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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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über betroffen/ und geräth in der Oberkeit Hände/ da er denn
alles/ was erzählet/ entdecket und bekant/ Er wird darauff
von den Predigern fleissigst besuchet/ ins allgemeine Gebet
geschlossen/ und grosser Fleiß angewandt/ ihn auß des Teu-
fels Stricken zu erretten/ ob er nun wol einige Zeichen der
Busse bey sich verspüren lassen/ und sich nach dem Heiligen
Abendmahl gesehnet/ so wird er doch bald drauff vom Sa-
tan leibhafftig besessen/ der auß ihm schreckliche Worte gere-
det/ und ihn dahin gebracht/ daß er an GOttes Gnade zu
zweiffeln angefangen/ -- Alß aber endlich/ wider alles
Widersätzen des Fein des/ der Knabe/ wie wol mit Mühe/ zur
Kirchen gebracht/ -- und nach vorhergehenden öffentli-
chen Gebet/ seine Handschrifft kniend vor dem Altar wider-
ruffen/ dem Teuffel und allen seinen Wercken und allem sei-
nen Wesen auffs neue abgesagt/ den Christlichen Glauben
gantz nachgesprochen/ und also zum Heiligen Abendmahl
gangen/ so hat er zwar drey Tage hernach wiederumb begin-
nen zu zweiffeln/ weil ihm insonderheit die Handschrifft/ so
er noch nicht wider hatte/ grosse Angst machte/ doch weil
die Christliche Gemeine im eiffrigen Gebete anhielte/ ist der
Teuffel endlich gezwungen/ daß er mit einem gräulichen
Brausen/ dadurch der helle Mondschein gantz verfinstert ist/
in der Nacht umb 11. Uhr zu ihm kommen/ die Handschrifft/
ihm für den Kopff geworffen/ und gesagt: Jch bin deinent-
halben gnugsam geschoren worden. Ob nun wol auch
nach der Zeit die Teuflischen Anfechtungen angehalten/ so
haben sie sich doch allgemach geringert/ und der Knabe ist
von der Obrigkeit/ auff eingeholten Rath/ loß gelassen/ und
hat sich wol gehalten/ daß er hernach unter der Keiserlichen
Armee eine Corporalschafft bedienet hat.

Was auch im vorigen Jahre/ zu Eißleben mit einem

Mägd-

uͤber betroffen/ und geraͤth in der Oberkeit Haͤnde/ da er denn
alles/ was erzaͤhlet/ entdecket und bekant/ Er wird darauff
von den Predigern fleiſſigſt beſuchet/ ins allgemeine Gebet
geſchloſſen/ und groſſer Fleiß angewandt/ ihn auß des Teu-
fels Stricken zu erretten/ ob er nun wol einige Zeichen der
Buſſe bey ſich verſpuͤren laſſen/ und ſich nach dem Heiligen
Abendmahl geſehnet/ ſo wird er doch bald drauff vom Sa-
tan leibhafftig beſeſſen/ der auß ihm ſchreckliche Worte gere-
det/ und ihn dahin gebracht/ daß er an GOttes Gnade zu
zweiffeln angefangen/ — Alß aber endlich/ wider alles
Widerſaͤtzen des Fein des/ der Knabe/ wie wol mit Muͤhe/ zur
Kirchen gebracht/ — und nach vorhergehenden oͤffentli-
chen Gebet/ ſeine Handſchrifft kniend vor dem Altar wider-
ruffen/ dem Teuffel und allen ſeinen Wercken und allem ſei-
nen Weſen auffs neue abgeſagt/ den Chriſtlichen Glauben
gantz nachgeſprochen/ und alſo zum Heiligen Abendmahl
gangen/ ſo hat er zwar drey Tage hernach wiederumb begin-
nen zu zweiffeln/ weil ihm inſonderheit die Handſchrifft/ ſo
er noch nicht wider hatte/ groſſe Angſt machte/ doch weil
die Chriſtliche Gemeine im eiffrigen Gebete anhielte/ iſt der
Teuffel endlich gezwungen/ daß er mit einem graͤulichen
Brauſen/ dadurch der helle Mondſchein gantz verfinſtert iſt/
in der Nacht umb 11. Uhr zu ihm kommen/ die Handſchrifft/
ihm fuͤr den Kopff geworffen/ und geſagt: Jch bin deinent-
halben gnugſam geſchoren worden. Ob nun wol auch
nach der Zeit die Teufliſchen Anfechtungen angehalten/ ſo
haben ſie ſich doch allgemach geringert/ und der Knabe iſt
von der Obrigkeit/ auff eingeholten Rath/ loß gelaſſen/ und
hat ſich wol gehalten/ daß er hernach unter der Keiſerlichen
Armee eine Corporalſchafft bedienet hat.

Was auch im vorigen Jahre/ zu Eißleben mit einem

Maͤgd-
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[0212] uͤber betroffen/ und geraͤth in der Oberkeit Haͤnde/ da er denn alles/ was erzaͤhlet/ entdecket und bekant/ Er wird darauff von den Predigern fleiſſigſt beſuchet/ ins allgemeine Gebet geſchloſſen/ und groſſer Fleiß angewandt/ ihn auß des Teu- fels Stricken zu erretten/ ob er nun wol einige Zeichen der Buſſe bey ſich verſpuͤren laſſen/ und ſich nach dem Heiligen Abendmahl geſehnet/ ſo wird er doch bald drauff vom Sa- tan leibhafftig beſeſſen/ der auß ihm ſchreckliche Worte gere- det/ und ihn dahin gebracht/ daß er an GOttes Gnade zu zweiffeln angefangen/ — Alß aber endlich/ wider alles Widerſaͤtzen des Fein des/ der Knabe/ wie wol mit Muͤhe/ zur Kirchen gebracht/ — und nach vorhergehenden oͤffentli- chen Gebet/ ſeine Handſchrifft kniend vor dem Altar wider- ruffen/ dem Teuffel und allen ſeinen Wercken und allem ſei- nen Weſen auffs neue abgeſagt/ den Chriſtlichen Glauben gantz nachgeſprochen/ und alſo zum Heiligen Abendmahl gangen/ ſo hat er zwar drey Tage hernach wiederumb begin- nen zu zweiffeln/ weil ihm inſonderheit die Handſchrifft/ ſo er noch nicht wider hatte/ groſſe Angſt machte/ doch weil die Chriſtliche Gemeine im eiffrigen Gebete anhielte/ iſt der Teuffel endlich gezwungen/ daß er mit einem graͤulichen Brauſen/ dadurch der helle Mondſchein gantz verfinſtert iſt/ in der Nacht umb 11. Uhr zu ihm kommen/ die Handſchrifft/ ihm fuͤr den Kopff geworffen/ und geſagt: Jch bin deinent- halben gnugſam geſchoren worden. Ob nun wol auch nach der Zeit die Teufliſchen Anfechtungen angehalten/ ſo haben ſie ſich doch allgemach geringert/ und der Knabe iſt von der Obrigkeit/ auff eingeholten Rath/ loß gelaſſen/ und hat ſich wol gehalten/ daß er hernach unter der Keiſerlichen Armee eine Corporalſchafft bedienet hat. Was auch im vorigen Jahre/ zu Eißleben mit einem Maͤgd-

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/212>, abgerufen am 05.05.2024.