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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.

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Im Ararat-Gebiet.
ist nicht genau bekannt, doch scheinen sie etwa um die Mitte des
dritten Jahrhunderts n. Chr. immerhin zahlreich genug gewesen
zu sein, denn als zu dieser Zeit der armenische König Tiridates II.
durch den Beistand der Römer den Thron seiner Väter den
Sassaniden wieder abnahm, schlug sich Mamkon auf die Seite
des Königs, wofür er als erblichen Sitz für sich und seine An-
hänger dasselbe Daron erhielt, in welchem sich bekanntlich die
Enkel Haiks und später die Nachkommen Sarezers und Scham-
bads (die ersten Ardzrunier und Bagratiden) niedergelassen hatten1.
Später thaten sich die Mamigonier stets mehr durch Treue, Tapfer-
keit und andere Tugenden hervor, wodurch sie zu einer festen
Stütze des immerdar bedrohten armenischen Reiches wurden. Die
letzte Erwähnung von ihnen geschieht im neunten Jahrhundert
und zwar in byzantinischen Chroniken. Bemerkenswerth ist, daß
der bekannte moderne Geograph der Armenier, Indschidschean,
in dem Kurdenstamme Manekzier die letzten Reste der Mami-
gonier erblicken will2, wodurch dieser arische Stamm wieder
nur in einem anderen arischen Stamm aufgegangen wäre ...

In der älteren Völker-Bewegung Armeniens sollen auch die
Bulgaren eine Rolle gespielt haben. Die Annahme ist ziemlich
veraltet; gleichwohl bekennt sich noch der Gelehrte Carl Ritter3
zu ihr, indem er in dem Namen Wunt (Went), den der Führer
der angeblichen Bulgaren geführt haben soll, einen Anklang an
Wenden (Winden) findet und darin einen Beleg für die "slavische"
Einwanderung in Armenien erblickt. Das klingt freilich wunder-
lich genug vom Standpunkte der modernen Forschung, die in
den Bulgaren bei ihrem ersten historischen Auftreten bekanntlich
nichts weniger als Slaven, sondern einen finnisch-ugrischen Stamm
erkennt. Da die Skythen bekanntlich wiederholt über den Kau-
kasus gestiegen sind und den vorder-asiatischen Herrschern ver-
schiedener Epochen zu schaffen machten, so dürfte es sich wohl
um solche Elemente in Bezug auf Armenien handeln; von einem
Einflusse derselben auf die ethnische Entwickelung der Armenier
kann aber unter solchen Umständen selbstverständlich keine Rede

1 Bei Mos. v. Chor., a. a. O.
2 Indschidschean, "Armenische Antiquitäten".
3 Ritter, "Erdkunde", X, 589.

Im Ararat-Gebiet.
iſt nicht genau bekannt, doch ſcheinen ſie etwa um die Mitte des
dritten Jahrhunderts n. Chr. immerhin zahlreich genug geweſen
zu ſein, denn als zu dieſer Zeit der armeniſche König Tiridates II.
durch den Beiſtand der Römer den Thron ſeiner Väter den
Saſſaniden wieder abnahm, ſchlug ſich Mamkon auf die Seite
des Königs, wofür er als erblichen Sitz für ſich und ſeine An-
hänger daſſelbe Daron erhielt, in welchem ſich bekanntlich die
Enkel Haiks und ſpäter die Nachkommen Sarezers und Scham-
bads (die erſten Ardzrunier und Bagratiden) niedergelaſſen hatten1.
Später thaten ſich die Mamigonier ſtets mehr durch Treue, Tapfer-
keit und andere Tugenden hervor, wodurch ſie zu einer feſten
Stütze des immerdar bedrohten armeniſchen Reiches wurden. Die
letzte Erwähnung von ihnen geſchieht im neunten Jahrhundert
und zwar in byzantiniſchen Chroniken. Bemerkenswerth iſt, daß
der bekannte moderne Geograph der Armenier, Indſchidſchean,
in dem Kurdenſtamme Manekzier die letzten Reſte der Mami-
gonier erblicken will2, wodurch dieſer ariſche Stamm wieder
nur in einem anderen ariſchen Stamm aufgegangen wäre …

