Versuch bis zum 17. April, um 3 Uhr Nachmittags, verschoben. Am genannten Tage wurden sämmtliche Apparate in Thätigkeit gesetzt. Sieben hydraulische Pressen mit einer Gesammtleistungsfähigkeit von 3800 Tonnen wurden angewendet, um den Schiffskörper, der nach Abrechnung der von ihm selbst verdrängten Wasser- menge und der Tragfähigkeit der angebrachten Pontons, Fässer u. s. w. kaum mehr als 2000 Tonnen todtes Gewicht repräsentirte, vom Stapel zu heben und hinunter zu schieben. Schon 21/2 Uhr, als eben die Springfluth eingetreten war, bewegte sich der "Northhumberland" beiläufig 38 Millimeter abwärts und hob sich achter um 178 Millimeter vom Stapel. Genau 3 Uhr wurden die hydraulischen Pressen angesetzt, die Verankerungsketten laufen gelassen und das Schiff glitt nach wenigen Minuten ruhig in die Themse; es wurde sofort von der Strömung erfaßt, und
[Abbildung]
Fig. 463.
"Inflexible." (Längenansicht.)
[Abbildung]
Fig. 464.
"Inflexible." (Deckplan.)
die Schleppdampfer hatten Mühe, es vor dem Stranden zu bewahren und an den schon früher vorbereiteten Verankerungsplatz zu bringen.
Bei den Panzerschiffen der "Minotaur"-Classe war die Maximal-Panzerstärke an der Wasserlinie auf 13.9 Centimeter gestiegen. Die Batterie ist nur mittschiffs gepanzert. Dieser Typ hielt sich indeß nicht lange, denn schon 1862 wurde auf Grund der Entwürfe Reed's jene radicale Abänderung der Schiffstypen angebahnt, welche ihre Wirkung auch auf die anderen Seemächte ausübte. Der genannte Con- structeur nahm die Centralbatterie (Casematte) als Ausgangspunkt, baute aber das todte Werk des Vor- und Hinterschiffes aus Eisen. So entstanden die "Enterprise" und die "Favourite". Die Schiffe hatten sehr kleine Dimensionen und große Take- lung, um große Reisen unternehmen zu können. Ihre Fertigstellung erfolgte im Jahre 1864, beziehungsweise 1866. Sie hatten nur 2383 Tonnen Deplacement. Die größte Dicke des Panzers an der Wasserlinie betrug 11.4 Centimeter. Beide Schiffe waren bereits 1876 aus der Schiffsliste gestrichen.
Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
Verſuch bis zum 17. April, um 3 Uhr Nachmittags, verſchoben. Am genannten Tage wurden ſämmtliche Apparate in Thätigkeit geſetzt. Sieben hydrauliſche Preſſen mit einer Geſammtleiſtungsfähigkeit von 3800 Tonnen wurden angewendet, um den Schiffskörper, der nach Abrechnung der von ihm ſelbſt verdrängten Waſſer- menge und der Tragfähigkeit der angebrachten Pontons, Fäſſer u. ſ. w. kaum mehr als 2000 Tonnen todtes Gewicht repräſentirte, vom Stapel zu heben und hinunter zu ſchieben. Schon 2½ Uhr, als eben die Springfluth eingetreten war, bewegte ſich der »Northhumberland« beiläufig 38 Millimeter abwärts und hob ſich achter um 178 Millimeter vom Stapel. Genau 3 Uhr wurden die hydrauliſchen Preſſen angeſetzt, die Verankerungsketten laufen gelaſſen und das Schiff glitt nach wenigen Minuten ruhig in die Themſe; es wurde ſofort von der Strömung erfaßt, und
[Abbildung]
Fig. 463.
»Inflexible.« (Längenanſicht.)
[Abbildung]
Fig. 464.
»Inflexible.« (Deckplan.)
die Schleppdampfer hatten Mühe, es vor dem Stranden zu bewahren und an den ſchon früher vorbereiteten Verankerungsplatz zu bringen.
