Richtung sozusagen von der Natur vorgezeichnet war, lagen und liegen die Ver- hältnisse in Mittelamerika wesentlich anders. Hier konnten durch die beträchtliche Ausdehnung des Isthmuslandes im weiteren Sinne von der Landenge von Tehuantepec im Nordwesten bis zu jener von Darien im Südosten, hart an der Schwelle von Südamerika, zahlreiche Projecte aufgestellt werden. Im Laufe der Zeit sind deren sieben aufgetaucht. Die Routen über Tehuantepec, Honduras, Costarica, jene über Rio Sabanas nach der Caledonischen Bai, sowie die Route Michlor's über den Truando-Attrato kommen wegen der bedeutenden Terrain- schwierigkeiten und der enormen Kosten gar nicht in Betracht. Dagegen haben andere Projecte die interessirten Kreise in höherem Maße beschäftigt, beziehungsweise bereits die Arbeiten in Fluß gebracht: Nicaragua, Panama, San Blas und Darien.
Mit Ausnahme des Nicaraguacanals machen alle übrigen Projecte, seien sie nun Schleusen- oder Niveaucanäle, die Anlage von Tunnelbauten nothwendig. Dadurch werden diese Projecte unverhältnißmäßig vertheuert. Beim Panamacanal hat sich eine solche Tunnelirung selbst bei Anlage eines Schleusencanals als noth- wendig erwiesen. Wyse's Canalproject über die Landenge von Darien erfordert eine Tunnelanlage von 13 bis 14 Kilometer Länge (Gotthard: 15 Kilometer), die, da sie für Seeschiffe bestimmt ist, einen lichten Raum von 26 Meter ober dem Wasserspiegel und 10 Meter unter dem Wasserspiegel erhalten müßte. Dieser Tunnel würde 300 Millionen Francs kosten, also gerade die Hälfte der auf 600 Millionen veranschlagten Gesammtkosten.
Das verkrachte Panama-Unternehmen, an dessen Spitze sich Lesseps gestellt hatte (es führte den Titel: "Compagnie universelle pour la construction d'un canal interoceanique par l'isthmus de Panama geheueren Hindernissen, theils an den ungünstigen klimatischen Verhältnissen. Die Hindernisse ergaben sich vorzugsweise dadurch, daß man von dem ursprünglich projectirten Schleusencanal Abstand nahm und sich für einen Niveaucanal entschied, der die Anlage eines 14 Kilometer langen Tunnels nothwendig machte. Ein anderer schwerwiegender Uebelstand war der, daß die Canaltrace auf der atlantischen Seite mit dem Rio Chagres zusammenfällt, da dessen Bett zum Canal umgeformt werden sollte. Um dies zu ermöglichen, sollte quer über das Flußthal von Cerro Pelado nach Barocoas und Gomboas ein 900 Meter hoher Damm aufgeführt werden. Das auf diese Weise gebildete Reservoir, welchem die Bestimmung zugefallen wäre, die enormen Hochwassermengen des wilden, unbändigen Chagresflusses aufzunehmen, sollte durch seitwärts der Canallinie herzustellende Speisecanäle mit dem Schiffahrts- canal in Verbindung treten und demselben das nothwendige Wasser zuführen, beziehungsweise den normalen Wasserstand reguliren. Der wunde Punkt an diesem Calcul ist der, daß sich die durch den Chagres abgehenden enormen Wassermengen während der tropischen Regen jeder Berechnung entziehen. Der Fassungsraum des erwähnten Reservoirs wurde nämlich mit 600 Millionen Cubikmeter festgesetzt. Bald hierauf berechneten aber amerikanische Ingenieure, daß selbst ein Wasser-
Dritter Abſchnitt.
