Dienen die Sturmsignale zur Sicherung der Schiffahrt bezüglich des gegen- wärtig zu erwartenden Wetters, so bedienen sich die Schiffe ihrerseits gewisser Verständigungsmittel, welche gleichfalls aus Sicherheitsgründen eingeführt wurden. Man hat diese Signale bezeichnender Weise " die Sprache der Schiffe " genannt. Zu diesem Zwecke dient ein eigenes Signalbuch, dem das zwischen England und Frankreich im Jahre 1864 vereinbarte Signalsystem zu Grunde liegt. Dasselbe wurde 1871 von Deutschland und seitdem von fast allen Staaten angenommen. Proben aus dem Signalbuche geben die beistenden Fig.353 und 354. In Fig.353 ist der Signalbuchwimpel dargestellt, mittelst welchem jedes Schiff dem Wunsche einer Unterredung nach dem Signalbuch stattgeben muß, während sein Aufhissen nach einem von dem anderen Schiffe gegebenen Signal "verstanden" bedeutet. Dazu kommen 18 verschiedene Flaggen, die nach den ersten 18 Consonanten des
[Abbildung]
Fig. 353.
Die Flaggen des internationalen Signalbuches.
Alphabetes benannt sind, jedoch deren Bedeutung nicht haben.
Mittelst dieser Flaggen können sich nun Schiffe unter- einander, oder diese mit den Signalstati- onen, eine große An- zahl von Mittheilun- gen machen, gleich- viel welche Sprache die betreffenden Capitäne reden, denn ein Nachschlagebuch (Codex) enthält für die auf dem Schiffe herrschende Sprache die Bedeutung der einzelnen Signale, die in allen Zungen dieselbe ist. Jene Flaggen ergeben nun durch Combinationen 306 Signale mit 2 Flaggen, 4896 Signale mit 3 Flaggen, 73.440 Signale mit 4 Flaggen. Alle Signale mit 2 und 3 Flaggen, und von denen mit 4 Flaggen die ersten 18.960, sind zu besonderen Mittheilungen bestimmt, die in dem vorhin erwähnten Signalbuche verzeichnet sind. Von den übrigen Signalen mit 4 Flaggen sind 1440 zu Unterscheidungssignalen für Kriegsschiffe und 53.040 zu solchen für Handelsschiffe bestimmt. Letztere kennt man aus den übrigen Signalen mit 4 Flaggen schon dadurch heraus, daß nur die obere Flagge eine viereckige ist. Alle Signale werden mit 2, 3 oder 4 Flaggen gegeben, mit nur zwei Ausnahmen: Der Wimpel C bedeutet "Ja", der Wimpel D "Nein". Mehr als 4 Flaggen sind nie zu einem Signal nöthig.
Will ein Schiff signalisiren, so muß es zunächst unter der Nationalflagge den Signalbuchwimpel zeigen und hierauf die 4 Flaggen hissen, die sein Unter- scheidungssignal bilden, deren jedes Schiff eines Landes sein eigenes führt. Schiffe
Erſter Abſchnitt.
Dienen die Sturmſignale zur Sicherung der Schiffahrt bezüglich des gegen- wärtig zu erwartenden Wetters, ſo bedienen ſich die Schiffe ihrerſeits gewiſſer Verſtändigungsmittel, welche gleichfalls aus Sicherheitsgründen eingeführt wurden. Man hat dieſe Signale bezeichnender Weiſe » die Sprache der Schiffe « genannt. Zu dieſem Zwecke dient ein eigenes Signalbuch, dem das zwiſchen England und Frankreich im Jahre 1864 vereinbarte Signalſyſtem zu Grunde liegt. Dasſelbe wurde 1871 von Deutſchland und ſeitdem von faſt allen Staaten angenommen. Proben aus dem Signalbuche geben die beiſtenden Fig.353 und 354. In Fig.353 iſt der Signalbuchwimpel dargeſtellt, mittelſt welchem jedes Schiff dem Wunſche einer Unterredung nach dem Signalbuch ſtattgeben muß, während ſein Aufhiſſen nach einem von dem anderen Schiffe gegebenen Signal »verſtanden« bedeutet. Dazu kommen 18 verſchiedene Flaggen, die nach den erſten 18 Conſonanten des
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Fig. 353.
Die Flaggen des internationalen Signalbuches.
Alphabetes benannt ſind, jedoch deren Bedeutung nicht haben.
