len (s. Tab. II. Fig. 9.) finden werden. Es muss vor Al- lem untersucht werden, ob solche Kanälchen auch in Zel- len vorkommen, deren Wände entschieden verdickt sind.
Wir wollen nun die Beobachtungen über die Knorpel in der Kürze zusammenfassen und auf die übereinstim- menden und abweichenden Vorgänge bei den Pflanzen aufmerksam machen. Die Knorpel entstehn aus Zellen, von denen jede ihre besondere, Anfangs sehr dünne Wand hat: ebenso wie die Pflanzenzellen. Diese Zellen liegen dicht aneinander und platten sich desshalb gegeneinander ab, wie die Pflanzenzellen (s. Tab. I. Fig. 5. 6.), oder es ist Intercellularsubstanz vorhanden, und zwar entweder nur in sehr geringer Quantität, so dass sie nur an Stellen, wo drei oder vier Zellen zusammenstossen, sichtbar ist (s. Fig. 6 c), oder in grösserer Menge, so dass sie die Be- rührung der einzelnen Zellenwände verhindert (Fig. 7.). Die Zellen enthalten meistens, in der frühesten Periode vielleicht konstant, einen Kern, nämlich ein rundes oder ovales Körperchen (Tab. I. Fig. 5. a), welches meistens noch ein oder zwei Kernkörperchen enthält. Dieser Kern wird später, oft erst bei der Verknöcherung resorbirt. Ganz ebenso verhält es sich bei den Pflanzen. Die Wände der Knorpelzellen verdicken sich (Vergl. Fig. 6. und 7. mit Fig. 5.), was auch bei sehr vielen Pflanzenzellen vor- kommt. Bei den Knorpelzellen aber lässt sich kein Un- terschied zwischen primärer Zellenmembran und sekundä- rer Ablagerung beobachten, und eine Schichtung, wie sie bei verdickten Pflanzenzellen oft deutlich ist, ist hier nicht mit hinlänglicher Sicherheit zu erkennen. Der Zellenkern bleibt dabei, wenn er nicht resorbirt wird, an der Innen- seite der verdickten Wand liegen. Eine wirkliche Ver- dickung der Zellenmembran ohne schichtenweise Ablage- rung scheint aber auch bei den Pflanzen nicht ohne Bei- spiel, z. B. an dem Pollenschlauch von Formium tenax (s. die Einleitung). Es scheint aber, dass eine Verdickung der Wände der Knorpelzellen nicht überall, namentlich nicht bei den verknöchernden Knorpeln, vorkommt, son-
len (s. Tab. II. Fig. 9.) finden werden. Es muſs vor Al- lem untersucht werden, ob solche Kanälchen auch in Zel- len vorkommen, deren Wände entschieden verdickt sind.
