Zum Belagerungspark gehören auch die Mörser, von welchen weiter oben die Rede war. Die Lafettirung besteht vorwiegend aus sogenannten "Schleifen", eisernen Wänden ohne Räder, doch kommt auch die Fahrprotze in Anwendung. Da bei Mörsern nur dann von einem Rücklaufe die Rede sein kann, wenn der Ele- vationswinkel 45° nicht überschreitet, ist diesfalls für die Hemmung des Rücklaufes durch eine hydraulische Bremse vorgesorgt. Als Munition dienen außer den bereits erwähnten Geschossen auch (beim 21 Centimeter-Mörser) gewöhnliche Bomben und Ecrasitbomben, als Zündmittel dient für alle Caliber das "Brandel".
[Abbildung]
Fig. 563.
Zwischenbatterie mit 9 Centimeter-Feldkanonen M. 1875. (Oesterreich-Ungarn.)
Die Vertheidigungsgeschütze unterscheiden sich bezüglich ihrer Ver- wendungsweise von den Belagerungsgeschützen vornehmlich dadurch, daß sie keine wesentlichen Ortsveränderungen zu bewerkstelligen haben. Dementsprechend ist ihre Lafettirung eine entsprechend abweichende, indem außer den beschriebenen hohen Batterie- (und gewöhnlichen Batterie-) Lafetten sogenannte "Festungslafetten" und Depressionslafetten in Anwendung kommen. Fig. 564 veranschaulicht die Anwendung einer österreichischen Festungslafette. Das ganze Geschütz ruht hier auf einem auf Rädern beweglichen Rahmen, durch welchen die Seitenrichtung beim Zielen er- möglicht wird. Die Depressionslafetten dienen für den Tiefschuß (unter der Hori- zontalen), und ruht ihr rückwärtiger Theil auf einem Schleif-(Reih-)balken, der
Erſter Abſchnitt.
Zum Belagerungspark gehören auch die Mörſer, von welchen weiter oben die Rede war. Die Lafettirung beſteht vorwiegend aus ſogenannten »Schleifen«, eiſernen Wänden ohne Räder, doch kommt auch die Fahrprotze in Anwendung. Da bei Mörſern nur dann von einem Rücklaufe die Rede ſein kann, wenn der Ele- vationswinkel 45° nicht überſchreitet, iſt diesfalls für die Hemmung des Rücklaufes durch eine hydrauliſche Bremſe vorgeſorgt. Als Munition dienen außer den bereits erwähnten Geſchoſſen auch (beim 21 Centimeter-Mörſer) gewöhnliche Bomben und Ecraſitbomben, als Zündmittel dient für alle Caliber das »Brandel«.
[Abbildung]
Fig. 563.
Zwiſchenbatterie mit 9 Centimeter-Feldkanonen M. 1875. (Oeſterreich-Ungarn.)
Die Vertheidigungsgeſchütze unterſcheiden ſich bezüglich ihrer Ver- wendungsweiſe von den Belagerungsgeſchützen vornehmlich dadurch, daß ſie keine weſentlichen Ortsveränderungen zu bewerkſtelligen haben. Dementſprechend iſt ihre Lafettirung eine entſprechend abweichende, indem außer den beſchriebenen hohen Batterie- (und gewöhnlichen Batterie-) Lafetten ſogenannte »Feſtungslafetten« und Depreſſionslafetten in Anwendung kommen. Fig. 564 veranſchaulicht die Anwendung einer öſterreichiſchen Feſtungslafette. Das ganze Geſchütz ruht hier auf einem auf Rädern beweglichen Rahmen, durch welchen die Seitenrichtung beim Zielen er- möglicht wird. Die Depreſſionslafetten dienen für den Tiefſchuß (unter der Hori- zontalen), und ruht ihr rückwärtiger Theil auf einem Schleif-(Reih-)balken, der
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Erſter Abſchnitt.
Zum Belagerungspark gehören auch die Mörſer, von welchen weiter oben
die Rede war. Die Lafettirung beſteht vorwiegend aus ſogenannten »Schleifen«,
eiſernen Wänden ohne Räder, doch kommt auch die Fahrprotze in Anwendung. Da
bei Mörſern nur dann von einem Rücklaufe die Rede ſein kann, wenn der Ele-
vationswinkel 45° nicht überſchreitet, iſt diesfalls für die Hemmung des Rücklaufes
durch eine hydrauliſche Bremſe vorgeſorgt. Als Munition dienen außer den bereits
erwähnten Geſchoſſen auch (beim 21 Centimeter-Mörſer) gewöhnliche Bomben und
Ecraſitbomben, als Zündmittel dient für alle Caliber das »Brandel«.
[Abbildung Fig. 563. Zwiſchenbatterie mit 9 Centimeter-Feldkanonen M. 1875. (Oeſterreich-Ungarn.)]
Die Vertheidigungsgeſchütze unterſcheiden ſich bezüglich ihrer Ver-
wendungsweiſe von den Belagerungsgeſchützen vornehmlich dadurch, daß ſie keine
weſentlichen Ortsveränderungen zu bewerkſtelligen haben. Dementſprechend iſt ihre
Lafettirung eine entſprechend abweichende, indem außer den beſchriebenen hohen
Batterie- (und gewöhnlichen Batterie-) Lafetten ſogenannte »Feſtungslafetten« und
Depreſſionslafetten in Anwendung kommen. Fig. 564 veranſchaulicht die Anwendung
einer öſterreichiſchen Feſtungslafette. Das ganze Geſchütz ruht hier auf einem auf
Rädern beweglichen Rahmen, durch welchen die Seitenrichtung beim Zielen er-
möglicht wird. Die Depreſſionslafetten dienen für den Tiefſchuß (unter der Hori-
zontalen), und ruht ihr rückwärtiger Theil auf einem Schleif-(Reih-)balken, der
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/778>, abgerufen am 23.11.2024.
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