Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Mechanische Einrichtungen in Eisenhütten und Werkstätten.
tung arbeiten. Da sie über zwei am Gestell befestigte Rollen gespannt werden, deren
eine den Antrieb erhält, während die andere mitläuft, erfordern diese Sägen ein
schmales, sehr elastisches Stahlband ohne Ende, welches durch Zusammenlöthen der
freien Enden hergestellt wird. Mit der Bandsäge bezüglich ihrer continuirlichen
Wirkung verwandt ist die Kreissäge -- auch Circularsäge genannt. Hier sind die
Sägezähne am Ende einer kreisrunden Scheibe, welche auf eine horizontale Achse
aufgezogen ist, ausgearbeitet. Anstatt die Säge aus einem Stücke zu bilden, kann
man sie auch aus gezähnten Segmenten zusammensetzen, die, auf einer centralen
Blechscheibe aufgeschraubt, einen vollen Kreis bilden.

Durch die rasche Rotation, in welche die Kreissägen versetzt werden, sind sie
außerordentlich wirksam, zumal dann, wenn mehrere derselben in Combination ge-
bracht werden. Hauptbedingung [Abbildung] Fig. 149.

Shapingmaschine.


der Wirksamkeit ist eine sichere
Lagerung der Achse und eine genaue
senkrechte Stellung des Sägeblattes
zu derselben. Die Kreissägen werden
nicht immer in der Art angeordnet,
daß ihre Achse an beiden Enden
unterstützt wird; mitunter wird das
Sägeblatt nur an einem Ende der
Achse befestigt. Schwere Werkstücke
erfordern selbstverständlich sehr
stark dimensionirte Sägeblätter. Um
deren Zerreißen zu verhüten, wird
sehr zähes Stahlblech als Material
verwendet.

Die Operation des Schneidens
erfolgt, wie bereits erwähnt, des
weiteren mittelst Scheeren. Wegen der bedeutenden Kraft, die bei den Scheeren in
Action treten muß, sind die Schneiden unter einem ziemlich großen Winkel zugeschärft.
Außerdem sind sie häufig derart angeordnet, daß die ganze Länge der Scheerenkante
nicht gleichzeitig zur Wirkung kommt, sondern nur ein allmähliches Angreifen statt-
findet. Je kräftiger die Scheeren wirken, je härteres Material sie zertheilen sollen,
desto kürzer pflegt man die Schneideschenkel, desto kräftiger die Druckschenkel aus-
zuführen.

Eine besondere Einrichtung hat die Circularscheere, die vielfach bei der Blech-
bearbeitung Verwendung findet. Zwei Scheiben mit zugeschärftem Stahlrande rotiren,
indem sich hierbei die Scheibenräder in einem Punkte berühren. Das dazwischen
gebrachte Blech wird gleichzeitig eingezogen und abgeschnitten. Die Ränder können
unter einem Winkel von 90° oder darunter zugeschärft sein. Stellt man das zu
schneidende Blech z. B. auf einer drehbaren Scheibe mittelst einer Druckschraube

13*

Mechaniſche Einrichtungen in Eiſenhütten und Werkſtätten.
tung arbeiten. Da ſie über zwei am Geſtell befeſtigte Rollen geſpannt werden, deren
eine den Antrieb erhält, während die andere mitläuft, erfordern dieſe Sägen ein
ſchmales, ſehr elaſtiſches Stahlband ohne Ende, welches durch Zuſammenlöthen der
freien Enden hergeſtellt wird. Mit der Bandſäge bezüglich ihrer continuirlichen
Wirkung verwandt iſt die Kreisſäge — auch Circularſäge genannt. Hier ſind die
Sägezähne am Ende einer kreisrunden Scheibe, welche auf eine horizontale Achſe
aufgezogen iſt, ausgearbeitet. Anſtatt die Säge aus einem Stücke zu bilden, kann
man ſie auch aus gezähnten Segmenten zuſammenſetzen, die, auf einer centralen
Blechſcheibe aufgeſchraubt, einen vollen Kreis bilden.

Durch die raſche Rotation, in welche die Kreisſägen verſetzt werden, ſind ſie
außerordentlich wirkſam, zumal dann, wenn mehrere derſelben in Combination ge-
bracht werden. Hauptbedingung [Abbildung] Fig. 149.

Shapingmaſchine.


der Wirkſamkeit iſt eine ſichere
Lagerung der Achſe und eine genaue
ſenkrechte Stellung des Sägeblattes
zu derſelben. Die Kreisſägen werden
nicht immer in der Art angeordnet,
daß ihre Achſe an beiden Enden
unterſtützt wird; mitunter wird das
Sägeblatt nur an einem Ende der
Achſe befeſtigt. Schwere Werkſtücke
erfordern ſelbſtverſtändlich ſehr
ſtark dimenſionirte Sägeblätter. Um
deren Zerreißen zu verhüten, wird
ſehr zähes Stahlblech als Material
verwendet.