Richtung ſozuſagen von der Natur vorgezeichnet war, lagen und liegen die Ver- hältniſſe in Mittelamerika weſentlich anders. Hier konnten durch die beträchtliche Ausdehnung des Iſthmuslandes im weiteren Sinne von der Landenge von Tehuantepec im Nordweſten bis zu jener von Darien im Südoſten, hart an der Schwelle von Südamerika, zahlreiche Projecte aufgeſtellt werden. Im Laufe der Zeit ſind deren ſieben aufgetaucht. Die Routen über Tehuantepec, Honduras, Coſtarica, jene über Rio Sabanas nach der Caledoniſchen Bai, ſowie die Route Michlor's über den Truando-Attrato kommen wegen der bedeutenden Terrain- ſchwierigkeiten und der enormen Koſten gar nicht in Betracht. Dagegen haben andere Projecte die intereſſirten Kreiſe in höherem Maße beſchäftigt, beziehungsweiſe bereits die Arbeiten in Fluß gebracht: Nicaragua, Panama, San Blas und Darien.
Mit Ausnahme des Nicaraguacanals machen alle übrigen Projecte, ſeien ſie nun Schleuſen- oder Niveaucanäle, die Anlage von Tunnelbauten nothwendig. Dadurch werden dieſe Projecte unverhältnißmäßig vertheuert. Beim Panamacanal hat ſich eine ſolche Tunnelirung ſelbſt bei Anlage eines Schleuſencanals als noth- wendig erwieſen. Wyſe's Canalproject über die Landenge von Darien erfordert eine Tunnelanlage von 13 bis 14 Kilometer Länge (Gotthard: 15 Kilometer), die, da ſie für Seeſchiffe beſtimmt iſt, einen lichten Raum von 26 Meter ober dem Waſſerſpiegel und 10 Meter unter dem Waſſerſpiegel erhalten müßte. Dieſer Tunnel würde 300 Millionen Francs koſten, alſo gerade die Hälfte der auf 600 Millionen veranſchlagten Geſammtkoſten.
Das verkrachte Panama-Unternehmen, an deſſen Spitze ſich Leſſeps geſtellt hatte (es führte den Titel: »Compagnie universelle pour la construction d'un canal interocéanique par l'isthmus de Panama geheueren Hinderniſſen, theils an den ungünſtigen klimatiſchen Verhältniſſen. Die Hinderniſſe ergaben ſich vorzugsweiſe dadurch, daß man von dem urſprünglich projectirten Schleuſencanal Abſtand nahm und ſich für einen Niveaucanal entſchied, der die Anlage eines 14 Kilometer langen Tunnels nothwendig machte. Ein anderer ſchwerwiegender Uebelſtand war der, daß die Canaltrace auf der atlantiſchen Seite mit dem Rio Chagres zuſammenfällt, da deſſen Bett zum Canal umgeformt werden ſollte. Um dies zu ermöglichen, ſollte quer über das Flußthal von Cerro Pelado nach Barocoas und Gomboas ein 900 Meter hoher Damm aufgeführt werden. Das auf dieſe Weiſe gebildete Reſervoir, welchem die Beſtimmung zugefallen wäre, die enormen Hochwaſſermengen des wilden, unbändigen Chagresfluſſes aufzunehmen, ſollte durch ſeitwärts der Canallinie herzuſtellende Speiſecanäle mit dem Schiffahrts- canal in Verbindung treten und demſelben das nothwendige Waſſer zuführen, beziehungsweiſe den normalen Waſſerſtand reguliren. Der wunde Punkt an dieſem Calcul iſt der, daß ſich die durch den Chagres abgehenden enormen Waſſermengen während der tropiſchen Regen jeder Berechnung entziehen. Der Faſſungsraum des erwähnten Reſervoirs wurde nämlich mit 600 Millionen Cubikmeter feſtgeſetzt. Bald hierauf berechneten aber amerikaniſche Ingenieure, daß ſelbſt ein Waſſer-
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Dritter Abſchnitt.