Bei den Panzerſchiffen der »Minotaur«-Claſſe war die Maximal-Panzerſtärke an der Waſſerlinie auf 13‧9 Centimeter geſtiegen. Die Batterie iſt nur mittſchiffs gepanzert. Dieſer Typ hielt ſich indeß nicht lange, denn ſchon 1862 wurde auf Grund der Entwürfe Reed's jene radicale Abänderung der Schiffstypen angebahnt, welche ihre Wirkung auch auf die anderen Seemächte ausübte. Der genannte Con- ſtructeur nahm die Centralbatterie (Caſematte) als Ausgangspunkt, baute aber das todte Werk des Vor- und Hinterſchiffes aus Eiſen. So entſtanden die »Enterpriſe« und die »Favourite«. Die Schiffe hatten ſehr kleine Dimenſionen und große Take- lung, um große Reiſen unternehmen zu können. Ihre Fertigſtellung erfolgte im Jahre 1864, beziehungsweiſe 1866. Sie hatten nur 2383 Tonnen Deplacement. Die größte Dicke des Panzers an der Waſſerlinie betrug 11‧4 Centimeter. Beide Schiffe waren bereits 1876 aus der Schiffsliſte geſtrichen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0653"n="591"/><fwplace="top"type="header">Die Entwickelung der Kriegsmarinen.</fw><lb/>
Verſuch bis zum 17. April, um 3 Uhr Nachmittags, verſchoben. Am genannten<lb/>
Tage wurden ſämmtliche Apparate in Thätigkeit geſetzt. Sieben hydrauliſche Preſſen<lb/>
mit einer Geſammtleiſtungsfähigkeit von 3800 Tonnen wurden angewendet, um<lb/>
den Schiffskörper, der nach Abrechnung der von ihm ſelbſt verdrängten Waſſer-<lb/>
menge und der Tragfähigkeit der angebrachten Pontons, Fäſſer u. ſ. w. kaum mehr<lb/>
als 2000 Tonnen todtes Gewicht repräſentirte, vom Stapel zu heben und hinunter<lb/>
zu ſchieben. Schon 2½ Uhr, als eben die Springfluth eingetreten war, bewegte<lb/>ſich der »Northhumberland« beiläufig 38 Millimeter abwärts und hob ſich achter<lb/>
um 178 Millimeter vom Stapel. Genau 3 Uhr wurden die hydrauliſchen Preſſen<lb/>
angeſetzt, die Verankerungsketten laufen gelaſſen und das Schiff glitt nach wenigen<lb/>
Minuten ruhig in die Themſe; es wurde ſofort von der Strömung erfaßt, und<lb/><figure><head>Fig. 463.</head><p> »Inflexible.« (Längenanſicht.)</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 464.</head><p> »Inflexible.« (Deckplan.)</p></figure><lb/>
die Schleppdampfer hatten Mühe, es vor dem Stranden zu bewahren und an den<lb/>ſchon früher vorbereiteten Verankerungsplatz zu bringen.</p><lb/><p>Bei den Panzerſchiffen der »Minotaur«-Claſſe war die Maximal-Panzerſtärke<lb/>
an der Waſſerlinie auf 13‧9 Centimeter geſtiegen. Die Batterie iſt nur mittſchiffs<lb/>
gepanzert. Dieſer Typ hielt ſich indeß nicht lange, denn ſchon 1862 wurde auf<lb/>
Grund der Entwürfe <hirendition="#g">Reed</hi>'s jene radicale Abänderung der Schiffstypen angebahnt,<lb/>
welche ihre Wirkung auch auf die anderen Seemächte ausübte. Der genannte Con-<lb/>ſtructeur nahm die Centralbatterie (Caſematte) als Ausgangspunkt, baute aber das<lb/>
todte Werk des Vor- und Hinterſchiffes aus Eiſen. So entſtanden die »Enterpriſe«<lb/>
und die »Favourite«. Die Schiffe hatten ſehr kleine Dimenſionen und große Take-<lb/>
lung, um große Reiſen unternehmen zu können. Ihre Fertigſtellung erfolgte im<lb/>
Jahre 1864, beziehungsweiſe 1866. Sie hatten nur 2383 Tonnen Deplacement.<lb/>
Die größte Dicke des Panzers an der Waſſerlinie betrug 11‧4 Centimeter. Beide<lb/>
Schiffe waren bereits 1876 aus der Schiffsliſte geſtrichen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[591/0653]
Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
Verſuch bis zum 17. April, um 3 Uhr Nachmittags, verſchoben. Am genannten
Tage wurden ſämmtliche Apparate in Thätigkeit geſetzt. Sieben hydrauliſche Preſſen
mit einer Geſammtleiſtungsfähigkeit von 3800 Tonnen wurden angewendet, um
den Schiffskörper, der nach Abrechnung der von ihm ſelbſt verdrängten Waſſer-
menge und der Tragfähigkeit der angebrachten Pontons, Fäſſer u. ſ. w. kaum mehr
als 2000 Tonnen todtes Gewicht repräſentirte, vom Stapel zu heben und hinunter
zu ſchieben. Schon 2½ Uhr, als eben die Springfluth eingetreten war, bewegte
ſich der »Northhumberland« beiläufig 38 Millimeter abwärts und hob ſich achter
um 178 Millimeter vom Stapel. Genau 3 Uhr wurden die hydrauliſchen Preſſen
angeſetzt, die Verankerungsketten laufen gelaſſen und das Schiff glitt nach wenigen
Minuten ruhig in die Themſe; es wurde ſofort von der Strömung erfaßt, und
[Abbildung Fig. 463. »Inflexible.« (Längenanſicht.)]
[Abbildung Fig. 464. »Inflexible.« (Deckplan.)]
die Schleppdampfer hatten Mühe, es vor dem Stranden zu bewahren und an den
ſchon früher vorbereiteten Verankerungsplatz zu bringen.
Bei den Panzerſchiffen der »Minotaur«-Claſſe war die Maximal-Panzerſtärke
an der Waſſerlinie auf 13‧9 Centimeter geſtiegen. Die Batterie iſt nur mittſchiffs
gepanzert. Dieſer Typ hielt ſich indeß nicht lange, denn ſchon 1862 wurde auf
Grund der Entwürfe Reed's jene radicale Abänderung der Schiffstypen angebahnt,
welche ihre Wirkung auch auf die anderen Seemächte ausübte. Der genannte Con-
ſtructeur nahm die Centralbatterie (Caſematte) als Ausgangspunkt, baute aber das
todte Werk des Vor- und Hinterſchiffes aus Eiſen. So entſtanden die »Enterpriſe«
und die »Favourite«. Die Schiffe hatten ſehr kleine Dimenſionen und große Take-
lung, um große Reiſen unternehmen zu können. Ihre Fertigſtellung erfolgte im
Jahre 1864, beziehungsweiſe 1866. Sie hatten nur 2383 Tonnen Deplacement.
Die größte Dicke des Panzers an der Waſſerlinie betrug 11‧4 Centimeter. Beide
Schiffe waren bereits 1876 aus der Schiffsliſte geſtrichen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/653>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.