Die Operation des Schneidens
erfolgt, wie bereits erwähnt, des
weiteren mittelſt Scheeren. Wegen der bedeutenden Kraft, die bei den Scheeren in
Action treten muß, ſind die Schneiden unter einem ziemlich großen Winkel zugeſchärft.
Außerdem ſind ſie häufig derart angeordnet, daß die ganze Länge der Scheerenkante
nicht gleichzeitig zur Wirkung kommt, ſondern nur ein allmähliches Angreifen ſtatt-
findet. Je kräftiger die Scheeren wirken, je härteres Material ſie zertheilen ſollen,
deſto kürzer pflegt man die Schneideſchenkel, deſto kräftiger die Druckſchenkel aus-
zuführen.

Eine beſondere Einrichtung hat die Circularſcheere, die vielfach bei der Blech-
bearbeitung Verwendung findet. Zwei Scheiben mit zugeſchärftem Stahlrande rotiren,
indem ſich hierbei die Scheibenräder in einem Punkte berühren. Das dazwiſchen
gebrachte Blech wird gleichzeitig eingezogen und abgeſchnitten. Die Ränder können
unter einem Winkel von 90° oder darunter zugeſchärft ſein. Stellt man das zu
ſchneidende Blech z. B. auf einer drehbaren Scheibe mittelſt einer Druckſchraube