Mittelſt dieſer Flaggen können ſich nun Schiffe unter- einander, oder dieſe mit den Signalſtati- onen, eine große An- zahl von Mittheilun- gen machen, gleich- viel welche Sprache die betreffenden Capitäne reden, denn ein Nachſchlagebuch (Codex) enthält für die auf dem Schiffe herrſchende Sprache die Bedeutung der einzelnen Signale, die in allen Zungen dieſelbe iſt. Jene Flaggen ergeben nun durch Combinationen 306 Signale mit 2 Flaggen, 4896 Signale mit 3 Flaggen, 73.440 Signale mit 4 Flaggen. Alle Signale mit 2 und 3 Flaggen, und von denen mit 4 Flaggen die erſten 18.960, ſind zu beſonderen Mittheilungen beſtimmt, die in dem vorhin erwähnten Signalbuche verzeichnet ſind. Von den übrigen Signalen mit 4 Flaggen ſind 1440 zu Unterſcheidungsſignalen für Kriegsſchiffe und 53.040 zu ſolchen für Handelsſchiffe beſtimmt. Letztere kennt man aus den übrigen Signalen mit 4 Flaggen ſchon dadurch heraus, daß nur die obere Flagge eine viereckige iſt. Alle Signale werden mit 2, 3 oder 4 Flaggen gegeben, mit nur zwei Ausnahmen: Der Wimpel C bedeutet »Ja«, der Wimpel D »Nein«. Mehr als 4 Flaggen ſind nie zu einem Signal nöthig.
Will ein Schiff ſignaliſiren, ſo muß es zunächſt unter der Nationalflagge den Signalbuchwimpel zeigen und hierauf die 4 Flaggen hiſſen, die ſein Unter- ſcheidungsſignal bilden, deren jedes Schiff eines Landes ſein eigenes führt. Schiffe
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Erſter Abſchnitt.
Dienen die Sturmſignale zur Sicherung der Schiffahrt bezüglich des gegen-
wärtig zu erwartenden Wetters, ſo bedienen ſich die Schiffe ihrerſeits gewiſſer
Verſtändigungsmittel, welche gleichfalls aus Sicherheitsgründen eingeführt wurden.
Man hat dieſe Signale bezeichnender Weiſe » die Sprache der Schiffe « genannt.
Zu dieſem Zwecke dient ein eigenes Signalbuch, dem das zwiſchen England und Frankreich im Jahre 1864 vereinbarte Signalſyſtem zu Grunde liegt. Dasſelbe
wurde 1871 von Deutſchland und ſeitdem von faſt allen Staaten angenommen.
Proben aus dem Signalbuche geben die beiſtenden Fig.353 und 354. In Fig.353
iſt der Signalbuchwimpel dargeſtellt, mittelſt welchem jedes Schiff dem Wunſche einer
Unterredung nach dem Signalbuch ſtattgeben muß, während ſein Aufhiſſen nach
einem von dem anderen Schiffe gegebenen Signal »verſtanden« bedeutet. Dazu
kommen 18 verſchiedene Flaggen, die nach den erſten 18 Conſonanten des
[Abbildung Fig. 353. Die Flaggen des internationalen Signalbuches.]
Alphabetes benannt
ſind, jedoch deren
Bedeutung nicht
haben.
Mittelſt dieſer
Flaggen können ſich
nun Schiffe unter-
einander, oder dieſe
mit den Signalſtati-
onen, eine große An-
zahl von Mittheilun-
gen machen, gleich-
viel welche Sprache
die betreffenden Capitäne reden, denn ein Nachſchlagebuch (Codex) enthält für
die auf dem Schiffe herrſchende Sprache die Bedeutung der einzelnen Signale,
die in allen Zungen dieſelbe iſt. Jene Flaggen ergeben nun durch Combinationen
306 Signale mit 2 Flaggen, 4896 Signale mit 3 Flaggen, 73.440 Signale
mit 4 Flaggen. Alle Signale mit 2 und 3 Flaggen, und von denen mit
4 Flaggen die erſten 18.960, ſind zu beſonderen Mittheilungen beſtimmt, die in
dem vorhin erwähnten Signalbuche verzeichnet ſind. Von den übrigen Signalen
mit 4 Flaggen ſind 1440 zu Unterſcheidungsſignalen für Kriegsſchiffe und
53.040 zu ſolchen für Handelsſchiffe beſtimmt. Letztere kennt man aus den übrigen
Signalen mit 4 Flaggen ſchon dadurch heraus, daß nur die obere Flagge eine
viereckige iſt. Alle Signale werden mit 2, 3 oder 4 Flaggen gegeben, mit nur zwei
Ausnahmen: Der Wimpel C bedeutet »Ja«, der Wimpel D »Nein«. Mehr als
4 Flaggen ſind nie zu einem Signal nöthig.
Will ein Schiff ſignaliſiren, ſo muß es zunächſt unter der Nationalflagge
den Signalbuchwimpel zeigen und hierauf die 4 Flaggen hiſſen, die ſein Unter-
ſcheidungsſignal bilden, deren jedes Schiff eines Landes ſein eigenes führt. Schiffe
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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