losgelösten Panzerstücke der Bemannung des feindlichen Schiffes gefährlicher werden, als die Geschosse selbst. Da nun seit Einführung von Schiffsgeschützen schwersten Calibers dermalen kaum eine Panzerung den riesigen Projectilen mit ihrer un- geheueren Durchschlagskraft
[Abbildung]
Fig. 488.
Krupp's 400 Millimeter Compoundplatte (Vorderseite), Geschütz 30.5 Centimeter-Ringkanone, Entfernung von der Rohrmündung 115 Meter.
[Abbildung]
Fig. 489.
Krupp's 400 Millimeter Compoundplatte (Rückseite), Geschütz 30.5 Centimeter-Ringkanone, Entfernung von der Rohrmündung 115 Meter.
zu widerstehen vermag, so richtet sich der taktische Werth der Schlachtschiffe lediglich nach der jeweiligen Eben- bürtigkeit ihrer Gegner. Das stärkere Schiff wird -- be- dingungsweise zugegeben -- das schwächere überwinden, aber von einem noch stärkeren im Zaume gehalten oder vernichtet werden. Die je- weilige Chance ist also gänzlich dem Zufalle anheim- gegeben, und da es in den Kriegsmarinen hinsichtlich der Verwendungsart, Stärke und Armirung die mannig- faltigsten Typen giebt, die Individuen dieser Typen überdies von gleichartigen fremden Marinen übertroffen werden, können und müssen im Seekampfe Eventualitäten eintreten, in welchem sehr kostspielige Fahrzeuge dem Gegner nicht gewachsen sind.
Dennoch ist in jüngster Zeit eine Wendung zu Gunsten des Panzers ein- getreten. Auf dem großen Krupp'schen Schießplatze bei Meppen, wo der berühmte Kampf zwischen Panzer und Geschütz ausgefochten wurde, sieht man platt durch- geschossene halbmeterdicke Eisenplatten und zertrümmerte Stahlplatten als Trophäen jener wenige Jahre zurückliegenden Zeit, in der das Geschütz die zweifellose Siegerin war. Als die Krupp'sche Fabrik in Essen selber die Panzerfabrikation mittelst der hierzu aufgebotenen großartigen Hilfsmittel in die Hand nahm, war in Fachkreisen
Zweiter Abſchnitt.
losgelöſten Panzerſtücke der Bemannung des feindlichen Schiffes gefährlicher werden, als die Geſchoſſe ſelbſt. Da nun ſeit Einführung von Schiffsgeſchützen ſchwerſten Calibers dermalen kaum eine Panzerung den rieſigen Projectilen mit ihrer un- geheueren Durchſchlagskraft
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Fig. 488.
Krupp's 400 Millimeter Compoundplatte (Vorderſeite), Geſchütz 30‧5 Centimeter-Ringkanone, Entfernung von der Rohrmündung 115 Meter.
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Fig. 489.
Krupp's 400 Millimeter Compoundplatte (Rückſeite), Geſchütz 30‧5 Centimeter-Ringkanone, Entfernung von der Rohrmündung 115 Meter.
zu widerſtehen vermag, ſo richtet ſich der taktiſche Werth der Schlachtſchiffe lediglich nach der jeweiligen Eben- bürtigkeit ihrer Gegner. Das ſtärkere Schiff wird — be- dingungsweiſe zugegeben — das ſchwächere überwinden, aber von einem noch ſtärkeren im Zaume gehalten oder vernichtet werden. Die je- weilige Chance iſt alſo gänzlich dem Zufalle anheim- gegeben, und da es in den Kriegsmarinen hinſichtlich der Verwendungsart, Stärke und Armirung die mannig- faltigſten Typen giebt, die Individuen dieſer Typen überdies von gleichartigen fremden Marinen übertroffen werden, können und müſſen im Seekampfe Eventualitäten eintreten, in welchem ſehr koſtſpielige Fahrzeuge dem Gegner nicht gewachſen ſind.
Dennoch iſt in jüngſter Zeit eine Wendung zu Gunſten des Panzers ein- getreten. Auf dem großen Krupp'ſchen Schießplatze bei Meppen, wo der berühmte Kampf zwiſchen Panzer und Geſchütz ausgefochten wurde, ſieht man platt durch- geſchoſſene halbmeterdicke Eiſenplatten und zertrümmerte Stahlplatten als Trophäen jener wenige Jahre zurückliegenden Zeit, in der das Geſchütz die zweifelloſe Siegerin war. Als die Krupp'ſche Fabrik in Eſſen ſelber die Panzerfabrikation mittelſt der hierzu aufgebotenen großartigen Hilfsmittel in die Hand nahm, war in Fachkreiſen
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Zweiter Abſchnitt.
losgelöſten Panzerſtücke der Bemannung des feindlichen Schiffes gefährlicher werden,
als die Geſchoſſe ſelbſt. Da nun ſeit Einführung von Schiffsgeſchützen ſchwerſten
Calibers dermalen kaum eine Panzerung den rieſigen Projectilen mit ihrer un-
geheueren Durchſchlagskraft
[Abbildung Fig. 488. Krupp's 400 Millimeter Compoundplatte (Vorderſeite), Geſchütz
30‧5 Centimeter-Ringkanone, Entfernung von der Rohrmündung 115 Meter.]
[Abbildung Fig. 489. Krupp's 400 Millimeter Compoundplatte (Rückſeite), Geſchütz
30‧5 Centimeter-Ringkanone, Entfernung von der Rohrmündung 115 Meter.]
zu widerſtehen vermag, ſo
richtet ſich der taktiſche Werth
der Schlachtſchiffe lediglich
nach der jeweiligen Eben-
bürtigkeit ihrer Gegner. Das
ſtärkere Schiff wird — be-
dingungsweiſe zugegeben —
das ſchwächere überwinden,
aber von einem noch ſtärkeren
im Zaume gehalten oder
vernichtet werden. Die je-
weilige Chance iſt alſo
gänzlich dem Zufalle anheim-
gegeben, und da es in den
Kriegsmarinen hinſichtlich
der Verwendungsart, Stärke
und Armirung die mannig-
faltigſten Typen giebt, die
Individuen dieſer Typen
überdies von gleichartigen
fremden Marinen übertroffen
werden, können und müſſen
im Seekampfe Eventualitäten
eintreten, in welchem ſehr
koſtſpielige Fahrzeuge dem
Gegner nicht gewachſen ſind.
Dennoch iſt in jüngſter
Zeit eine Wendung zu
Gunſten des Panzers ein-
getreten. Auf dem großen
Krupp'ſchen Schießplatze bei
Meppen, wo der berühmte
Kampf zwiſchen Panzer und Geſchütz ausgefochten wurde, ſieht man platt durch-
geſchoſſene halbmeterdicke Eiſenplatten und zertrümmerte Stahlplatten als Trophäen
jener wenige Jahre zurückliegenden Zeit, in der das Geſchütz die zweifelloſe Siegerin
war. Als die Krupp'ſche Fabrik in Eſſen ſelber die Panzerfabrikation mittelſt der
hierzu aufgebotenen großartigen Hilfsmittel in die Hand nahm, war in Fachkreiſen
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/692>, abgerufen am 11.06.2024.
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