pse_315.001 ist gerade das ein Wesenszug des Romantischen. Die pse_315.002 Wirklichkeit wird in aller Fülle erlebt und gestaltet. Das unterscheidet pse_315.003 die Romantik vom Realismus, der nur die unteren, pse_315.004 vom Idealismus, der nur die oberen Bereiche vor allem herausgreift. pse_315.005 Ihr ist nichts Irdisches fern, sie greift auch auf die pse_315.006 geheimnisvollen, rätselhaften und unheimlichen Seiten, die pse_315.007 die Wirklichkeit bietet. Man denke an die Gegensätzlichkeiten pse_315.008 im Weltbild E. T. A. Hoffmanns. Und zwischen diesen pse_315.009 mannigfaltigen Schichten und Seiten der Wirklichkeit fehlen pse_315.010 scharfe Grenzen, alles verschwimmt, geht ineinander über. pse_315.011 Aber auch romantische Dichtung bleibt nicht an der Fülle pse_315.012 solcher Einzelheiten hängen: in diesem Überschäumen soll pse_315.013 eben das Wesen des Lebens in seinem unendlichen Reichtum pse_315.014 von Tag- und Nachtseiten heraustreten. Also wieder eine pse_315.015 ganze andere Art, aus der außersprachlichen Wirklichkeit pse_315.016 durch die Sprachkunst ins Wesenshafte vorzudringen. Vor pse_315.017 allem drängt im Romantischen diese Fülle und Bewegtheit pse_315.018 zum Hintergründigen, zum Metaphysischen. In diesem Tieferen pse_315.019 erhält die Fülle und Buntheit ihre Einheit. Diese romantische pse_315.020 Weltgestaltung läßt sich bis in die sprachlichen pse_315.021 Einzelheiten durchverfolgen: im Wortschatz schon wird die pse_315.022 Buntheit der Welt greifbar: schlichte, kindliche, volkstümliche pse_315.023 Worte neben unheimlichen und derben und wieder pse_315.024 solche, die aufs Innere und Jenseitige hinweisen. In Novalis pse_315.025 erreicht die Kunst, in der Fülle der mannigfaltigsten Wortbereiche pse_315.026 und -gehalte die Buntheit der Welt lebendig werden pse_315.027 zu lassen, ihren Höhepunkt. In der Reimkunst, in der pse_315.028 Meisterschaft der Assonanzen Brentanos, im rhythmischen pse_315.029 Verschweben wird das Gleiten ohne scharfe Grenzen Gestalt. pse_315.030 So bunt ist auch der Aufbau, der eben in der scheinbaren pse_315.031 Willkür wieder die Fülle der Welt gestalten will. Und die pse_315.032 sogenannte romantische Ironie, das Spiel des Dichters mit pse_315.033 seiner Schöpfung, das Zerreißen zusammenhängender Bereiche, pse_315.034 das Hineintreten des Dichters selber in die von ihm pse_315.035 geschaffene Welt, das Reden über die Dichtung in der Dichtung pse_315.036 selbst: das alles ist sinnbildliche Gestaltung der bunten pse_315.037 Weltfülle, die im Geistigen des Weltgeists und im Kleinen des pse_315.038 Dichters ihren Zusammenhang findet. Hier liegen die Ansätze
pse_315.001 ist gerade das ein Wesenszug des Romantischen. Die pse_315.002 Wirklichkeit wird in aller Fülle erlebt und gestaltet. Das unterscheidet pse_315.003 die Romantik vom Realismus, der nur die unteren, pse_315.004 vom Idealismus, der nur die oberen Bereiche vor allem herausgreift. pse_315.005 Ihr ist nichts Irdisches fern, sie greift auch auf die pse_315.006 geheimnisvollen, rätselhaften und unheimlichen Seiten, die pse_315.007 die Wirklichkeit bietet. Man denke an die Gegensätzlichkeiten pse_315.008 im Weltbild E. T. A. Hoffmanns. Und zwischen diesen pse_315.009 mannigfaltigen Schichten und Seiten der Wirklichkeit fehlen pse_315.010 scharfe Grenzen, alles verschwimmt, geht ineinander über. pse_315.011 Aber auch romantische Dichtung bleibt nicht an der Fülle pse_315.012 solcher Einzelheiten hängen: in diesem Überschäumen soll pse_315.013 eben das Wesen des Lebens in seinem unendlichen Reichtum pse_315.014 von Tag- und Nachtseiten heraustreten. Also wieder eine pse_315.015 ganze andere Art, aus der außersprachlichen