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0227" n="195"/><fw place="top" type="header">Mechani&#x017F;che Einrichtungen in Ei&#x017F;enhütten und Werk&#x017F;tätten.</fw><lb/>
tung arbeiten. Da &#x017F;ie über zwei am Ge&#x017F;tell befe&#x017F;tigte Rollen ge&#x017F;pannt werden, deren<lb/>
eine den Antrieb erhält, während die andere mitläuft, erfordern die&#x017F;e Sägen ein<lb/>
&#x017F;chmales, &#x017F;ehr ela&#x017F;ti&#x017F;ches Stahlband ohne Ende, welches durch Zu&#x017F;ammenlöthen der<lb/>
freien Enden herge&#x017F;tellt wird. Mit der Band&#x017F;äge bezüglich ihrer continuirlichen<lb/>
Wirkung verwandt i&#x017F;t die Kreis&#x017F;äge &#x2014; auch Circular&#x017F;äge genannt. Hier &#x017F;ind die<lb/>
Sägezähne am Ende einer kreisrunden Scheibe, welche auf eine horizontale Ach&#x017F;e<lb/>
aufgezogen i&#x017F;t, ausgearbeitet. An&#x017F;tatt die Säge aus einem Stücke zu bilden, kann<lb/>
man &#x017F;ie auch aus gezähnten Segmenten zu&#x017F;ammen&#x017F;etzen, die, auf einer centralen<lb/>
Blech&#x017F;cheibe aufge&#x017F;chraubt, einen vollen Kreis bilden.</p><lb/>
            <p>Durch die ra&#x017F;che Rotation, in welche die Kreis&#x017F;ägen ver&#x017F;etzt werden, &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
außerordentlich wirk&#x017F;am, zumal dann, wenn mehrere der&#x017F;elben in Combination ge-<lb/>
bracht werden. Hauptbedingung  <figure><head>Fig. 149.</head><p> Shapingma&#x017F;chine.</p></figure><lb/>
der Wirk&#x017F;amkeit i&#x017F;t eine &#x017F;ichere<lb/>
Lagerung der Ach&#x017F;e und eine genaue<lb/>
&#x017F;enkrechte Stellung des Sägeblattes<lb/>
zu der&#x017F;elben. Die Kreis&#x017F;ägen werden<lb/>
nicht immer in der Art angeordnet,<lb/>
daß ihre Ach&#x017F;e an beiden Enden<lb/>
unter&#x017F;tützt wird; mitunter wird das<lb/>
Sägeblatt nur an einem Ende der<lb/>
Ach&#x017F;e befe&#x017F;tigt. Schwere Werk&#x017F;tücke<lb/>
erfordern &#x017F;elb&#x017F;tver&#x017F;tändlich &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;tark dimen&#x017F;ionirte Sägeblätter. Um<lb/>
deren Zerreißen zu verhüten, wird<lb/>
&#x017F;ehr zähes Stahlblech als Material<lb/>
verwendet.</p><lb/>
            <p>Die Operation des Schneidens<lb/>
erfolgt, wie bereits erwähnt, des<lb/>
weiteren mittel&#x017F;t <hi rendition="#g">Scheeren</hi>. Wegen der bedeutenden Kraft, die bei den Scheeren in<lb/>
Action treten muß, &#x017F;ind die Schneiden unter einem ziemlich großen Winkel zuge&#x017F;chärft.<lb/>
Außerdem &#x017F;ind &#x017F;ie häufig derart angeordnet, daß die ganze Länge der Scheerenkante<lb/>
nicht gleichzeitig zur Wirkung kommt, &#x017F;ondern nur ein allmähliches Angreifen &#x017F;tatt-<lb/>
findet. Je kräftiger die Scheeren wirken, je härteres Material &#x017F;ie zertheilen &#x017F;ollen,<lb/>
de&#x017F;to kürzer pflegt man die Schneide&#x017F;chenkel, de&#x017F;to kräftiger die Druck&#x017F;chenkel aus-<lb/>
zuführen.</p><lb/>
            <p>Eine be&#x017F;ondere Einrichtung hat die Circular&#x017F;cheere, die vielfach bei der Blech-<lb/>
bearbeitung Verwendung findet. Zwei Scheiben mit zuge&#x017F;chärftem Stahlrande rotiren,<lb/>
indem &#x017F;ich hierbei die Scheibenräder in einem Punkte berühren. Das dazwi&#x017F;chen<lb/>
gebrachte Blech wird gleichzeitig eingezogen und abge&#x017F;chnitten. Die Ränder können<lb/>
unter einem Winkel von 90° oder darunter zuge&#x017F;chärft &#x017F;ein. Stellt man das zu<lb/>
&#x017F;chneidende Blech z. B. auf einer drehbaren Scheibe mittel&#x017F;t einer Druck&#x017F;chraube<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0227] Mechaniſche Einrichtungen in Eiſenhütten und Werkſtätten. tung arbeiten. Da ſie über zwei am Geſtell befeſtigte Rollen geſpannt werden, deren eine den Antrieb erhält, während die andere mitläuft, erfordern dieſe Sägen ein ſchmales, ſehr elaſtiſches Stahlband ohne Ende, welches durch Zuſammenlöthen der freien Enden hergeſtellt wird. Mit der Bandſäge bezüglich ihrer continuirlichen Wirkung verwandt iſt die Kreisſäge — auch Circularſäge genannt. Hier ſind die Sägezähne am Ende einer kreisrunden Scheibe, welche auf eine horizontale Achſe aufgezogen iſt, ausgearbeitet. Anſtatt die Säge aus einem Stücke zu bilden, kann man ſie auch aus gezähnten Segmenten zuſammenſetzen, die, auf einer centralen Blechſcheibe aufgeſchraubt, einen vollen Kreis bilden. Durch die raſche Rotation, in welche die Kreisſägen verſetzt werden, ſind ſie außerordentlich wirkſam, zumal dann, wenn mehrere derſelben in Combination ge- bracht werden. Hauptbedingung [Abbildung Fig. 149. Shapingmaſchine.] der Wirkſamkeit iſt eine ſichere Lagerung der Achſe und eine genaue ſenkrechte Stellung des Sägeblattes zu derſelben. Die Kreisſägen werden nicht immer in der Art angeordnet, daß ihre Achſe an beiden Enden unterſtützt wird; mitunter wird das Sägeblatt nur an einem Ende der Achſe befeſtigt. Schwere Werkſtücke erfordern ſelbſtverſtändlich ſehr ſtark dimenſionirte Sägeblätter. Um deren Zerreißen zu verhüten, wird ſehr zähes Stahlblech als Material verwendet. Die Operation des Schneidens erfolgt, wie bereits erwähnt, des weiteren mittelſt Scheeren. Wegen der bedeutenden Kraft, die bei den Scheeren in Action treten muß, ſind die Schneiden unter einem ziemlich großen Winkel zugeſchärft. Außerdem ſind ſie häufig derart angeordnet, daß die ganze Länge der Scheerenkante nicht gleichzeitig zur Wirkung kommt, ſondern nur ein allmähliches Angreifen ſtatt- findet. Je kräftiger die Scheeren wirken, je härteres Material ſie zertheilen ſollen, deſto kürzer pflegt man die Schneideſchenkel, deſto kräftiger die Druckſchenkel aus- zuführen. Eine beſondere Einrichtung hat die Circularſcheere, die vielfach bei der Blech- bearbeitung Verwendung findet. Zwei Scheiben mit zugeſchärftem Stahlrande rotiren, indem ſich hierbei die Scheibenräder in einem Punkte berühren. Das dazwiſchen gebrachte Blech wird gleichzeitig eingezogen und abgeſchnitten. Die Ränder können unter einem Winkel von 90° oder darunter zugeſchärft ſein. Stellt man das zu ſchneidende Blech z. B. auf einer drehbaren Scheibe mittelſt einer Druckſchraube 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/227
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/227>, abgerufen am 02.05.2024.