höhle ausgehend sich in die Knorpelsubstanz hinein er- strecken. Je nachdem nun die Knorpelkörperchen die Höhlen der Zellen sind, deren verdickte und unter ein- ander und mit der Intercellularsubstanz verschmolzene Wände die Knorpelsubstanz bilden, oder je nachdem die Knorpelkörperchen die ganzen Zellen sind, und die Zwi- schensubstanz der Zellenhöhlen nur die Intercellularsubstanz ist, sind also diese Kanälchen entweder Kanälchen, die von der Zellenhöhle in die verdickten Zellenwände eindringen, oder es sind hohle Verlängerungen der Zellen in die In- tercellularsubstanz. Im ersten Falle würden diese Kanäl- chen mit den Porenkanälchen der Pflanzenzellen zu ver- gleichen sein, im zweiten würden sie Verlängerungen der Zellen entsprechen, wie wir sie im Verlaufe dieser Ab- handlung noch oft sehen werden. Da ich bis jetzt nicht bestimmt sagen kann, welcher der beiden Vordersätze der richtige ist, so kann ich auch über den Schluss nichts Bestimmtes entscheiden. Die Knochenkörperchen mit ih- ren Fasern haben allerdings einige Aehnlichkeit mit Poren- kanälchen, und letztere kommen auch verästelt vor. Auch kommen in der unmittelbar unter der Cuticula liegenden Rindenschicht der Cacteen, welche nach Schleiden aus Zellen besteht, deren verdickte Wände vollständig mit ein- ander verschmolzen sind, in den Resten der Zellenhöhlen und deren Porenkanälchen Krystalle vor. Allein gegen diese Ansicht spricht, dass, wie es scheint, zuweilen ein Kanälchen ununterbrochen von Einem Knochenkörperchen zum andern geht, und dass oft Ein Kanälchen Eines Kno- chenkörperchens in die Zwischenräume zwischen zwei Ka- nälchen eines anderen Knochenkörperchens eindringt, wie wenn man die Finger der einen Hand zwischen die der andern steckt. Das erstere kann bei Porenkanälchen gar nicht, das zweite nur bei einer gewissen Form der Zellen vorkommen, die die Knorpelzellen nicht haben. Es scheint mir daher für jetzt die Wahrscheinlichkeit grösser, dass diese Kanälchen mit Kalkerde gefüllte Verlängerungen der Zellen sind, wie wir sie später z. B. bei den Pigmentzel-
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höhle ausgehend sich in die Knorpelsubstanz hinein er- strecken. Je nachdem nun die Knorpelkörperchen die Höhlen der Zellen sind, deren verdickte und unter ein- ander und mit der Intercellularsubstanz verschmolzene Wände die Knorpelsubstanz bilden, oder je nachdem die Knorpelkörperchen die ganzen Zellen sind, und die Zwi- schensubstanz der Zellenhöhlen nur die Intercellularsubstanz ist, sind also diese Kanälchen entweder Kanälchen, die von der Zellenhöhle in die verdickten Zellenwände eindringen, oder es sind hohle Verlängerungen der Zellen in die In- tercellularsubstanz. Im ersten Falle würden diese Kanäl- chen mit den Porenkanälchen der Pflanzenzellen zu ver- gleichen sein, im zweiten würden sie Verlängerungen der Zellen entsprechen, wie wir sie im Verlaufe dieser Ab- handlung noch oft sehen werden. Da ich bis jetzt nicht bestimmt sagen kann, welcher der beiden Vordersätze der richtige ist, so kann ich auch über den Schluſs nichts Bestimmtes entscheiden. Die Knochenkörperchen mit ih- ren Fasern haben allerdings einige Aehnlichkeit mit Poren- kanälchen, und letztere kommen auch verästelt vor. Auch kommen in der unmittelbar unter der Cuticula liegenden Rindenschicht der Cacteen, welche nach Schleiden aus Zellen besteht, deren verdickte Wände vollständig mit ein- ander verschmolzen sind, in den Resten der Zellenhöhlen und deren Porenkanälchen Krystalle vor. Allein gegen diese Ansicht spricht, daſs, wie es scheint, zuweilen ein Kanälchen ununterbrochen von Einem Knochenkörperchen zum andern geht, und daſs oft Ein Kanälchen Eines Kno- chenkörperchens in die Zwischenräume zwischen zwei Ka- nälchen eines anderen Knochenkörperchens eindringt, wie wenn man die Finger der einen Hand zwischen die der andern steckt. Das erstere kann bei Porenkanälchen gar nicht, das zweite nur bei einer gewissen Form der Zellen vorkommen, die die Knorpelzellen nicht haben. Es scheint mir daher für jetzt die Wahrscheinlichkeit gröſser, daſs diese Kanälchen mit Kalkerde gefüllte Verlängerungen der Zellen sind, wie wir sie später z. B. bei den Pigmentzel-
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höhle ausgehend sich in die Knorpelsubstanz hinein er-
strecken. Je nachdem nun die Knorpelkörperchen die
Höhlen der Zellen sind, deren verdickte und unter ein-
ander und mit der Intercellularsubstanz verschmolzene
Wände die Knorpelsubstanz bilden, oder je nachdem die
Knorpelkörperchen die ganzen Zellen sind, und die Zwi-
schensubstanz der Zellenhöhlen nur die Intercellularsubstanz
ist, sind also diese Kanälchen entweder Kanälchen, die von
der Zellenhöhle in die verdickten Zellenwände eindringen,
oder es sind hohle Verlängerungen der Zellen in die In-
tercellularsubstanz. Im ersten Falle würden diese Kanäl-
chen mit den Porenkanälchen der Pflanzenzellen zu ver-
gleichen sein, im zweiten würden sie Verlängerungen der
Zellen entsprechen, wie wir sie im Verlaufe dieser Ab-
handlung noch oft sehen werden. Da ich bis jetzt nicht
bestimmt sagen kann, welcher der beiden Vordersätze der
richtige ist, so kann ich auch über den Schluſs nichts
Bestimmtes entscheiden. Die Knochenkörperchen mit ih-
ren Fasern haben allerdings einige Aehnlichkeit mit Poren-
kanälchen, und letztere kommen auch verästelt vor. Auch
kommen in der unmittelbar unter der Cuticula liegenden
Rindenschicht der Cacteen, welche nach Schleiden aus
Zellen besteht, deren verdickte Wände vollständig mit ein-
ander verschmolzen sind, in den Resten der Zellenhöhlen
und deren Porenkanälchen Krystalle vor. Allein gegen
diese Ansicht spricht, daſs, wie es scheint, zuweilen ein
Kanälchen ununterbrochen von Einem Knochenkörperchen
zum andern geht, und daſs oft Ein Kanälchen Eines Kno-
chenkörperchens in die Zwischenräume zwischen zwei Ka-
nälchen eines anderen Knochenkörperchens eindringt, wie
wenn man die Finger der einen Hand zwischen die der
andern steckt. Das erstere kann bei Porenkanälchen gar
nicht, das zweite nur bei einer gewissen Form der Zellen
vorkommen, die die Knorpelzellen nicht haben. Es scheint
mir daher für jetzt die Wahrscheinlichkeit gröſser, daſs
diese Kanälchen mit Kalkerde gefüllte Verlängerungen der
Zellen sind, wie wir sie später z. B. bei den Pigmentzel-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/59>, abgerufen am 23.11.2024.
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