pse_500.001 Wort ist "uns": da entsteht schon eine Gemeinschaft des Erzählenden pse_500.002 mit den Hörern, die dann im vierten Vers nochmals pse_500.003 persönlich angesprochen werden: "muget ir nu wunder pse_500.004 hoeren sagen". Solche Anreden an den Leser lassen sich sehr pse_500.005 häufig bis ins 18. Jahrhundert hinein verfolgen: so deutlich pse_500.006 im "Don Quijote". Besonders beliebt ist die Anrede an den pse_500.007 Leser beim Bericht über die Quellen, auf denen der Dichter pse_500.008 angeblich aufbaut. In solchen Anreden ist die Funktion des pse_500.009 Erzählers im epischen Werk sehr deutlich. Anders ist es mit pse_500.010 der Anrede an die Muse, mit der vor allem die alten Epen pse_500.011 eröffnet wurden: "Ilias", "Odyssee", "Aeneis", aber auch pse_500.012 Klopstocks "Messias" ruft als Muse die unsterbliche Seele an, pse_500.013 und Goethe, nun schon als Formel, im 9. Gesang von "Hermann pse_500.014 und Dorothea" nochmals die Musen. Solche Anrufe pse_500.015 wirken als feierliche Enthebung des Erzählten über den Alltag, pse_500.016 sie sind also eine Kraft, die sofort die Verwesentlichung zeigt. pse_500.017 Anders wieder wirkt die Anrede des Er-Erzählers an eine pse_500.018 Person seiner Dichtung. Damit entsteht eine menschliche pse_500.019 Atmosphäre, das Menschliche in der Dichtung wird damit pse_500.020 besonders berührt. In epischen Werken kann auch die Sachdarstellung pse_500.021 vorkommen. Das ist ohne weiteres in Gesprächen pse_500.022 möglich, aber neuerdings findet man solche Sachdarstellungen pse_500.023 als essayartige Betrachtungen oft in Romane eingefügt. pse_500.024 Wie sie sich hier als Glieder eines Kunstwerkes auswirken, pse_500.025 werden wir später noch darlegen. Das Schaffen einer rationalen pse_500.026 Atmosphäre in einem größeren epischen Werk kann pse_500.027 auch der Abwechslung dienen, als Gegengewicht gegen zu pse_500.028 starke Gefühlserregungen.
pse_500.029 Natürlich ist im epischen Werk das sprachliche Bild die pse_500.030 Grundlage aller stilhaften Gestaltung. Vor allem spielen in pse_500.031 großen Epen die Gleichnisse, zu denen die Vergleichsform oft pse_500.032 ausgebildet wird, eine Rolle. Dadurch baut der Dichter eine pse_500.033 Welt um die Menschen auf. Welcher Art die Vergleichsbereiche pse_500.034 sind, ist für diese Welt wichtig. Die Menschen werden pse_500.035 so zu anderen als zu den augenblicklichen Weltbereichen pse_500.036 in Bezug gestellt. Auch die Symbole sind für die Epik bedeutsam. pse_500.037 Eindringliche, sich wiederholende Bilder wirken als pse_500.038 Symbole besonders an hervorgehobenen Stellen.
pse_500.001 Wort ist »uns«: da entsteht schon eine Gemeinschaft des Erzählenden pse_500.002 mit den Hörern, die dann im vierten Vers nochmals pse_500.003 persönlich angesprochen werden: »muget ir nu wunder pse_500.004 hoeren sagen«. Solche Anreden an den Leser lassen sich sehr pse_500.005 häufig bis ins 18. Jahrhundert hinein verfolgen: so deutlich pse_500.006 im »Don Quijote«. Besonders beliebt ist die Anrede an den pse_500.007 Leser beim Bericht über die Quellen, auf denen der Dichter pse_500.008 angeblich aufbaut. In solchen Anreden ist die Funktion des pse_500.009 Erzählers im epischen Werk sehr deutlich. Anders ist es mit pse_500.010 der Anrede an die Muse, mit der vor allem die alten Epen pse_500.011 eröffnet wurden: »Ilias«, »Odyssee«, »Aeneis«, aber auch pse_500.012 Klopstocks »Messias« ruft als Muse die unsterbliche Seele an, pse_500.013 und Goethe, nun schon als Formel, im 9. Gesang von »Hermann pse_500.014 und Dorothea« nochmals die Musen. Solche Anrufe pse_500.015 wirken als feierliche Enthebung des Erzählten über den Alltag, pse_500.016 sie sind also eine Kraft, die sofort die Verwesentlichung zeigt. pse_500.017 Anders wieder wirkt die Anrede des Er-Erzählers an eine pse_500.018 Person seiner Dichtung. Damit entsteht eine menschliche pse_500.019 Atmosphäre, das Menschliche in der Dichtung wird damit pse_500.020 besonders berührt. In epischen Werken kann auch die Sachdarstellung pse_500.021 vorkommen. Das ist ohne weiteres in Gesprächen pse_500.022 möglich, aber neuerdings findet man solche Sachdarstellungen pse_500.023 als essayartige Betrachtungen oft in Romane eingefügt. pse_500.024 Wie sie sich hier als Glieder eines Kunstwerkes auswirken, pse_500.025 werden wir später noch darlegen. Das Schaffen einer rationalen pse_500.026 Atmosphäre in einem größeren epischen Werk kann pse_500.027 auch der Abwechslung dienen, als Gegengewicht gegen zu pse_500.028 starke Gefühlserregungen.
pse_500.029 Natürlich ist im epischen Werk das sprachliche Bild die pse_500.030 Grundlage aller stilhaften Gestaltung. Vor allem spielen in pse_500.031 großen Epen die Gleichnisse, zu denen die Vergleichsform oft pse_500.032 ausgebildet wird, eine Rolle. Dadurch baut der Dichter eine pse_500.033 Welt um die Menschen auf. Welcher Art die Vergleichsbereiche pse_500.034 sind, ist für diese Welt wichtig. Die Menschen werden pse_500.035 so zu anderen als zu den augenblicklichen Weltbereichen pse_500.036 in Bezug gestellt. Auch die Symbole sind für die Epik bedeutsam. pse_500.037 Eindringliche, sich wiederholende Bilder wirken als pse_500.038 Symbole besonders an hervorgehobenen Stellen.
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Natürlich ist im epischen Werk das sprachliche Bild die pse_500.030
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/516>, abgerufen am 24.11.2024.
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