Wir wollen nun die Beobachtungen über die Knorpel in der Kürze zusammenfassen und auf die übereinstim- menden und abweichenden Vorgänge bei den Pflanzen aufmerksam machen. Die Knorpel entstehn aus Zellen, von denen jede ihre besondere, Anfangs sehr dünne Wand hat: ebenso wie die Pflanzenzellen. Diese Zellen liegen dicht aneinander und platten sich deſshalb gegeneinander ab, wie die Pflanzenzellen (s. Tab. I. Fig. 5. 6.), oder es ist Intercellularsubstanz vorhanden, und zwar entweder nur in sehr geringer Quantität, so daſs sie nur an Stellen, wo drei oder vier Zellen zusammenstoſsen, sichtbar ist (s. Fig. 6 c), oder in gröſserer Menge, so daſs sie die Be- rührung der einzelnen Zellenwände verhindert (Fig. 7.). Die Zellen enthalten meistens, in der frühesten Periode vielleicht konstant, einen Kern, nämlich ein rundes oder ovales Körperchen (Tab. I. Fig. 5. a), welches meistens noch ein oder zwei Kernkörperchen enthält. Dieser Kern wird später, oft erst bei der Verknöcherung resorbirt. Ganz ebenso verhält es sich bei den Pflanzen. Die Wände der Knorpelzellen verdicken sich (Vergl. Fig. 6. und 7. mit Fig. 5.), was auch bei sehr vielen Pflanzenzellen vor- kommt. Bei den Knorpelzellen aber läſst sich kein Un- terschied zwischen primärer Zellenmembran und sekundä- rer Ablagerung beobachten, und eine Schichtung, wie sie bei verdickten Pflanzenzellen oft deutlich ist, ist hier nicht mit hinlänglicher Sicherheit zu erkennen. Der Zellenkern bleibt dabei, wenn er nicht resorbirt wird, an der Innen- seite der verdickten Wand liegen. Eine wirkliche Ver- dickung der Zellenmembran ohne schichtenweise Ablage- rung scheint aber auch bei den Pflanzen nicht ohne Bei- spiel, z. B. an dem Pollenschlauch von Formium tenax (s. die Einleitung). Es scheint aber, daſs eine Verdickung der Wände der Knorpelzellen nicht überall, namentlich nicht bei den verknöchernden Knorpeln, vorkommt, son-
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len (s. Tab. II. Fig. 9.) finden werden. Es muſs vor Al-
lem untersucht werden, ob solche Kanälchen auch in Zel-
len vorkommen, deren Wände entschieden verdickt sind.
Wir wollen nun die Beobachtungen über die Knorpel
in der Kürze zusammenfassen und auf die übereinstim-
menden und abweichenden Vorgänge bei den Pflanzen
aufmerksam machen. Die Knorpel entstehn aus Zellen,
von denen jede ihre besondere, Anfangs sehr dünne Wand
hat: ebenso wie die Pflanzenzellen. Diese Zellen liegen
dicht aneinander und platten sich deſshalb gegeneinander
ab, wie die Pflanzenzellen (s. Tab. I. Fig. 5. 6.), oder es
ist Intercellularsubstanz vorhanden, und zwar entweder nur
in sehr geringer Quantität, so daſs sie nur an Stellen, wo
drei oder vier Zellen zusammenstoſsen, sichtbar ist (s.
Fig. 6 c), oder in gröſserer Menge, so daſs sie die Be-
rührung der einzelnen Zellenwände verhindert (Fig. 7.).
Die Zellen enthalten meistens, in der frühesten Periode
vielleicht konstant, einen Kern, nämlich ein rundes oder
ovales Körperchen (Tab. I. Fig. 5. a), welches meistens
noch ein oder zwei Kernkörperchen enthält. Dieser Kern
wird später, oft erst bei der Verknöcherung resorbirt.
Ganz ebenso verhält es sich bei den Pflanzen. Die Wände
der Knorpelzellen verdicken sich (Vergl. Fig. 6. und 7.
mit Fig. 5.), was auch bei sehr vielen Pflanzenzellen vor-
kommt. Bei den Knorpelzellen aber läſst sich kein Un-
terschied zwischen primärer Zellenmembran und sekundä-
rer Ablagerung beobachten, und eine Schichtung, wie sie
bei verdickten Pflanzenzellen oft deutlich ist, ist hier nicht
mit hinlänglicher Sicherheit zu erkennen. Der Zellenkern
bleibt dabei, wenn er nicht resorbirt wird, an der Innen-
seite der verdickten Wand liegen. Eine wirkliche Ver-
dickung der Zellenmembran ohne schichtenweise Ablage-
rung scheint aber auch bei den Pflanzen nicht ohne Bei-
spiel, z. B. an dem Pollenschlauch von Formium tenax
(s. die Einleitung). Es scheint aber, daſs eine Verdickung
der Wände der Knorpelzellen nicht überall, namentlich
nicht bei den verknöchernden Knorpeln, vorkommt, son-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/60>, abgerufen am 23.11.2024.
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