In der älteren Völker-Bewegung Armeniens ſollen auch die
Bulgaren eine Rolle geſpielt haben. Die Annahme iſt ziemlich
veraltet; gleichwohl bekennt ſich noch der Gelehrte Carl Ritter3
zu ihr, indem er in dem Namen Wunt (Went), den der Führer
der angeblichen Bulgaren geführt haben ſoll, einen Anklang an
Wenden (Winden) findet und darin einen Beleg für die „ſlaviſche“
Einwanderung in Armenien erblickt. Das klingt freilich wunder-
lich genug vom Standpunkte der modernen Forſchung, die in
den Bulgaren bei ihrem erſten hiſtoriſchen Auftreten bekanntlich
nichts weniger als Slaven, ſondern einen finniſch-ugriſchen Stamm
erkennt. Da die Skythen bekanntlich wiederholt über den Kau-
kaſus geſtiegen ſind und den vorder-aſiatiſchen Herrſchern ver-
ſchiedener Epochen zu ſchaffen machten, ſo dürfte es ſich wohl
um ſolche Elemente in Bezug auf Armenien handeln; von einem
Einfluſſe derſelben auf die ethniſche Entwickelung der Armenier
kann aber unter ſolchen Umſtänden ſelbſtverſtändlich keine Rede

1 Bei Moſ. v. Chor., a. a. O.
2 Indſchidſchean, „Armeniſche Antiquitäten“.
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[32/0064] Im Ararat-Gebiet. iſt nicht genau bekannt, doch ſcheinen ſie etwa um die Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. immerhin zahlreich genug geweſen zu ſein, denn als zu dieſer Zeit der armeniſche König Tiridates II. durch den Beiſtand der Römer den Thron ſeiner Väter den Saſſaniden wieder abnahm, ſchlug ſich Mamkon auf die Seite des Königs, wofür er als erblichen Sitz für ſich und ſeine An- hänger daſſelbe Daron erhielt, in welchem ſich bekanntlich die Enkel Haiks und ſpäter die Nachkommen Sarezers und Scham- bads (die erſten Ardzrunier und Bagratiden) niedergelaſſen hatten 1. Später thaten ſich die Mamigonier ſtets mehr durch Treue, Tapfer- keit und andere Tugenden hervor, wodurch ſie zu einer feſten Stütze des immerdar bedrohten armeniſchen Reiches wurden. Die letzte Erwähnung von ihnen geſchieht im neunten Jahrhundert und zwar in byzantiniſchen Chroniken. Bemerkenswerth iſt, daß der bekannte moderne Geograph der Armenier, Indſchidſchean, in dem Kurdenſtamme Manekzier die letzten Reſte der Mami- gonier erblicken will 2, wodurch dieſer ariſche Stamm wieder nur in einem anderen ariſchen Stamm aufgegangen wäre … In der älteren Völker-Bewegung Armeniens ſollen auch die Bulgaren eine Rolle geſpielt haben. Die Annahme iſt ziemlich veraltet; gleichwohl bekennt ſich noch der Gelehrte Carl Ritter 3 zu ihr, indem er in dem Namen Wunt (Went), den der Führer der angeblichen Bulgaren geführt haben ſoll, einen Anklang an Wenden (Winden) findet und darin einen Beleg für die „ſlaviſche“ Einwanderung in Armenien erblickt. Das klingt freilich wunder- lich genug vom Standpunkte der modernen Forſchung, die in den Bulgaren bei ihrem erſten hiſtoriſchen Auftreten bekanntlich nichts weniger als Slaven, ſondern einen finniſch-ugriſchen Stamm erkennt. Da die Skythen bekanntlich wiederholt über den Kau- kaſus geſtiegen ſind und den vorder-aſiatiſchen Herrſchern ver- ſchiedener Epochen zu ſchaffen machten, ſo dürfte es ſich wohl um ſolche Elemente in Bezug auf Armenien handeln; von einem Einfluſſe derſelben auf die ethniſche Entwickelung der Armenier kann aber unter ſolchen Umſtänden ſelbſtverſtändlich keine Rede 1 Bei Moſ. v. Chor., a. a. O. 2 Indſchidſchean, „Armeniſche Antiquitäten“. 3 Ritter, „Erdkunde“, X, 589.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/64>, abgerufen am 22.11.2024.