pse_378.001 Spruch. Ein weiterer Grund sind aber die fließenden Grenzen pse_378.002 zu anderen Gattungen und Arten. Bei deren Betrachtung muß pse_378.003 manches wieder gebracht werden, was schon behandelt ist. pse_378.004 Denn hier bei diesen an Umfang meist kleinen, aber sehr pse_378.005 intensiven Arten wird manches erst brennend, zugleich aber pse_378.006 deutlich.
pse_378.007 Fließende Grenzen bestehen schon zu den anderen sprachlichen pse_378.008 Aussagen überhaupt. Denn zunächst einmal erscheint pse_378.009 das lyrische Gedicht auch als eine Aussage über einen Sachverhalt, pse_378.010 der uns gegenübertritt. Es würde also scheinbar in pse_378.011 denselben großen Bereich gehören wie die Sachdarstellungen. pse_378.012 Der Unterschied ist zwar sofort klar, wenn wir nur auf die pse_378.013 Grenzfälle blicken: in der sprachlichen Darstellung eines pse_378.014 mathematischen Verhältnisses tritt der Darstellende völlig pse_378.015 zurück, die Aussage steht eindeutig im Dienst, den Sachverhalt pse_378.016 möglichst klar, eindeutig und genau darzustellen und mitzuteilen. pse_378.017 Beim lyrischen Gedicht tritt der Darstellende stark pse_378.018 hervor: wie er den Sachverhalt erlebt, wird sprachlich geformt. pse_378.019 Aber zwischen diesen Grenzfällen gibt es Zwischenstufen pse_378.020 und unmerkliche Übergänge. Wo liegt die Grenze pse_378.021 zwischen einer persönlich ergriffenen, innerlich bewegten pse_378.022 Stelle eines philosophischen oder religiösen Werkes und den pse_378.023 Hymnen an die Nacht von Novalis? Mit der Kategorie "Aussage pse_378.024 eines Sachverhalts" ist da nicht weiterzukommen. Wir pse_378.025 helfen uns, wenn wir erkennen, daß die ausgesagte Wirklichkeit pse_378.026 in ihrem Hinweis auf die außersprachliche zurücktritt, pse_378.027 daß also die Intentionalität auf Außersprachliches schwindet; pse_378.028 das rein Sprachliche zieht alles auf sich. Das Ich und sein Erlebnisfeld pse_378.029 verschmelzen zu einem nur in der Sprachgestaltung pse_378.030 vorhandenen Bereich. Man kann diesen Unterschied auch pse_378.031 durch die Gegenüberstellung von theoretisch und existentiell pse_378.032 verdeutlichen. Bei der theoretischen Äußerung eines Ichs pse_378.033 über ein Objekt liegt der Ton der Darstellung auf dem Objekt pse_378.034 oder zumindest ist auch eine sehr subjektbetonte Aussage pse_378.035 deutlich auf ein Objekt als ihr Ziel gerichtet. Bei der existentiellen pse_378.036 Darstellung liegt der Ton auf dem Ich, und es kommt pse_378.037 der Darstellung mehr darauf an, das Objekt in den menschlichen pse_378.038 Bereich als ein Erlebnisfeld hereinzuziehen. Damit verliert
pse_378.001 Spruch. Ein weiterer Grund sind aber die fließenden Grenzen pse_378.002 zu anderen Gattungen und Arten. Bei deren Betrachtung muß pse_378.003 manches wieder gebracht werden, was schon behandelt ist. pse_378.004 Denn hier bei diesen an Umfang meist kleinen, aber sehr pse_378.005 intensiven Arten wird manches erst brennend, zugleich aber pse_378.006 deutlich.
