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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
gestellt, da sie nicht nur ihrem Gewichte nach leichter, sondern auch weitaus dauer-
hafter als die hölzernen sind. Die eiserne Bemastung hatte übrigens zur Folge,
daß man auch das "stehende Tauwerk" durch Eisendraht ersetzte. Schließlich mußten
die voluminösen, unhandlichen und kostspieligen, dabei mancherlei Fährlichkeiten
ausg esetzten Ankertaue den solideren und dauerhafteren Ankerketten weichen.

Die Fig. 298 stellt einen Theil des halben Querschnittes eines eisernen Schiffes
dar. Der Kiel ist aus einem aufrechtstehenden a a und einem horizontalen Stück b a c
zusammengesetzt, die beide miteinander vernietet sind; e und d sind die Seitenkiele.
Die Winkeleisen s s s und s's's', durch die dazwischen gesetzten Bleche x x gestützt,
bilden die Spanten. Den Längenverband bilden die Gürtungen g g g, die mit den
[Abbildung] Fig. 298.

Halber Querschnitt eines eisernen Schiffes.

Spanten ein Rahmenwerk von größter Stärke
bilden. Vorne laufen diese Gürtungen in
Steven zusammen. Das Schiff hat einen
doppelten Boden. Der äußere besteht aus
den Platten pl pl, der innere aus den
Platten p p. Dieser doppelte Boden steigt
dann vertical in der Eisenwand w w bis
an das Deck. Da es sich in der Zeichnung
um ein Panzerschiff einfachster und ältester
Construction handelt, sind noch einige
andere Details zu erläutern. Der Panzer
m m mit seiner Fütterung t t von Teakholz
ruht auf der obersten Längsgürtung und
reicht von u bis u'; n n ist das Zwischen-
deck, z z das Batteriedeck.

Die größte Zahl von Dampfern ist im
reinen Frachtverkehr beschäftigt. Es haben
sich je nach dem Bedürfniß die verschiedensten
Typen herausgebildet, gewisse Constructionen wiederholen sich aber auf allen. Während
ein eisernes Segelschiff nur vorne ein Collisionsschott besitzt, haben die Dampfer
mehrere Querschotte, deren Durchgangsthüren wasserdicht geschlossen werden können.
Mitunter ist von Thüren ganz abgesehen, so daß die Schotte absolut wasserdicht
sind. Der Raum vom Collisionsschott bis zu der in der hinteren Hälfte unter-
gebrachten Maschine ist so in mehrere Einzelräume getheilt, während hinter der
Maschine über dem Schraubentunnel unter 90 Meter Länge ein ungetheilter Lade-
raum vorhanden ist. Schiffen über 100 Meter Länge giebt man auch noch ein
hinteres Querschott, schon um die Construction des Schiffes zu verstärken.

Unter den gewöhnlichen Frachtdampfern sind sechs Haupttypen zu unter-
scheiden. Die älteste Construction sind die "Eindecker", mit einem Brückenhause
über den Maschinen- und Kesselräumen und Aufbauten auf der Back und der
Vierung, die Logis des Capitäns, der Officiere und Maschinisten und ihrer

Erſter Abſchnitt.
geſtellt, da ſie nicht nur ihrem Gewichte nach leichter, ſondern auch weitaus dauer-
hafter als die hölzernen ſind. Die eiſerne Bemaſtung hatte übrigens zur Folge,
daß man auch das »ſtehende Tauwerk« durch Eiſendraht erſetzte. Schließlich mußten
die voluminöſen, unhandlichen und koſtſpieligen, dabei mancherlei Fährlichkeiten
ausg eſetzten Ankertaue den ſolideren und dauerhafteren Ankerketten weichen.

Die Fig. 298 ſtellt einen Theil des halben Querſchnittes eines eiſernen Schiffes
dar. Der Kiel iſt aus einem aufrechtſtehenden a a und einem horizontalen Stück b a c
zuſammengeſetzt, die beide miteinander vernietet ſind; e und d ſind die Seitenkiele.
Die Winkeleiſen s s s und sss‘, durch die dazwiſchen geſetzten Bleche x x geſtützt,
bilden die Spanten. Den Längenverband bilden die Gürtungen g g g, die mit den
[Abbildung] Fig. 298.

Halber Querſchnitt eines eiſernen Schiffes.

Spanten ein Rahmenwerk von größter Stärke
bilden. Vorne laufen dieſe Gürtungen in
Steven zuſammen. Das Schiff hat einen
doppelten Boden. Der äußere beſteht aus
den Platten pl pl, der innere aus den
Platten p p. Dieſer doppelte Boden ſteigt
dann vertical in der Eiſenwand w w bis
an das Deck. Da es ſich in der Zeichnung
um ein Panzerſchiff einfachſter und älteſter
Conſtruction handelt, ſind noch einige
andere Details zu erläutern. Der Panzer
m m mit ſeiner Fütterung t t von Teakholz
ruht auf der oberſten Längsgürtung und
reicht von u bis u′; n n iſt das Zwiſchen-
deck, z z das Batteriedeck.

