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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Vorrede.
meynung gebracht. Pythagoras kundte seine Schuler durch die Musio
zu Frewd vnd Leyd bewegen lassen. Von
Olympio schreibt man/ daß
durch sein Musicirn die Leut gar entzuckt worden.
Ismenias Theba-
nus
hat dadurch in Boetia viel Leut curiert von der Hüfftsucht. Thales
Cretensis
gar von der Pest. Xenocrates hat durch sein Gesang die Vn-
sinnigen wider zu recht gebracht/ vnd hat nicht David mit seiner Harf-
fen/ den bösen Geist von Saul verjagt? H. Philippus Camerarius
schreibt/ So einer von einem
Tarantula fast tödtlich gebissen werde/ kön-
ne er nur durch die Musicam genesen/ vnd sein Leben erhalten. Die
Music ferner erfrewet deß Menschen Hertz/ also daß Syrach recht
spricht: Wie ein Rubin in feinem Gold leuchtet/ also zieret ein Ge-
sang das Mahl/ wie ein Smaragd im schönen Gold stehet/ also zieren
die Lieder beym guten Wein/ vnd an eim andern Ort/ Wein vnd Sai-
tenspiel erfrewen das Hertz/ etc. Die Music ist den Arbeitern eine Er-
götzung/ dadurch sie machen/ daß sie jhre Arbeiten sanffter ankommen/
ja derselben wol gar vergessen. Durch jhre Liebligkeit werden auch
die Thier bewegt/ wie wir viel Exempel/ wanns die Zeit leyden wolte/
köndten herbey bringen. Jch halte aber darvor/ daß nicht allein die
Music/ wann man sie höret/ das Hertz erfrewet/ sondern auch/ wann
nur etwas davon gelesen werde/ wie mir dann nicht zweiffelt/ folgende
Auffgaben von der Music vnd andern Stucken so das gehöre afficirn/
werden den Musicanten oder Liebhabern der Music nicht gar vnan-
genem seyn/ sondern werden sie mit Lust lesen/ vnnd der Sach ferner
nachdencken.

Der

Vorrede.
meynung gebracht. Pythagoras kundte ſeine Schuler durch die Muſio
zu Frewd vnd Leyd bewegen laſſen. Von
Olympio ſchreibt man/ daß
durch ſein Muſicirn die Leut gar entzuckt worden.
Iſmenias Theba-
nus
hat dadurch in Boëtia viel Leut curiert von der Huͤfftſucht. Thales
Cretenſis
gar von der Peſt. Xenocrates hat durch ſein Geſang die Vn-
ſinnigen wider zu recht gebracht/ vnd hat nicht David mit ſeiner Harf-
fen/ den boͤſen Geiſt von Saul verjagt? H. Philippus Camerarius
ſchreibt/ So einer von einem
Tarantula faſt toͤdtlich gebiſſen werde/ koͤn-
ne er nur durch die Muſicam geneſen/ vnd ſein Leben erhalten. Die
Muſic ferner erfrewet deß Menſchen Hertz/ alſo daß Syrach recht
ſpricht: Wie ein Rubin in feinem Gold leuchtet/ alſo zieret ein Ge-
ſang das Mahl/ wie ein Smaragd im ſchoͤnen Gold ſtehet/ alſo zieren
die Lieder beym guten Wein/ vnd an eim andern Ort/ Wein vnd Sai-
tenſpiel erfrewen das Hertz/ ꝛc. Die Muſic iſt den Arbeitern eine Er-
goͤtzung/ dadurch ſie machen/ daß ſie jhre Arbeiten ſanffter ankom̃en/
ja derſelben wol gar vergeſſen. Durch jhre Liebligkeit werden auch
die Thier bewegt/ wie wir viel Exempel/ wanns die Zeit leyden wolte/
koͤndten herbey bringen. Jch halte aber darvor/ daß nicht allein die
Muſic/ wann man ſie hoͤret/ das Hertz erfrewet/ ſondern auch/ wann
nur etwas davon geleſen weꝛde/ wie mir dann nicht zweiffelt/ folgende
Auffgaben von der Muſic vnd andern Stucken ſo das gehoͤre afficirn/
werden den Muſicanten oder Liebhabern der Muſic nicht gar vnan-
genem ſeyn/ ſondern werden ſie mit Luſt leſen/ vnnd der Sach ferner
nachdencken.

Der
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[231/0245] Vorrede. meynung gebracht. Pythagoras kundte ſeine Schuler durch die Muſio zu Frewd vnd Leyd bewegen laſſen. Von Olympio ſchreibt man/ daß durch ſein Muſicirn die Leut gar entzuckt worden. Iſmenias Theba- nus hat dadurch in Boëtia viel Leut curiert von der Huͤfftſucht. Thales Cretenſis gar von der Peſt. Xenocrates hat durch ſein Geſang die Vn- ſinnigen wider zu recht gebracht/ vnd hat nicht David mit ſeiner Harf- fen/ den boͤſen Geiſt von Saul verjagt? H. Philippus Camerarius ſchreibt/ So einer von einem Tarantula faſt toͤdtlich gebiſſen werde/ koͤn- ne er nur durch die Muſicam geneſen/ vnd ſein Leben erhalten. Die Muſic ferner erfrewet deß Menſchen Hertz/ alſo daß Syrach recht ſpricht: Wie ein Rubin in feinem Gold leuchtet/ alſo zieret ein Ge- ſang das Mahl/ wie ein Smaragd im ſchoͤnen Gold ſtehet/ alſo zieren die Lieder beym guten Wein/ vnd an eim andern Ort/ Wein vnd Sai- tenſpiel erfrewen das Hertz/ ꝛc. Die Muſic iſt den Arbeitern eine Er- goͤtzung/ dadurch ſie machen/ daß ſie jhre Arbeiten ſanffter ankom̃en/ ja derſelben wol gar vergeſſen. Durch jhre Liebligkeit werden auch die Thier bewegt/ wie wir viel Exempel/ wanns die Zeit leyden wolte/ koͤndten herbey bringen. Jch halte aber darvor/ daß nicht allein die Muſic/ wann man ſie hoͤret/ das Hertz erfrewet/ ſondern auch/ wann nur etwas davon geleſen weꝛde/ wie mir dann nicht zweiffelt/ folgende Auffgaben von der Muſic vnd andern Stucken ſo das gehoͤre afficirn/ werden den Muſicanten oder Liebhabern der Muſic nicht gar vnan- genem ſeyn/ ſondern werden ſie mit Luſt leſen/ vnnd der Sach ferner nachdencken. Der

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/245>, abgerufen am 28.11.2024.