pse_378.007 Fließende Grenzen bestehen schon zu den anderen sprachlichen pse_378.008 Aussagen überhaupt. Denn zunächst einmal erscheint pse_378.009 das lyrische Gedicht auch als eine Aussage über einen Sachverhalt, pse_378.010 der uns gegenübertritt. Es würde also scheinbar in pse_378.011 denselben großen Bereich gehören wie die Sachdarstellungen. pse_378.012 Der Unterschied ist zwar sofort klar, wenn wir nur auf die pse_378.013 Grenzfälle blicken: in der sprachlichen Darstellung eines pse_378.014 mathematischen Verhältnisses tritt der Darstellende völlig pse_378.015 zurück, die Aussage steht eindeutig im Dienst, den Sachverhalt pse_378.016 möglichst klar, eindeutig und genau darzustellen und mitzuteilen. pse_378.017 Beim lyrischen Gedicht tritt der Darstellende stark pse_378.018 hervor: wie er den Sachverhalt erlebt, wird sprachlich geformt. pse_378.019 Aber zwischen diesen Grenzfällen gibt es Zwischenstufen pse_378.020 und unmerkliche Übergänge. Wo liegt die Grenze pse_378.021 zwischen einer persönlich ergriffenen, innerlich bewegten pse_378.022 Stelle eines philosophischen oder religiösen Werkes und den pse_378.023 Hymnen an die Nacht von Novalis? Mit der Kategorie »Aussage pse_378.024 eines Sachverhalts« ist da nicht weiterzukommen. Wir pse_378.025 helfen uns, wenn wir erkennen, daß die ausgesagte Wirklichkeit pse_378.026 in ihrem Hinweis auf die außersprachliche zurücktritt, pse_378.027 daß also die Intentionalität auf Außersprachliches schwindet; pse_378.028 das rein Sprachliche zieht alles auf sich. Das Ich und sein Erlebnisfeld pse_378.029 verschmelzen zu einem nur in der Sprachgestaltung pse_378.030 vorhandenen Bereich. Man kann diesen Unterschied auch pse_378.031 durch die Gegenüberstellung von theoretisch und existentiell pse_378.032 verdeutlichen. Bei der theoretischen Äußerung eines Ichs pse_378.033 über ein Objekt liegt der Ton der Darstellung auf dem Objekt pse_378.034 oder zumindest ist auch eine sehr subjektbetonte Aussage pse_378.035 deutlich auf ein Objekt als ihr Ziel gerichtet. Bei der existentiellen pse_378.036 Darstellung liegt der Ton auf dem Ich, und es kommt pse_378.037 der Darstellung mehr darauf an, das Objekt in den menschlichen pse_378.038 Bereich als ein Erlebnisfeld hereinzuziehen. Damit verliert
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Spruch. Ein weiterer Grund sind aber die fließenden Grenzen pse_378.002
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manches wieder gebracht werden, was schon behandelt ist. pse_378.004
Denn hier bei diesen an Umfang meist kleinen, aber sehr pse_378.005
intensiven Arten wird manches erst brennend, zugleich aber pse_378.006
deutlich.
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Fließende Grenzen bestehen schon zu den anderen sprachlichen pse_378.008
Aussagen überhaupt. Denn zunächst einmal erscheint pse_378.009
das lyrische Gedicht auch als eine Aussage über einen Sachverhalt, pse_378.010
der uns gegenübertritt. Es würde also scheinbar in pse_378.011
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Der Unterschied ist zwar sofort klar, wenn wir nur auf die pse_378.013
Grenzfälle blicken: in der sprachlichen Darstellung eines pse_378.014
mathematischen Verhältnisses tritt der Darstellende völlig pse_378.015
zurück, die Aussage steht eindeutig im Dienst, den Sachverhalt pse_378.016
möglichst klar, eindeutig und genau darzustellen und mitzuteilen. pse_378.017
Beim lyrischen Gedicht tritt der Darstellende stark pse_378.018
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Hymnen an die Nacht von Novalis? Mit der Kategorie »Aussage pse_378.024
eines Sachverhalts« ist da nicht weiterzukommen. Wir pse_378.025
helfen uns, wenn wir erkennen, daß die ausgesagte Wirklichkeit pse_378.026
in ihrem Hinweis auf die außersprachliche zurücktritt, pse_378.027
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das rein Sprachliche zieht alles auf sich. Das Ich und sein Erlebnisfeld pse_378.029
verschmelzen zu einem nur in der Sprachgestaltung pse_378.030
vorhandenen Bereich. Man kann diesen Unterschied auch pse_378.031
durch die Gegenüberstellung von theoretisch und existentiell pse_378.032
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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