Wirklichkeit pse_315.016 durch die Sprachkunst ins Wesenshafte vorzudringen. Vor pse_315.017 allem drängt im Romantischen diese Fülle und Bewegtheit pse_315.018 zum Hintergründigen, zum Metaphysischen. In diesem Tieferen pse_315.019 erhält die Fülle und Buntheit ihre Einheit. Diese romantische pse_315.020 Weltgestaltung läßt sich bis in die sprachlichen pse_315.021 Einzelheiten durchverfolgen: im Wortschatz schon wird die pse_315.022 Buntheit der Welt greifbar: schlichte, kindliche, volkstümliche pse_315.023 Worte neben unheimlichen und derben und wieder pse_315.024 solche, die aufs Innere und Jenseitige hinweisen. In Novalis pse_315.025 erreicht die Kunst, in der Fülle der mannigfaltigsten Wortbereiche pse_315.026 und -gehalte die Buntheit der Welt lebendig werden pse_315.027 zu lassen, ihren Höhepunkt. In der Reimkunst, in der pse_315.028 Meisterschaft der Assonanzen Brentanos, im rhythmischen pse_315.029 Verschweben wird das Gleiten ohne scharfe Grenzen Gestalt. pse_315.030 So bunt ist auch der Aufbau, der eben in der scheinbaren pse_315.031 Willkür wieder die Fülle der Welt gestalten will. Und die pse_315.032 sogenannte romantische Ironie, das Spiel des Dichters mit pse_315.033 seiner Schöpfung, das Zerreißen zusammenhängender Bereiche, pse_315.034 das Hineintreten des Dichters selber in die von ihm pse_315.035 geschaffene Welt, das Reden über die Dichtung in der Dichtung pse_315.036 selbst: das alles ist sinnbildliche Gestaltung der bunten pse_315.037 Weltfülle, die im Geistigen des Weltgeists und im Kleinen des pse_315.038 Dichters ihren Zusammenhang findet. Hier liegen die Ansätze
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ist gerade das ein Wesenszug des Romantischen. Die pse_315.002
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vom Idealismus, der nur die oberen Bereiche vor allem herausgreift. pse_315.005
Ihr ist nichts Irdisches fern, sie greift auch auf die pse_315.006
geheimnisvollen, rätselhaften und unheimlichen Seiten, die pse_315.007
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mannigfaltigen Schichten und Seiten der Wirklichkeit fehlen pse_315.010
scharfe Grenzen, alles verschwimmt, geht ineinander über. pse_315.011
Aber auch romantische Dichtung bleibt nicht an der Fülle pse_315.012
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eben das Wesen des Lebens in seinem unendlichen Reichtum pse_315.014
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erhält die Fülle und Buntheit ihre Einheit. Diese romantische pse_315.020
Weltgestaltung läßt sich bis in die sprachlichen pse_315.021
Einzelheiten durchverfolgen: im Wortschatz schon wird die pse_315.022
Buntheit der Welt greifbar: schlichte, kindliche, volkstümliche pse_315.023
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solche, die aufs Innere und Jenseitige hinweisen. In Novalis pse_315.025
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Meisterschaft der Assonanzen Brentanos, im rhythmischen pse_315.029
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So bunt ist auch der Aufbau, der eben in der scheinbaren pse_315.031
Willkür wieder die Fülle der Welt gestalten will. Und die pse_315.032
sogenannte romantische Ironie, das Spiel des Dichters mit pse_315.033
seiner Schöpfung, das Zerreißen zusammenhängender Bereiche, pse_315.034
das Hineintreten des Dichters selber in die von ihm pse_315.035
geschaffene Welt, das Reden über die Dichtung in der Dichtung pse_315.036
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Dichters ihren Zusammenhang findet. Hier liegen die Ansätze
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/331>, abgerufen am 25.11.2024.
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