Spott meinen Nebenmenschen betrüben. Gieb mir die Weisheit, zu rechter Zeit zu reden, zu rechter Zeit zu schweigen; gieb mir den Muth, die Unschuldigen zu vertheidigen; gieb mir die fromme Behutsamkeit, stets zu reden, was andere bessert, erfreut und glück- selig macht.
7.
Alles Gute, was ich an mir finde und was ich besitze, kommt von dir, mein Schöpfer und Urheber aller vollkommenen Gaben; habe ich mich keiner der- selben je überhoben? Dachte ich stets daran, daß ich sie alle von dir erhielte? Habe ich niemand wegen sei- ner geringen Kräfte, oder wegen seiner Fehler verachtet? Kam ich jeden, wie es seyn sollte, mit Ehreibietung zuvor? Suchte ich nach dem Beyspiel meines Jesu in steter Demuth zu wandeln? Vertilge du selbst o Gott! aus meiner Seele alle stolze, hoffärtige Gesinnungen; mache mich demüthig, daß du mich erhöhen könnest zu seiner Zeit.
8.
Alles auf Erden ist vergänglich! alles sichtbare dauert nur kurze Zeit; für eine bessere Welt hast du mich geschaffen, o Vater! du hast mir durch deinen Sohn die große Hoffnung der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens gegeben Habe ich diese vergänglichen sichtbaren Dinge auf Erden nicht zu hoch geschätzt? Dachte ich oft genug daran, daß ich beruffen sey, nach unvergänglichen Gütern in dem Reiche Gottes zu trachten? Droben ist mein rechtes Vaterland; dort-
bin
Spott meinen Nebenmenſchen betrüben. Gieb mir die Weisheit, zu rechter Zeit zu reden, zu rechter Zeit zu ſchweigen; gieb mir den Muth, die Unſchuldigen zu vertheidigen; gieb mir die fromme Behutſamkeit, ſtets zu reden, was andere beſſert, erfreut und glück- ſelig macht.
7.
Alles Gute, was ich an mir finde und was ich beſitze, kommt von dir, mein Schöpfer und Urheber aller vollkommenen Gaben; habe ich mich keiner der- ſelben je überhoben? Dachte ich ſtets daran, daß ich ſie alle von dir erhielte? Habe ich niemand wegen ſei- ner geringen Kräfte, oder wegen ſeiner Fehler verachtet? Kam ich jeden, wie es ſeyn ſollte, mit Ehreibietung zuvor? Suchte ich nach dem Beyſpiel meines Jeſu in ſteter Demuth zu wandeln? Vertilge du ſelbſt o Gott! aus meiner Seele alle ſtolze, hoffärtige Geſinnungen; mache mich demüthig, daß du mich erhöhen könneſt zu ſeiner Zeit.
8.
Alles auf Erden iſt vergänglich! alles ſichtbare dauert nur kurze Zeit; für eine beſſere Welt haſt du mich geſchaffen, o Vater! du haſt mir durch deinen Sohn die große Hoffnung der Unſterblichkeit und des ewigen Lebens gegeben Habe ich dieſe vergänglichen ſichtbaren Dinge auf Erden nicht zu hoch geſchätzt? Dachte ich oft genug daran, daß ich beruffen ſey, nach unvergänglichen Gütern in dem Reiche Gottes zu trachten? Droben iſt mein rechtes Vaterland; dort-
bin
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Spott meinen Nebenmenſchen betrüben. Gieb mir die
Weisheit, zu rechter Zeit zu reden, zu rechter Zeit
zu ſchweigen; gieb mir den Muth, die Unſchuldigen
zu vertheidigen; gieb mir die fromme Behutſamkeit,
ſtets zu reden, was andere beſſert, erfreut und glück-
ſelig macht.
7.
Alles Gute, was ich an mir finde und was ich
beſitze, kommt von dir, mein Schöpfer und Urheber
aller vollkommenen Gaben; habe ich mich keiner der-
ſelben je überhoben? Dachte ich ſtets daran, daß ich
ſie alle von dir erhielte? Habe ich niemand wegen ſei-
ner geringen Kräfte, oder wegen ſeiner Fehler verachtet?
Kam ich jeden, wie es ſeyn ſollte, mit Ehreibietung
zuvor? Suchte ich nach dem Beyſpiel meines Jeſu
in ſteter Demuth zu wandeln? Vertilge du ſelbſt o Gott!
aus meiner Seele alle ſtolze, hoffärtige Geſinnungen;
mache mich demüthig, daß du mich erhöhen könneſt zu
ſeiner Zeit.
8.
Alles auf Erden iſt vergänglich! alles ſichtbare
dauert nur kurze Zeit; für eine beſſere Welt haſt du
mich geſchaffen, o Vater! du haſt mir durch deinen
Sohn die große Hoffnung der Unſterblichkeit und des
ewigen Lebens gegeben Habe ich dieſe vergänglichen
ſichtbaren Dinge auf Erden nicht zu hoch geſchätzt?
Dachte ich oft genug daran, daß ich beruffen ſey,
nach unvergänglichen Gütern in dem Reiche Gottes
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/30>, abgerufen am 03.07.2024.
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