Richtung ſozuſagen von der Natur vorgezeichnet war, lagen und liegen die Ver-
hältniſſe in Mittelamerika weſentlich anders. Hier konnten durch die beträchtliche
Ausdehnung des Iſthmuslandes im weiteren Sinne von der Landenge von
Tehuantepec im Nordweſten bis zu jener von Darien im Südoſten, hart an der
Schwelle von Südamerika, zahlreiche Projecte aufgeſtellt werden. Im Laufe der
Zeit ſind deren ſieben aufgetaucht. Die Routen über Tehuantepec, Honduras,
Coſtarica, jene über Rio Sabanas nach der Caledoniſchen Bai, ſowie die Route
Michlor's über den Truando-Attrato kommen wegen der bedeutenden Terrain-
ſchwierigkeiten und der enormen Koſten gar nicht in Betracht. Dagegen haben andere
Projecte die intereſſirten Kreiſe in höherem Maße beſchäftigt, beziehungsweiſe bereits
die Arbeiten in Fluß gebracht: Nicaragua, Panama, San Blas und Darien.
Mit Ausnahme des Nicaraguacanals machen alle übrigen Projecte, ſeien ſie
nun Schleuſen- oder Niveaucanäle, die Anlage von Tunnelbauten nothwendig.
Dadurch werden dieſe Projecte unverhältnißmäßig vertheuert. Beim Panamacanal
hat ſich eine ſolche Tunnelirung ſelbſt bei Anlage eines Schleuſencanals als noth-
wendig erwieſen. Wyſe's Canalproject über die Landenge von Darien erfordert
eine Tunnelanlage von 13 bis 14 Kilometer Länge (Gotthard: 15 Kilometer), die,
da ſie für Seeſchiffe beſtimmt iſt, einen lichten Raum von 26 Meter ober dem
Waſſerſpiegel und 10 Meter unter dem Waſſerſpiegel erhalten müßte. Dieſer Tunnel
würde 300 Millionen Francs koſten, alſo gerade die Hälfte der auf 600 Millionen
veranſchlagten Geſammtkoſten.
Das verkrachte Panama-Unternehmen, an deſſen Spitze ſich Leſſeps geſtellt
hatte (es führte den Titel: »Compagnie universelle pour la construction d'un
canal interocéanique par l'isthmus de Panama
geheueren Hinderniſſen, theils an den ungünſtigen klimatiſchen Verhältniſſen. Die
Hinderniſſe ergaben ſich vorzugsweiſe dadurch, daß man von dem urſprünglich
projectirten Schleuſencanal Abſtand nahm und ſich für einen Niveaucanal entſchied,
der die Anlage eines 14 Kilometer langen Tunnels nothwendig machte. Ein anderer
ſchwerwiegender Uebelſtand war der, daß die Canaltrace auf der atlantiſchen Seite
mit dem Rio Chagres zuſammenfällt, da deſſen Bett zum Canal umgeformt werden
ſollte. Um dies zu ermöglichen, ſollte quer über das Flußthal von Cerro Pelado
nach Barocoas und Gomboas ein 900 Meter hoher Damm aufgeführt werden.
Das auf dieſe Weiſe gebildete Reſervoir, welchem die Beſtimmung zugefallen wäre,
die enormen Hochwaſſermengen des wilden, unbändigen Chagresfluſſes aufzunehmen,
ſollte durch ſeitwärts der Canallinie herzuſtellende Speiſecanäle mit dem Schiffahrts-
canal in Verbindung treten und demſelben das nothwendige Waſſer zuführen,
beziehungsweiſe den normalen Waſſerſtand reguliren. Der wunde Punkt an dieſem
Calcul iſt der, daß ſich die durch den Chagres abgehenden enormen Waſſermengen
während der tropiſchen Regen jeder Berechnung entziehen. Der Faſſungsraum des
erwähnten Reſervoirs wurde nämlich mit 600 Millionen Cubikmeter feſtgeſetzt.
Bald hierauf berechneten aber amerikaniſche Ingenieure, daß ſelbſt ein Waſſer-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/596>, abgerufen am 23.11.2024.
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