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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959.

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durch Heiterkeit gekennzeichnet sind. Sind es nur kurze Erzählungen, pse_523.002
in denen sich kein humorvolles Weltbild entfalten pse_523.003
kann, so spricht man von Humoreske. Sie ist gemütlich, pse_523.004
liebenswürdig frisch, versöhnlich und weist eben in diesen pse_523.005
Zügen Humor auf. Wird sie derber, fester zugreifend, übermütig-lustig, pse_523.006
so nennt man sie wohl Schwank. Die Schwänke pse_523.007
können schon in die komische Haltung hinübergehen, sie pse_523.008
machen sich in geistig-freiem Spiel über etwas lustig. Tritt pse_523.009
dazu noch der deutliche Spott, so nennen wir solche Erzählungen pse_523.010
Satiren. Durch eine weiche Stimmung sind zwei pse_523.011
andere Erzählarten gekennzeichnet. Die Idylle hat eine sehr pse_523.012
reiche Entfaltung in der Weltliteratur, besonders in der Antike pse_523.013
(Theokrit, Vergil), im europäischen 17. Jahrhundert und dann pse_523.014
in anderer Weise im 18. Jahrhundert. Demgemäß ist sie auch pse_523.015
sehr reich in der äußeren Erscheinung: Verse und Prosa, kurz pse_523.016
und lang ausgedehnt. Sogar dramatische Form kann vorkommen, pse_523.017
etwa als Singspiel oder als Operette. Und trotzdem pse_523.018
geht ein deutlicher Grundzug durch, der sie zu einer sehr pse_523.019
klar umrissenen Art macht. Es ist ein "Bildchen" (eidyllion) pse_523.020
aus dem Leben bescheidener, aber glücklicher Leute. Das pse_523.021
Bildchen entfaltet sich immer in einem Vorgang, einem Geschehen. pse_523.022
Aber ihm fehlen die Kanten und Sprünge, die pse_523.023
Spannungen und Erregungen, alles Furchtbare bleibt fern. pse_523.024
Und wenn schon einmal Spannungen auftreten, so lösen sie pse_523.025
sich in friedlichster Weise. Bauern, Hirten, Fischer, später pse_523.026
dann Pastoren in ländlicher Umwelt sind die beliebten Gestalten. pse_523.027
Die Gestaltungsform kann idealistisch oder realistisch pse_523.028
sein. Wenn man die Elegie nicht als ein Distichengedicht pse_523.029
nimmt, so bleibt für diesen Namen eine Erzählung von stiller pse_523.030
Trauer, milder Wehmut. Nicht heftige und ergreifende Klage, pse_523.031
sondern ruhige Ergebung in weicher Erinnerung. Alles Pathetische, pse_523.032
Wilde, Tragische und Erhabene bleibt aus dieser Art ausgeschlossen. pse_523.033
Sie ist weniger klar umgrenzbar als die Idylle.

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Großepik

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Sie erwächst aus dem breiten Erzählen, in dem großen, pse_523.036
umfangreiche Vorgänge in voller Entfaltung vorgeführt pse_523.037
werden oder in dem verhältnismäßig begrenzte Geschehnisse

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durch Heiterkeit gekennzeichnet sind. Sind es nur kurze Erzählungen, pse_523.002
in denen sich kein humorvolles Weltbild entfalten pse_523.003
kann, so spricht man von Humoreske. Sie ist gemütlich, pse_523.004
liebenswürdig frisch, versöhnlich und weist eben in diesen pse_523.005
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Satiren. Durch eine weiche Stimmung sind zwei pse_523.011
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Sie ist weniger klar umgrenzbar als die Idylle.

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Sie erwächst aus dem breiten Erzählen, in dem großen, pse_523.036
umfangreiche Vorgänge in voller Entfaltung vorgeführt pse_523.037
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Zitationshilfe: Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/539>, abgerufen am 24.11.2024.