Die größte Zahl von Dampfern iſt im
reinen Frachtverkehr beſchäftigt. Es haben
ſich je nach dem Bedürfniß die verſchiedenſten
Typen herausgebildet, gewiſſe Conſtructionen wiederholen ſich aber auf allen. Während
ein eiſernes Segelſchiff nur vorne ein Colliſionsſchott beſitzt, haben die Dampfer
mehrere Querſchotte, deren Durchgangsthüren waſſerdicht geſchloſſen werden können.
Mitunter iſt von Thüren ganz abgeſehen, ſo daß die Schotte abſolut waſſerdicht
ſind. Der Raum vom Colliſionsſchott bis zu der in der hinteren Hälfte unter-
gebrachten Maſchine iſt ſo in mehrere Einzelräume getheilt, während hinter der
Maſchine über dem Schraubentunnel unter 90 Meter Länge ein ungetheilter Lade-
raum vorhanden iſt. Schiffen über 100 Meter Länge giebt man auch noch ein
hinteres Querſchott, ſchon um die Conſtruction des Schiffes zu verſtärken.

Unter den gewöhnlichen Frachtdampfern ſind ſechs Haupttypen zu unter-
ſcheiden. Die älteſte Conſtruction ſind die »Eindecker«, mit einem Brückenhauſe
über den Maſchinen- und Keſſelräumen und Aufbauten auf der Back und der
Vierung, die Logis des Capitäns, der Officiere und Maſchiniſten und ihrer

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[368/0410] Erſter Abſchnitt. geſtellt, da ſie nicht nur ihrem Gewichte nach leichter, ſondern auch weitaus dauer- hafter als die hölzernen ſind. Die eiſerne Bemaſtung hatte übrigens zur Folge, daß man auch das »ſtehende Tauwerk« durch Eiſendraht erſetzte. Schließlich mußten die voluminöſen, unhandlichen und koſtſpieligen, dabei mancherlei Fährlichkeiten ausg eſetzten Ankertaue den ſolideren und dauerhafteren Ankerketten weichen. Die Fig. 298 ſtellt einen Theil des halben Querſchnittes eines eiſernen Schiffes dar. Der Kiel iſt aus einem aufrechtſtehenden a a und einem horizontalen Stück b a c zuſammengeſetzt, die beide miteinander vernietet ſind; e und d ſind die Seitenkiele. Die Winkeleiſen s s s und s‘s‘s‘, durch die dazwiſchen geſetzten Bleche x x geſtützt, bilden die Spanten. Den Längenverband bilden die Gürtungen g g g, die mit den [Abbildung Fig. 298. Halber Querſchnitt eines eiſernen Schiffes.] Spanten ein Rahmenwerk von größter Stärke bilden. Vorne laufen dieſe Gürtungen in Steven zuſammen. Das Schiff hat einen doppelten Boden. Der äußere beſteht aus den Platten pl pl, der innere aus den Platten p p. Dieſer doppelte Boden ſteigt dann vertical in der Eiſenwand w w bis an das Deck. Da es ſich in der Zeichnung um ein Panzerſchiff einfachſter und älteſter Conſtruction handelt, ſind noch einige andere Details zu erläutern. Der Panzer m m mit ſeiner Fütterung t t von Teakholz ruht auf der oberſten Längsgürtung und reicht von u bis u′; n n iſt das Zwiſchen- deck, z z das Batteriedeck. Die größte Zahl von Dampfern iſt im reinen Frachtverkehr beſchäftigt. Es haben ſich je nach dem Bedürfniß die verſchiedenſten Typen herausgebildet, gewiſſe Conſtructionen wiederholen ſich aber auf allen. Während ein eiſernes Segelſchiff nur vorne ein Colliſionsſchott beſitzt, haben die Dampfer mehrere Querſchotte, deren Durchgangsthüren waſſerdicht geſchloſſen werden können. Mitunter iſt von Thüren ganz abgeſehen, ſo daß die Schotte abſolut waſſerdicht ſind. Der Raum vom Colliſionsſchott bis zu der in der hinteren Hälfte unter- gebrachten Maſchine iſt ſo in mehrere Einzelräume getheilt, während hinter der Maſchine über dem Schraubentunnel unter 90 Meter Länge ein ungetheilter Lade- raum vorhanden iſt. Schiffen über 100 Meter Länge giebt man auch noch ein hinteres Querſchott, ſchon um die Conſtruction des Schiffes zu verſtärken. Unter den gewöhnlichen Frachtdampfern ſind ſechs Haupttypen zu unter- ſcheiden. Die älteſte Conſtruction ſind die »Eindecker«, mit einem Brückenhauſe über den Maſchinen- und Keſſelräumen und Aufbauten auf der Back und der Vierung, die Logis des Capitäns, der Officiere und Maſchiniſten und ihrer

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/410>, abgerufen am 22.11.2024.