben. Aus
dankbarer Liebe gegen dich will ich alles Harte ger-
ne ertragen, was mir etwa um Wahrheit und Ge-
rechtigkeit willen zu tragen auferlegt werden ſollte.
Wenn ich nur dich zum Freunde habe, o du mächti-
ger Beherrſcher der Welt, dann werde ich unter kei-
nem Leiden furchtlos zagen. Vollkommen verlaß ich
mich auf deine Verheiſſung, daß mir von dir alles
im Himmel wohl belohnt werden ſoll. So bleibe
denn meine Seele in Glück und Unglück durch die
zärtlichſte Liebe mit dir verbunden; was ich noch le-
be, das will ich leben im Glauben an dich, o Sohn
Gottes, der du mich geliebet, der du dich für mich
in den Tod gegeben haſt; und auch dann, wenn ich
einſt im Tode entſchlummere, will ich mit froher Zu-
verſicht denken: unſer keiner lebt ihm ſelber; unſer
keiner ſtirbt ihm ſelber; leben wir, ſo leben wir dem
Herrn, ſterben wir, ſo ſterben wir dem Herrn, dar-
um wir leben oder ſterben, ſo ſind wir des Herrn.
Ja Herr Jeſu! dein bin ich todt und lebendig.
Amen!
XXIII.
D 4
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