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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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gen, dankbar gegen die Wohlthäter, der Wahrheit
immer getreu, stets rechtschaffen zu bandeln ge-
neigt und fähig seyn möge.

5.

Gott hat durch seinen Geist meine Natur für sich ge-
heiliget; befleckte ich nie meine Seele mit wollüstigen
Gedanken, nie meinen Leib mit unkeuschen Handlun-
gen? Habe ich nie durch Unmäßigkeit meiner Gesund-
heit geschadet, und dadurch bösen Lüsten neue Nahrung
verschaft? Habe ich alle meine Kräfte zur Ausrich-
tung der Werke meines Berufs gewissenhaft ange-
wendet? Jede Stunde meines kurzen Lebens recht
nach deinem Willen gebraucht und so dir, o Gott!
meinen Leib und meine Seele zum heiligen Opfer ge-
bracht. Ach! Geist des Herrn, schaffe in mir ein rei-
nes, Gott liebendes, Gott ehrendes Herz; gieb mir
einen im Guten beständigen Sinn!

6.

Gott liebet die Wahrheit und hasset Lügen und
Heucheley. Er kennet mein Herz, und weiß, daß ich
die Wahrheit liebe; aber hat nie die Furcht vor Men-
schen mich verleitet, die Wahrheit da zu verheelen,
wo ich sie hätte gerade heraus sagen sollen? Suchte
ich nie durch eine verstellte Freundlichkeit die Gunst
der Menschen zu gewinnen, oder befleckte ich sogar
meine Lippen mit schändlichen Lügen? Ewig verabscheu-
ungswürdig sey mir dieß Laster. Nie will ich zum
Schaden des Nächsten eine Unwahrheit sagen, nie
durch verleumderische Reden, nie durch kränkenden

Spott
B 5

gen, dankbar gegen die Wohlthäter, der Wahrheit
immer getreu, ſtets rechtſchaffen zu bandeln ge-
neigt und fähig ſeyn möge.

5.

Gott hat durch ſeinen Geiſt meine Natur für ſich ge-
heiliget; befleckte ich nie meine Seele mit wollüſtigen
Gedanken, nie meinen Leib mit unkeuſchen Handlun-
gen? Habe ich nie durch Unmäßigkeit meiner Geſund-
heit geſchadet, und dadurch böſen Lüſten neue Nahrung
verſchaft? Habe ich alle meine Kräfte zur Ausrich-
tung der Werke meines Berufs gewiſſenhaft ange-
wendet? Jede Stunde meines kurzen Lebens recht
nach deinem Willen gebraucht und ſo dir, o Gott!
meinen Leib und meine Seele zum heiligen Opfer ge-
bracht. Ach! Geiſt des Herrn, ſchaffe in mir ein rei-
nes, Gott liebendes, Gott ehrendes Herz; gieb mir
einen im Guten beſtändigen Sinn!

6.

Gott liebet die Wahrheit und haſſet Lügen und
Heucheley. Er kennet mein Herz, und weiß, daß ich
die Wahrheit liebe; aber hat nie die Furcht vor Men-
ſchen mich verleitet, die Wahrheit da zu verheelen,
wo ich ſie hätte gerade heraus ſagen ſollen? Suchte
ich nie durch eine verſtellte Freundlichkeit die Gunſt
der Menſchen zu gewinnen, oder befleckte ich ſogar
meine Lippen mit ſchändlichen Lügen? Ewig verabſcheu-
ungswürdig ſey mir dieß Laſter. Nie will ich zum
Schaden des Nächſten eine Unwahrheit ſagen, nie
durch verleumderiſche Reden, nie durch kränkenden

Spott
B 5
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[25/0029] gen, dankbar gegen die Wohlthäter, der Wahrheit immer getreu, ſtets rechtſchaffen zu bandeln ge- neigt und fähig ſeyn möge. 5. Gott hat durch ſeinen Geiſt meine Natur für ſich ge- heiliget; befleckte ich nie meine Seele mit wollüſtigen Gedanken, nie meinen Leib mit unkeuſchen Handlun- gen? Habe ich nie durch Unmäßigkeit meiner Geſund- heit geſchadet, und dadurch böſen Lüſten neue Nahrung verſchaft? Habe ich alle meine Kräfte zur Ausrich- tung der Werke meines Berufs gewiſſenhaft ange- wendet? Jede Stunde meines kurzen Lebens recht nach deinem Willen gebraucht und ſo dir, o Gott! meinen Leib und meine Seele zum heiligen Opfer ge- bracht. Ach! Geiſt des Herrn, ſchaffe in mir ein rei- nes, Gott liebendes, Gott ehrendes Herz; gieb mir einen im Guten beſtändigen Sinn! 6. Gott liebet die Wahrheit und haſſet Lügen und Heucheley. Er kennet mein Herz, und weiß, daß ich die Wahrheit liebe; aber hat nie die Furcht vor Men- ſchen mich verleitet, die Wahrheit da zu verheelen, wo ich ſie hätte gerade heraus ſagen ſollen? Suchte ich nie durch eine verſtellte Freundlichkeit die Gunſt der Menſchen zu gewinnen, oder befleckte ich ſogar meine Lippen mit ſchändlichen Lügen? Ewig verabſcheu- ungswürdig ſey mir dieß Laſter. Nie will ich zum Schaden des Nächſten eine Unwahrheit ſagen, nie durch verleumderiſche Reden, nie durch kränkenden Spott B 5

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/29>, abgerufen am 01.06.2024.